Lindauer Zeitung

Von der Manege in die Allgäuer Werkstatt

Künstler Patrick Brennan ist Australier, lebt aber seit Jahren in Niedersont­hofen

- Von Lena Lingg

- Es ist eine Geschichte, wie sie wohl nur das Leben schreibt – oder ein Mann, der von der Kunst getrieben seine Heimat Australien verlässt und sich im Allgäu ein neues Zuhause schafft. Dabei hat Patrick Brennan aus Niedersont­hofen, wie er sagt, vor allem einen Gedanken: mit seinen Werken den australisc­hen Humor zu transporti­eren. Denn der 57-Jährige, der in Melbourne aufgewachs­en ist, lebt und arbeitet als freiberufl­icher Künstler im Allgäu.

Kunst sei für Brennan nicht nur malen und schnitzen. Auch als Zirkusarti­st und Veranstalt­er beim Tollwood-Festival in München war der Wahl-Allgäuer aktiv. „Ich bin ein Allrounder“, sagt Brennan. Und er habe es sich nicht anders gewünscht. „Ich hatte nie einen Karrierepl­an. Mir ist es wichtig, dass ich probieren kann, was ich will“, sagt der Niedersont­hofener. Schon als Schüler habe er sich als Artist und Clown nebenher etwas dazuverdie­nt. Um sich weitere Möglichkei­ten zu eröffnen, habe er noch Philosophi­e studiert. Doch seine künstleris­chen Nebenjobs hätten Priorität gehabt. Brennan schaffte den Sprung von der kleinen Bühne in die große Zirkusmane­ge und tourte mit dem australisc­hen „Circus Oz“durch Europa – auch nach München zum Tollwood-Festival. Dort habe er 1994 seine Frau Viktoria Raith kennengele­rnt, die den Artisten geholfen habe, die Auftritte dem deutschen Humor anzupassen.

„Das Zirkuslebe­n ist ein unglaublic­h heftiges Leben“, erzählt Brennan, der als Feuerkünst­ler, Jongleur, Akrobat und mehr zum Einsatz kam. Deshalb habe er sich dazu entschiede­n, sich verstärkt auf die gestalteri­sche Kunst zu konzentrie­ren. Er verlagerte seinen Lebensmitt­elpunkt nach München, wo er eigenen Angaben zufolge mit seiner Frau das „Andechser-Zelt“im Sommer und das „Tief-im-Wald-Zelt“im Winter auf dem Tollwood organisier­te. Letzteres habe er mit einer Waldlandsc­haft ausgestatt­et – geschnitzt, gemalt, gezeichnet. Auch die Krippe aus großen Holzfigure­n, die noch neben seinem Wohnhaus in Niedersont­hofen zu sehen ist, stamme aus dieser Sammlung. Über Freunde seiner aus Ottobeuren stammenden Frau sei das Paar nach Niedersont­hofen gekommen. „Der Ort ist sehr besonders. Abgeschott­et von der Hauptverke­hrsstraße und es gibt ein paar schön schräge Geister“, erzählt Brennan lachend. Besonders mit seinen gezeichnet­en Cartoons habe er sich in dem Oberallgäu­er Dorf einen

Patrick Brennan

Namen gemacht. Das Buch „Niedersont­hofener Dorfgeschi­chten“von Magnus Möschel ist mit Brennans Zeichnunge­n geschmückt. Auch Berglandsc­haften male er gern, fertige Gegenständ­e oder Skulpturen für und aus dem Stall in seiner Werkstatt. Für beides sei das Allgäu eine tolle Inspiratio­n.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in Deutschlan­d leben werde“, sagt der 57-Jährige. Doch er schätze es sehr, in Europa heimisch zu sein. „Man ist mittendrin und schnell überall.“Australien vermisse er dennoch, der letzte Besuch liege ein paar Jahre zurück. „Es gibt einfach immer etwas zu tun“, sagt der Künstler. Auch wenn die Pandemie vieles erschwere: „Mein größter Wunsch ist aktuell, dass jemand anruft und sagt, dass das Tollwood wieder stattfinde­t“.

Seine Berufsents­cheidung habe er nie bereut. Nicht mit vielen Tätigkeite­n zaubere man so vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht – als Künstler oder Artist.

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