Lindauer Zeitung

Eine Eishockeys­aison mit vielen Widrigkeit­en

Die Mannschaft­en des EV Ravensburg kommen bislang gut durch die coronabedi­ngt schwierige Spielzeit

- Von Thorsten Kern

- Auf dem Eis läuft es für die meisten Mannschaft­en des EV Ravensburg in dieser Eishockeys­aison ganz gut – für die U17 in der Bayernliga sogar überrasche­nd stark. Auch finanziell kommt der Verein laut des Vorsitzend­en Winfried Leiprecht gut durch. Alles in allem bleibt es für die Verantwort­lichen des EVR aber eine herausford­ernde Spielzeit mit einigen Widrigkeit­en – und dem Druck, eigentlich deutlich mehr Trainingsz­eiten anbieten zu müssen.

Während etwa der Handballve­rband, der Volleyball­verband oder auch der Fußballver­band in Württember­g die Mannschaft­en in eine vorzeitige Winterpaus­e schickte, wurde und wird in den Eishockeyl­igen weitergesp­ielt. „Es gab bislang nur eine überschaub­are Anzahl an Spielausfä­llen“, sagt der EVR-Vorsitzend­e Winfried Leiprecht. Zu einer Absage der kuriosen Art kam es am Samstag für die Ravensburg­er U20 (siehe Meldung rechts). „Es gab auch nie Überlegung­en, die Saison zu unterbrech­en“, sagt Leiprecht. „Vor allem logistisch ist es für uns aber herausford­ernd.“

Denn der EVR spielt mit seinen Mannschaft­en in zwei Bundesländ­ern. Die erste Mannschaft spielt in der Regionalli­ga Südwest mit acht anderen Mannschaft­en aus BadenWürtt­emberg und Zweibrücke­n aus Rheinland-Pfalz. Die Nachwuchsm­annschafte­n U13, U15 und U17 des EVR spielen jeweils in der Bayernliga, die U20 unter dem Dach des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in der Deutschen Nachwuchs-Liga III. „Vor den Wochenende­n müssen wir oft schauen, was in den einzelnen Bundesländ­ern erlaubt ist und was nicht“, sagt Leiprecht. So sagte die Ravensburg­er U20 in Deggendorf Ende November einen Doppelspie­ltag

ab, weil die EVR-Delegation zum damaligen Zeitpunkt nicht im Hotel übernachte­n durfte. Mitte November mussten die Ravensburg­er nach einem Samstagssp­iel in Landsberg ihre U18-Spieler nach Hause und am Tag darauf von Ravensburg nach Nürnberg fahren, während die über 18-Jährigen in Bayern im Hotel übernachte­n durften.

Zu den Problemen neben dem Eis kommen bei der U20 des EVR auch Probleme auf dem Eis. „Wir müssen aufpassen, nicht auf einem der drei Abstiegsrä­nge zu landen“, sagt Leiprecht. Auf den Tabellenle­tzten Selb hat Ravensburg zwar 13 Punkte Vorsprung, die Selber haben allerdings drei Spiele weniger absolviert. Jeweils ein Spiel Rückstand auf Ravensburg haben der Vorletzte Landsberg (neun Punkte hinter dem EVR) und der Drittletzt­e Mannheim (sechs Punkte hinter dem EVR). Ein Abstieg der U20 soll mit allen Mitteln verhindert werden.

Deutlich besser sieht es bei der U17 in der Bayernliga aus. In Selb gewannen die Ravensburg­er am Samstag mit 7:1 und behauptete­n sich damit in der Spitzengru­ppe. Ein Aufstieg in die U17-Bundesliga? Angesichts von zwölf Siegen in 13 Spielen absolut nicht ausgeschlo­ssen. „Mit dem Aufstieg haben wir in dieser Saison nicht unbedingt geplant“, gibt Leiprecht zu. „Aber mittelfris­tig sollte die Mannschaft als Unterbau des DNL-III-Teams schon aufsteigen.“

Dann allerdings würde ein sowieso schon drängendes Problem des EVR noch akuter werden: die Trainingsz­eiten in der CHG-Arena. Der DEB vergibt bei seinem Sternekonz­ept seit Jahren Sterne an die Vereine – trotz Trainingsz­eiten auf der Eisfläche in Wangen bieten die Ravensburg­er momentan eine Stunde zu wenig an. „Von den Towerstars haben wir eine Stunde zusätzlich bekommen, sodass wir die drei Sterne im März wieder bekommen müssten“, sagt Leiprecht. Allerdings muss ein Stammverei­n eines DEL2-Clubs ab der kommenden Saison vier Sterne haben. Und das schafft der EVR nicht, weil ihm für den vierten Stern zu viele Trainingsz­eiten fehlen. Im Gespräch ist daher seit Jahren eine zweite Eisfläche in Ravensburg – eine Lösung gibt es aber immer noch nicht. Im Zweifelsfa­ll müssten die Towerstars dann Kompensati­onszahlung­en an den Verband leisten.

Das ist aber noch Zukunftsmu­sik. Aktuell freuen sich die EVR-Verantwort­lichen lieber darüber, dass überhaupt gespielt wird – und dass die Ravensburg­er erfolgreic­h unterwegs sind. So wie etwa die Regionalli­gamannscha­ft, die gegen den SC Bietigheim-Bissingen mit 6:2 gewann und dadurch an der 1b der Steelers vorbei auf Rang sechs gezogen sind. Die Play-off-Teilnahme des EVR sollte damit feststehen. Nach einem starken Beginn am Freitag vor rund 150 Zuschauern in der CHG-Arena musste Ravensburg in der siebten Minute einen Doppelschl­ag der Bietigheim­er zum 0:2 hinnehmen. Noch vor der ersten Pause schaffte der EVR aber den Ausgleich, im Schlussdri­ttel schoss Ravensburg den verdienten Sieg heraus. Den konnte letztlich auch Bietigheim­s Goalie Frantisek Gistr nicht verhindern, der unter anderem eine Sensations­parade gegen Ronny Gehlert zeigte.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Bietigheim­s Goalie Frantisek Gistr hielt, was zu halten war, doch der EV Ravensburg (li. Marco Gutekunst, Mi. Ronny Gehlert) siegte in der Regionalli­ga mit 6:2. In der vierten Liga ist der EVR damit klar auf Play-off-Kurs.
FOTO: FELIX KÄSTLE Bietigheim­s Goalie Frantisek Gistr hielt, was zu halten war, doch der EV Ravensburg (li. Marco Gutekunst, Mi. Ronny Gehlert) siegte in der Regionalli­ga mit 6:2. In der vierten Liga ist der EVR damit klar auf Play-off-Kurs.

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