Lindauer Zeitung

BVB mit guten Haltungsno­ten

Dortmund nutzt den Bayern-Ausrutsche­r, kämpft aber weiter gegen alte Schwächen

- Von Tobias Schwyter

(SID) - Auch als die großen Glücksgefü­hle bei Borussia Dortmund nach einem „geilen und emotionale­n“Sieg wieder runtergeko­cht waren, ließ sich Marco Rose keine markigen Kampfansag­en entlocken. „Letzte Woche wurde gesagt, die Bundesliga ist nie mehr spannend“, monierte der BVB-Trainer, und jetzt soll schon wieder alles anders sein? Zwar schrumpfte der Rückstand auf Spitzenrei­ter Bayern München auf sechs Punkte – doch für Rose gab es weitaus Wichtigere­s.

Denn beim vielumjube­lten 3:2 (0:2) nach 0:2-Rückstand bei Eintracht Frankfurt bewies seine Mannschaft die zuletzt arg vermisste Haltung, die Rose unter der Woche noch vehement eingeforde­rt hatte. „So ein Spiel komplett zu drehen, sollte den Jungs nun zeigen, dass sich das Thema Haltung sehr lohnt“, sagte Rose.

Wie so oft fing der DFB-Pokalsiege­r stark an, wie so oft ließ er stark nach – aber diesmal drehten die Dortmunder wieder ganz stark auf. „Das heutige Spiel war ein Beispiel dafür, wie es aussehen kann und soll“, lobte Rose. Doch lange hatte es nicht danach ausgesehen, dass seine Spieler den Ausrutsche­r der Münchner Not-Elf (1:2 gegen Mönchengla­dbach) ausnutzen können.

Erst der eingewechs­elte Thorgan Hazard (71.), Jude Bellingham (87.) und Mahmoud Dahoud (89.) sorgten für den späten Comeback-Sieg und zumindest etwas Spannung im Titelkampf. Zum ersten Mal überhaupt gelang in dieser Saison ein Sieg ohne einen Treffer des Sturm-Giganten Erling Haaland.

„Die gesamte zweite Halbzeit war eine starke Reaktion. Wir haben einen geilen und emotionale­n Sieg eingefahre­n“, jubelte Mats Hummels, aber Emre Can warnte direkt wieder vor zu großen Erwartunge­n. „Wir reden immer über die Bayern, aber wir müssen auf uns schauen“, mahnte der Nationalsp­ieler.

Und dass die Borussia noch viel Arbeit vor sich hat, zeigte sich in Frankfurt. Nach einer dominanten Anfangsvie­rtelstunde fielen die Gegentore durch Rafael Borre (15./24.) durch einen Standard und einen Ballverlus­t im Aufbau – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Und dann lief bis zur Pause kaum mehr etwas zusammen. „Das ist das ganz große Thema bei uns“, kritisiert­e Hummels: „Wir dürfen keine Gegentore herschenke­n. Wir kassieren ständig Tore aus Situatione­n, aus denen keine Tore fallen dürfen.“Genau das gelte es nun abzustelle­n. „Die Stabilität“, so der Ex-Weltmeiste­r, „müssen wir uns ganz oben auf die Fahne schreiben, wenn wir etwas erreichen wollen.“

Das Zauberwort, da ist sich Rose ganz sicher, heißt Haltung. Und die sah er in Frankfurt in vielen Punkten erfüllt. „Bei uns zu bleiben, weiter an uns zu glauben, den Fokus auf jede Aktion hochzuhalt­en, nicht zu resigniere­n“, zählte der 45-Jährige auf. Und nun, ergänzte er, gehe es um „Nachhaltig­keit.

„Ich bin als Trainer jetzt auch gespannt, wie wir das mit in die nächsten Wochen nehmen“, sagte Rose. Schon am Freitag kann der BVB Nachhaltig­keit unter Beweis stellen – dann wartet im SC Freiburg der nächste harte Prüfstein.

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FOTO: IMAGO IMAGES Und drin – Jude Bellingham köpft den Ausgleich, zwei Minuten später fiel der Siegtreffe­r des BVB.

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