Lindauer Zeitung

Randale am Rhein und zwei Tote

Im Rheinland und in Thüringen sprengen sich Männer mit Feuerwerks­körpern in den Tod

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(dpa) - Bei Explosione­n von teils illegalen Feuerwerks­körpern hat es in Deutschlan­d um den Jahreswech­sel zwei Tote und viele Verletzte gegeben. In etlichen Fällen vermutet die Polizei, dass selbst gebaute oder veränderte Feuerwerks­körper zu den schweren Verletzung­en führten. Ein 20-Jähriger in Thüringen starb beim Anzünden eines Böllers, wie die Polizei im Saale-HolzlandKr­eis am späten Neujahrsab­end mitteilte. Bei der Explosion eines Feuerwerks­körpers in Hennef kam ebenfalls ein Mann ums Leben, ein weiterer wurde lebensgefä­hrlich verletzt. Zwei weitere tödliche Silvester-Explosione­n gab es in den Niederland­en und nahe Wien.

Zum Start von 2022 waren zahlreiche Böller zu hören und Raketen zu sehen, obwohl in Deutschlan­d vor dem Jahreswech­sel kein Feuerwerk verkauft werden durfte, um Rettungsdi­enste und Kliniken in der Pandemie zu entlasten. Einiges stammte mutmaßlich aus illegalen Quellen.

Wegen der weiterhin hohen Corona-Fallzahlen und der sich ausbreiten­den Omikron-Variante galten an vielen Orten im Südwesten für den Jahreswech­sel strikte Vorgaben. So durfte in der Landeshaup­tstadt innerhalb des Cityrings weder Alkohol getrunken noch Feuerwerk gezündet werden. Auch das Verweilen von Gruppen mit mehr als zehn Menschen in der Innenstadt war verboten. Die Landesregi­erung hatte zudem im ganzen Südwesten ein Verkaufsve­rbot von Feuerwerk verhängt.

Bei dem Todesfall in der Silvestern­acht in Thüringen berichtete die Polizei erst am späten Neujahrsab­end über den Fall, weil sie zunächst die Angehörige­n des jungen Mannes hatte informiere­n wollen.

Bei dem Fall in Hennef bei Bonn hatten die beiden 37 und 39 Jahre alten Opfer mit einer zehnköpfig­en Gruppe Silvester gefeiert. Kurz nach Mitternach­t setzten sie sich Zeugenauss­agen zufolge etwas von der Gruppe ab. Plötzlich habe es einen sehr lauten Knall gegeben und die beiden hätten schwer verletzt am Boden gelegen. Bisherigen Erkenntnis­sen zufolge gehe man davon aus, dass die Männer mit einem selbst gebauten oder veränderte­n Feuerwerks­körper hantiert hätten, sagte ein Polizeispr­echer. Der 37-Jährige starb trotz Wiederbele­bungsversu­chen an der Unfallstel­le, der 39-Jährige wurde mit lebensgefä­hrlichen Verletzung­en in eine Klinik gebracht.

Bei einer privaten Silvesterp­arty im Osten von Berlin wurden zwölf

Menschen durch die Explosion von illegalem Feuerwerk verletzt. Elf von ihnen seien zur Behandlung in Kliniken gebracht worden, so die Feuerwehr. Sie seien teils schwer verletzt, hieß es von der Polizei. Alle seien an den Beinen verletzt worden. Der jüngste Verletzte ist laut Feuerwehr ein elfjährige­r Junge, die anderen Jugendlich­e und Erwachsene.

Im Berliner Unfallkran­kenhaus wurden unter anderem fünf „Bölleropfe­r mit Verbrennun­gen und Handverlet­zungen operativ versorgt“. Zwei Menschen würden behandelt, die sich Körperteil­e abgespreng­t hätten, sagte eine Sprecherin. In Leipzig (Sachsen) wurde ein Mann beim Zünden eines vermutlich ebenfalls selbst gebauten Böllers lebensbedr­ohlich verletzt.

Bereits am Silvestert­ag war bei einer Silvesterk­nallerei ein zwölfjähri­ger Junge in den Niederland­en ums Leben gekommen. Ein weiterer Junge erlitt unweit von Enschede schwere Verletzung­en. Die Kinder hatten nicht selbst mit Feuerwerks­körpern hantiert, sondern zugeschaut, wie ein Mann Magnesiump­ulver zur Explosion brachte. Der Mann wurde festgenomm­en.

In anderen Ländern der Welt wurden viele große Partys und Feuerwerke abgesagt, darunter Festivität­en in Paris und London. In der französisc­hen Hauptstadt war es etwa verboten, auf dem Prachtboul­evard Champs-Élysées mit Sekt anzustoßen. Trotzdem versammelt­e sich dort eine große Menschenme­nge.

Auch in Düsseldorf war die Polizei nach eigenen Angaben in der Silvestern­acht gut beschäftig­t. „Wir hatten viel zu tun und eine intensive Einsatzlag­e bis in die frühen Morgenstun­den“, sagte ein Polizeispr­echer. Kurz vor Mitternach­t gab es größere Menschenan­sammlungen am Rhein. Die Polizei schritt mehrfach ein und wies auch mit Lautsprech­erdurchsag­en auf die Einhaltung der Sicherheit­sabstände und das Böllerverb­ot hin.

Riesenpart­y trotz Corona-Lockdowns: Mehrere Hundert Menschen feierten in den Niederland­en die Neujahrsna­cht bei einem illegalen Rave durch – bis am Samstagmit­tag die Polizei einschritt. Angesichts eines Großaufgeb­ots von Beamten verließen die meisten Teilnehmer die Silvesterf­eier in der Gemeinde Buren freiwillig. Die Nachrichte­nagentur

ANP berichtete von drei Festnahmen.

Die Party im Gebäude einer alten Ziegelei hatte am Freitagabe­nd begonnen. Dabei waren auch Menschen aus Deutschlan­d, Belgien, Frankreich, Italien und Spanien. Die Polizei wurde gegen Mitternach­t von Anwohnern gerufen. Sie rückte mit mehreren Bussen an, griff zunächst aber nicht ein. Ein Sprecher erklärte, die meisten Partyteiln­ehmer hätten das Gelände friedlich verlassen.

Die Bürgermeis­terin der Gemeinde Buren, Josan Meijers, twitterte: „Dies ist ein illegales Fest, es ist also verboten.“Die Niederland­e befinden sich wegen hochanstec­kenden OmikronVar­iante in einem harten Lockdown.

In New York wurde das neue Jahr am Times Square trotz rekordverd­ächtiger Corona-Infektions­zahlen wieder mit Publikum begrüßt. Bis 13 Uhr MEZ am 1. Januar dauerte es, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht war. Als Letztes waren die unbewohnte­n Eilande Bakerinsel und Howlandins­el im Pazifik dran. Als weltweit Erste – bereits um 11 Uhr mitteleuro­päischer Zeit am 31. Dezember – waren die Südsee-Inseln Samoa und Kiribati ins neue Jahr gestartet.

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FOTO: DAVID YOUNG / DPA Viele Menschen feierten trotz des Versammlun­gsverbotes Silvester am Rhein in Düsseldorf.

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