Kunstausstellung zum Elphi-Jubiläum in Hamburg
(epd/KNA) - Viele Jahre war die Elbphilharmonie eine Baustelle mit Ewigkeitscharakter – bis der Berliner Flughafen diese Rolle übernahm. Seit fünf Jahren ist die Elphi, wie sie liebevoll genannt wird, nun fertig und die meisten Hamburger haben sie ins Herz geschlossen. So weit ist Berlin noch lange nicht.
Auch fünf Jahre nach der spektakulären Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie am 11. Januar 2017 sind Konzertkarten oft rar. Entweder man findet Geschmack an unbekannter Musik oder muss flink sein bei der Onlinereservierung. Für das Jubiläumskonzert am 11. Januar mit Alan Gilbert und seinem NDR Elbphilharmonie Orchester wurden Karten sogar verlost.
Doch so glänzend wie die Elbphilharmonie heute strahlt, war es lange nicht um sie bestellt. Auf rund 700 Seiten listet ein Untersuchungsbericht der Hamburger Bürgerschaft die Fehlplanungen und Fehlkalkulationen auf. Der Bund der Steuerzahler nannte die Elbphilharmonie bei der Eröffnung ein „Mahnmal für verantwortungslosen Umgang mit Steuergeldern“.
Bereits 2001 wurden hinter den Kulissen erste Pläne vorgestellt. Der alte Backstein-Speicher an der Elbe, in dem viele Jahre lang Kaffee, Tee und Tabak lagerten, sollte das Fundament für ein grandioses Konzerthaus werden. Finanziert werden sollte es weitgehend durch Eigentumswohnungen und ein Nobelhotel.
Ende 2003 beschloss der Senat im Grundsatz, dass die Elbphilharmonie gebaut werden solle. Den Auftrag bekam das Architekturbüro Herzog & de Meuron. Die Stadt werde 77 Millionen Euro dazuzahlen, so der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) bei der Präsentation einer Studie zwei Jahre später – und das sei noch „pessimistisch“kalkuliert. Doch von Jahr zu Jahr stiegen die Kosten. Am Ende musste die Stadt etwa das Zehnfache berappen: 789 Millionen Euro.
Ein ähnliches Desaster begleitete den Eröffnungstermin: Mitte 2008 sollten die ersten Konzerte erklingen, hieß es anfangs. Bereits im Juni 2006 wurde Christoph Lieben-Seutter als Intendant nach Hamburg geholt. Zehn Jahre musste er ohne Konzerthaus auskommen und seine „Elbphilharmonie-Konzerte“in die Laeiszhalle verlegen.
Weil sich alle Parteien zerstritten hatten, wurde die Baustelle über ein Jahr lang stillgelegt. Als Olaf Scholz (SPD) 2011 Bürgermeister wurde, rollte er die Verhandlungen neu auf, setzte den Baukonzern Hochtief unter Druck und lockte zugleich mit weiteren Millionenzuschüssen. Nach monatelangen Verhandlungen klappte es dann. Ole von Beust übernahm zwar später die politische Verantwortung für das Missmanagement. Zurücktreten konnte er allerdings nicht, weil er nicht mehr im Amt war. Doch als am 11. Januar 2017 die Elphi
Drei raumgreifende, leuchtende Installationen präsentiert das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe in einer neuen Ausstellung zum Geburtstag der Elbphilharmonie. Bis zum 8. Mai sind schwebende Seidenblüten, schwingende Glaselemente und leuchtende Löwenzahn-Samen der niederländischen Kunstwerkstatt DRIFT zu sehen. Ursprünglich wollte DRIFT am 11. Januar ihr Werk „Breaking Waves“vorstellen. Es soll die Außenhaut des Konzerthauses in neuem Licht erstrahlen lassen und eine neue Verbindung zur Umgebung herstellen. Pandemiebedingt wurde die Präsentation auf den 28. April verschoben.
DRIFT wurde 2007 von Lonneke Gordijn und Ralph Nauta in Amsterdam mit dem fulminanten Konzert „Zum Raum wird hier die Zeit“eingeweiht wurde, verwandelte sich der jahrelange Frust der Hamburger über das Bauwerk in Sympathie. Bundespräsident Joachim Gauck nannte sie ein „Schmuckstück der Kulturnation Deutschland“. Rund 850 000 Menschen besuchten im ersten Jahr die mehr als 600 Konzerte. Über 4,5 Millionen Besucher genossen von der öffentlich
gegründet. Mittlerweile arbeiten bis zu 50 Designer, Ingenieurinnen, Programmierer und Architektinnen für DRIFT. Empfangen werden die Besucher im Treppenhaus mit der Installation „Shylight“. Fünf beleuchtete Seidenblüten schweben über mehrere Etagen hinweg. „In 20 Steps“ist eine Installation aus 20 Glasstäben, die sich wie die Schwingen eines Vogels im Raum bewegen. Für das Werk „Fragile Future III“wurden mehrere Tausend Löwenzahn-Samen gesammelt. Etwa jeweils 100 bis 150 filigrane Schirmchen wurden auf LEDLeuchten zu zarten Kugeln verarbeitet, die untereinander mit einer feinen Metallstruktur verbunden sind. (epd) zugänglichen Plaza den Blick auf City und Hafen. Prominente Gäste waren beim G20-Gipfel 2017 Donald Trump, Emmanuel Macron und Wladimir Putin.
Ein paar Zahlen: Mit ihren 4400 Quadratmetern ist die Plaza größer als der Hamburger Rathausplatz, 550 Plätze bietet der Kleine Saal, 2100 der Große Saal. Die Elphi-Orgel verfügt über 69 Register mit 4765 Pfeifen. Die Bruttogeschossfläche des Hauses ist mit 120 000 Quadratmetern so groß wie 17 Fußballfelder. Das Hotel hat 244 Zimmer, dazu kommen noch 44 Luxusappartements. Ein Erlebnis ist auch der Zugang über die 82 Meter lange Rolltreppe, die längste in Westeuropa und die weltweit einzige, die zudem gewölbt verläuft.
Bürgermeister Scholz hatte zur Eröffnung versprochen, dass jedes Hamburger Schulkind einmal die Elphi besuchen könne. In der Saison 2018/19 kamen mehr als 52 000 Kinder und Jugendliche in Konzerte und Workshops. Auch an die sozial Schwachen ist gedacht: Wer Hartz IV, Grundsicherung oder Asylbewerberleistungen erhält, kann Tickets für zehn Euro bekommen.
Als die Hamburger Elbphilharmonie Ende November zu einer Impfaktion aufrief, übertraf der Andrang alle Erwartungen. Bis zu den über einen Kilometer entfernten Landungsbrücken reichte die Schlange. Mehr als 2000 Menschen holten sich an diesem Tag in den sonst nicht öffentlich zugänglichen Künstlerzimmern eine Spritze ab. Zudem kamen sie in den Genuss, 15 Minuten „Ruhezeit“auf der Bühne des Großen Saals zu verbringen.
Gefeiert wird das Elphi-Jubiläum mit einer Konzertserie vom 9. bis 17. Januar. Angekündigt sind Musikstars wie die Dirigenten Sir Simon Rattle und Daniel Barenboim, der Gambist Jordi Savall, der Flötist Charles Lloyd und der Jazzgitarrist John Scofield.
Die Elbphilharmonie werde als neues Hamburger Wahrzeichen den Michel ablösen, hatten einige Marketingexperten voreilig verkündet und verwiesen auf die Oper in Sydney und das Guggenheim-Museum in Bilbao. Doch auch in Paris hatte man einst prophezeit, dass das Centre Pompidou den Eiffelturm ablösen würde. Michel-Hauptpastor Alexander Röder lehnte von Anfang an ein solches Konkurrenzdenken ab. „Der Michel freut sich auf und über die Elbphilharmonie“, hatte er zur Eröffnung der Elphi verkündet. „Die Elbphilharmonie und der Michel harmonieren wunderbar.“