Weiblichere Topetagen
Deutsche Vorstände aber noch stark männerdominiert
(dpa) - In den Vorständen börsennotierter deutscher Unternehmen gibt es nach einem deutlichen Zuwachs aktuell so viele Frauen wie nie zuvor. Wie eine Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY ergab, hat sich die Zahl weiblicher Vorstandsmitglieder in den 160 Unternehmen der Dax-Familie um 20 auf jetzt 94 Topmanagerinnen erhöht. Das ist der höchste Wert und gleichzeitig stärkste Anstieg seit Beginn der Auswertung im Jahr 2013.
„Die deutschen Vorstandsgremien werden weiblicher, aber der Wandel findet sehr langsam statt. Derzeit sieht sich im Durchschnitt eine Frau sechs Männern gegenüber“, sagt EY-Experte Markus Heinen. Denn trotz des Zuwachses ist klar, dass die Vorstände deutscher Unternehmen weiterhin stark von Männern dominiert werden. Zudem steht in nur neun Unternehmen eine Managerin an der Vorstandsspitze.
Markus Heinen geht allerdings davon aus, dass durch die Frauenquote für Vorstände, die seit August vergangenen Jahres gilt, der Anteil weiblicher Führungskräfte in Zukunft deutlich steigen wird.
Denn bei börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Firmen, die mehr als 2000 Menschen beschäftigen und mehr als drei Vorstandsmitglieder haben, muss bei Neubesetzungen darauf geachtet werden, dass mindestens eine Frau im Vorstand sitzt. Andere börsennotierte oder mitbestimmte Unternehmen, die nicht unter die Mindestvorgabe fallen, müssen begründen, wenn sie ihren Vorstand ohne Frauen planen. Geschieht das nicht, drohen Bußgelder. „Wenn wir in den kommenden Jahren immer mehr Frauen an den Unternehmensspitzen sehen, wird das auch eine enorme Signalwirkung entfalten“, sagt Heinen.
Der Anteil weiblicher Führungskräfte im Vorstand erhöhte sich EY zufolge im Jahresvergleich um 2,4 Prozentpunkte auf die Höchstmarke 13,4 Prozent. Nach Branchen betrachtet ist der Frauenanteil in den Vorständen der Telekommunikationsbranche mit 19,2 Prozent am höchsten. Besonders niedrig ist der Anteil von Topmanagerinnen dagegen bei IT-Unternehmen (11,4 Prozent), Industriekonzernen (10,7 Prozent) und Medienunternehmen (7,0 Prozent).