Lindauer Zeitung

Zeitplan für Impfpflich­t ab März wackelt

Opposition erhöht Druck auf Kanzler Scholz – Stiko-Chef Mertens zweifelt an Einführung

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(AFP/epd/KNA) - Der Plan von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), bis Anfang März eine allgemeine Impfpflich­t einzuführe­n, steht trotz der sich weiter ausbreiten­den Omikron-Variante des Coronaviru­s offenbar auf der Kippe. Mehrere Vertreter von SPD und Grünen dämpften am Wochenende die Erwartunge­n an eine schnelle Entscheidu­ng. Unter Berufung auf Regierungs­kreise berichtete der „Tagesspieg­el“, dass der von Scholz Ende November versproche­ne Einführung­stermin „Anfang März“nicht mehr einzuhalte­n sei. Die Gründe dafür seien der Zeitplan des Bundestags und des

Bundesrats sowie komplizier­te juristisch­e Fragen. Die opposition­elle Union drückte in diesem Zusammenha­ng erneut aufs Tempo.

Aktuell hält die Regierung jedoch daran fest, dass es Ende Januar zunächst eine umfassende Orientieru­ngsdebatte im Bundestag geben soll. Über eine Impfpflich­t soll der Bundestag ohne Fraktionsv­orgaben abstimmen. Da aber wegen Fasching für Februar nur eine Sitzungswo­che angesetzt sei, könne laut „Tagesspieg­el“frühestens in der Woche ab dem 14. März eine Entscheidu­ng fallen. Da der Bundesrat erst am 8. April tagt, könne das Projekt nach jetzigem

Zeitplan erst dann final gebilligt werden. Vor Anfang Mai könne die Impfpflich­t kaum in Kraft treten.

Der CDU geht das zu langsam. Sie verlangt eine Gesetzesin­itiative von Scholz selbst. „Der Bundeskanz­ler kann jetzt nicht mit verschränk­ten Armen warten, ob es Vorschläge aus dem Parlament gibt oder nicht“, sagte Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Thorsten Frei der „Bild am Sonntag“. „Da wird wertvolle Zeit vertrödelt. Das ist das Gegenteil von Führung, das ist Arbeitsver­weigerung!“

Die Impfpflich­t an sich bleibt umstritten. Stiko-Chef Thomas Mertens sprach sich in der „Welt am Sonntag“ dagegen aus. Der Ulmer Virologe warnte vor einer „noch stärkeren Polarisier­ung“. Alena Buyx, Vorsitzend­e des Ethikrats, gab im SWR zu bedenken: „Eine Impfpflich­t ist nichts, was kurzfristi­g hilft, sondern das braucht mehrere Monate. Deswegen ist das gar nicht schlecht, sich jetzt die Zeit zu nehmen und wirklich sorgfältig die Argumente dafür und dagegen abzuwägen.“

In der Bevölkerun­g gibt es laut einer Insa-Umfrage viele Befürworte­r. Eine Mehrheit der Bürger (61 Prozent) ist für die Impfpflich­t, 32 Prozent sind dagegen. Sieben Prozent machten keine Angabe.

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