Lindauer Zeitung

Skispringe­r haben „die Schnauze voll“

Schlechtes­tes Weltcup-Wochenende des Winters – Im Teamspring­en landen DSV-Adler auf Rang sechs

- Von Patrick Reichardt

(dpa) - Karl Geiger lag nach seinem Sturz auf dem Boden und hatte den Schnee im Gesicht hängen. Zum Abschluss eines sehr enttäusche­nden Skisprung-Wochenende­s bot Deutschlan­ds bester Flieger damit das ideale Sinnbild. Waren die Schützling­e von Bundestrai­ner Stefan Horngacher vor zwei Wochen noch mit großen Träumen und Zielen gestartet, verlassen sie nun Bischofsho­fen gebeutelt und enttäuscht. Auf die verfehlten Podestplat­zierungen bei der Vierschanz­entournee folgte ein Wochenende zum Vergessen. Geiger stürzte, Severin Freund stürzte, Markus Eisenbichl­er wurde disqualifi­ziert, und das Team kam am Sonntag nicht über Rang sechs hinaus.

„Irgendwann ist auch die Luft draußen. Ein, zwei Dinge waren okay, aber es ist einfach nicht rundgelauf­en für uns an diesem Wochenende“, sagte Chefcoach Horngacher knapp vier Wochen vor Beginn der Olympische­n Spiele in der ARD. Im Pongau siegte beim abschließe­nden Teamwettbe­werb Gastgeber Österreich vor Japan und Norwegen. Deutschlan­d war chancenlos und das nicht nur wegen des Sturzes von Geiger. Am Ende fehlten 82,4 Punkte und damit umgerechne­t mehr als 45 Meter. „Wir werden versuchen, so schnell wie möglich den Anschluss wieder herzustell­en“, kündigte Horngacher an.

Über den im November noch herausrage­nden Geiger sagte Deutschlan­ds letzter Tournee-Sieger Sven Hannawald am Sonntag: „Der Ist-Zustand ist, dass er vom Kopf her müde ist. Du siehst, das ist eine gebrauchte Ausstrahlu­ng, die er nicht wegzaubern kann.“Geiger hatte in den vergangene­n Tagen mehrere Male eingeräumt, wie sehr ihm der große Druck rund um die Tournee zu schaffen gemacht hatte. Der 28 Jahre alte Allgäuer war als Topfavorit in das Event gestartet, hatte aber schon in Garmisch-Partenkirc­hen alle Chancen verspielt.

Und auch am Wochenende lief es nicht, denn die kräfteraub­ende Traditions­veranstalt­ung schienen andere Nationen besser weggesteck­t zu haben. Am Samstag hatte sich der Tournee-Zweite Marius Lindvik aus Norwegen vor Landsmann Halvor Egner Granerud und dem Österreich­er Jan Hörl durchgeset­zt. Geiger als Achter und Andreas Wellinger auf Rang 19 lagen deutlich zurück. „Das war ein schwierige­r Wettkampf mit krassem Rückenwind. Die Granate war nicht dabei“, sagte Geiger, dessen Rückstand im Gesamtwelt­cup auf den führenden Tourneesie­ger Ryoyu Kobayashi (891) aus Japan, der Vierter wurde, weiter anwuchs.

Mit Blick auf Peking (4. bis 20. Februar) fehlt dem Horngacher-Team nicht nur die anfänglich­e Dominanz Geigers, sondern auch die mannschaft­liche Geschlosse­nheit. Das nervt die Beteiligte­n. „Mir langt’s jetzt wirklich, ohne Scheiß. Ich hab die Schnauze schon ein bissl voll grad“, sagte Eisenbichl­er.

Team-Weltmeiste­r Freund hatte es bereits im Einzel nach einem Sprung auf 128 Meter erwischt. „Gefühlt bin ich schon im Telemark gestanden, im nächsten Moment bin ich gelegen“, beschrieb Freund, den der Sturz auch eine Teilnahme am zweiten Durchgang des Wettbewerb­s kostete. Den Grund für den Sturz konnte Freund nicht benennen. „Es ist sau bescheuert.“Körperlich geht es dem Olympiasie­ger von 2014 gut. „Sollte alles passen. Ich hoffe, dass nicht irgendwelc­he blauen Flecken auftauchen. Soweit nichts, was ich jetzt merken würde“, sagte Freund. Der Bayer ist erst zur Tournee zum deutschen WeltcupTea­m gestoßen und kämpft um einen Olympia-Platz. Gesetzt sind nur Geiger und Eisenbichl­er.

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FOTO: MATTHIAS SCHRADER/DPA Schmerzhaf­ter Abschlus der Springen in Bischofsho­fen: Karl Geiger stürzt im Teamspring­en.

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