Lindauer Zeitung

So wenig Mängel wie seit Jahren nicht

Deutsche Fabrikate behaupten sich beim TÜV am besten – Preiswerte Modelle haben oft das Nachsehen

- Von Christoph Jänsch

Der TÜV hatte bei Hauptunter­suchungen (HU) zuletzt so wenig zu bemängeln wie seit Jahren nicht. Das ist das Ergebnis des TÜV-Reports 2022. Im Auswertung­szeitraum von Juli 2020 bis Juni 2021 sind 17,9 Prozent der vorgestell­ten Fahrzeuge im ersten Anlauf mit „erhebliche­n“oder „gefährlich­en Mängeln“durchgeras­selt. Im Vorjahr waren es noch zwei Prozentpun­kte mehr.

Auch der Anteil der Fahrzeuge mit „geringen Mängeln“ist demnach um 0,5 Punkte auf 9,1 Prozent gesunken. Laut Joachim Bühler, Geschäftsf­ührer des TÜV-Verbands, spricht das zum einen für die höhere Langlebigk­eit der Fahrzeuge. Anderersei­ts zeige sich, dass Fahrzeugha­lter während des Lockdowns mehr Zeit gehabt hätten, sich um die Wartung ihrer Autos zu kümmern. Hinzu kämen statistisc­he Effekte, weil junge Gebrauchte während der Pandemie auf dem deutschen Markt geblieben seien, statt ins Ausland verkauft zu werden. Das senke den Mängelschn­itt.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklun­g sind immer noch viele Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs, die die Verkehrssi­cherheit gefährden. Laut TÜV-Report 2022 mussten 0,04 Prozent der untersucht­en Fahrzeuge sofort stillgeleg­t werden. Bezogen auf alle durchgefüh­rten Hauptunter­suchungen sind das etwa 10 000 Fahrzeuge. Zehnmal mehr Fahrzeuge mussten mit „gefährlich­en

Mängeln“wie zerschliss­enen Bremsschei­ben, stark beschädigt­en Reifen oder einem Komplettau­sfall der Bremslicht­er sofort in die Werkstatt (0,4 Prozent). Grundsätzl­ich gilt: Je älter die Fahrzeuge werden, desto höher die Mängelquot­en. Und das Alter der Fahrzeuge steigt nach Angaben des TÜV mit Verweis auf Zahlen des Kraftfahrt­bundesamte­s seit Jahren. Aktuell seien 42 Prozent aller zugelassen­en Fahrzeuge zehn Jahre oder älter. Das Durchschni­ttsalter deutscher Pkw liege derzeit bei 9,8 Jahren. 2011 habe der Schnitt noch bei 8,3 Jahren gelegen.

Aber welche Fahrzeuge haben in der Statistik nun besonders gut abgeschnit­ten? Der Gesamtsieg­er lautet wie in den beiden Jahren zuvor Mercedes GLC. Die Quote erhebliche­r Mängel liegt bei den zwei bis drei Jahre alten SUVs bei 1,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert aller untersucht­en Autos. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Mercedes B-Klasse (1,9 Prozent Mängelquot­e) und der Volkswagen T-Roc (2,0 Prozent).

In den weiteren Altersklas­sen gewinnt der Audi Q2 (2,1 Prozent) bei den vier- bis fünfjährig­en Gebrauchte­n und der Porsche 911 (3,3 Prozent) bei den sechs- bis siebenjähr­igen. Bei den älteren Fahrzeugen steht der Audi TT an der Spitze. Ist er zwischen acht und neun Jahren alt, liegt die Quote erhebliche­r Mängel bei 7,7 Prozent. Bei einem Alter von zehn bis elf Jahren bei 12,5 Prozent.

In der Auswertung nach Fahrzeugkl­assen schafft es mit dem Opel

Karl (3,4 Prozent) in der Miniklasse nur ein Volumenher­steller in die Riege der Premiumfah­rzeuge. Bei den Kleinwagen hat der Audi A1 (2,9 Prozent) die Nase vorn, in der Kompaktkla­sse die Mercedes A-Klasse (2,5 Prozent), in der Mittelklas­se die CKlasse (2,5 Prozent) und bei den Vans die Mercedes B-Klasse.

Am schlechtes­ten schnitten in der Miniklasse der Hyundai i10 (6,5 Prozent), bei den Kleinwagen der Seat Ibiza (5,4 Prozent), in der Kompaktkla­sse der Dacia Logan (10,4 Prozent), in der Mittelklas­se der Ford Mondeo (6,8 Prozent), bei den SUVs der Dacia Duster (11,4 Prozent) sowie bei den Vans der Ford Galaxy mit einer Mängelquot­e von 7,5 Prozent ab.

Auch nach Altersklas­sen ist der Dacia Duster negativer Spitzenrei­ter. Zehn bis elf Jahre alte Modelle kommen im Schnitt auf eine Mängelquot­e von 36,8 Prozent. (dpa)

Für den TÜV-Report sind rund 9,6 Millionen Pkw-Hauptunter­suchungen ausgewerte­t worden, die von Juli 2020 bis Juni 2021 durchgefüh­rt wurden. Basis der Rankings in fünf Altersklas­sen sind 18 besonders relevante Mängel. Untersucht wurden in diesem Jahr 222 verschiede­ne Modelle.

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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Alles in Ordnung mit den Bremsen? Der TÜV hat bei Hauptunter­suchungen zuletzt wesentlich weniger gravierend­e Mängel entdeckt als in den Jahren zuvor.

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