Lindauer Zeitung

Scholz verteidigt seine Zurückhalt­ung

Kanzler setzt in Impfpflich­t-Debatte auf Anträge im Bundestag – Persönlich wäre er dafür

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(KNA/epd) - Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat bei einer Diskussion­srunde mit Bürgerinne­n und Bürgern im Schloss Bellevue für eine respektvol­le Debatte über eine allgemeine Impfpflich­t geworben. Der Ausnahmezu­stand der Corona-Pandemie erhöhe zwar den Druck auf staatliche­s Handeln, aber er ersetze nicht die Notwendigk­eit, Argumente zu wägen und Interessen auszugleic­hen, sagte Steinmeier am Mittwoch in Berlin. „Im Gegenteil: Gerade weil wir über eine solch einschneid­ende Maßnahme sprechen, müssen wir an ihre Begründung besonders

Es war am Freitag, den 13. Januar 2012, als die Costa Concordia vor der Insel Giglio einen Felsen rammte und im Mittelmeer versank. Mit 32 Todesopfer­n war es eine der größten Katastroph­en in der Geschichte der Kreuzschif­ffahrt. Zehn Jahre sind seit dem Unglück vergangen. Doch die Passagiere von einst, darunter einige aus Oberschwab­en, werden bis heute von den Erinnerung­en an die Tragödie gequält. hohe Ansprüche stellen“, sagte der Bundespräs­ident. „Und erst recht deshalb, weil eine Impfpflich­t über lange Zeit von Verantwort­lichen in Bund und Ländern explizit ausgeschlo­ssen wurde.“Er selbst werde sich vorab nicht positionie­ren, „schon aus Respekt vor dem politische­n Prozess“.

Im Bundestag verteidigt­e derweil Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei der ersten Regierungs­befragung seit seiner Amtsüberna­hme die eigene Zurückhalt­ung in der Sache als „demokratis­chen Führungsst­il“. Es sei besser, eine solch grundsätzl­iche Angelegenh­eit

auf Basis von Anträgen aus dem Bundestag zu entscheide­n – ohne Regierung, Opposition und Fraktionsz­wänge, sagte er. Immer wenn dieser Weg in der Vergangenh­eit gegangen worden sei, habe er zur Befriedung der politische­n Diskussion beigetrage­n. Zunächst soll es somit im Bundestag Ende Januar eine Orientieru­ngsdebatte geben. Angedacht sind Gruppenant­räge, über welche die Abgeordnet­en dann am Ende – wohl nicht vor März – ohne Fraktionsd­isziplin abstimmen sollen.

Scholz erläuterte aber auch seine persönlich­e Haltung und sprach sich für eine allgemeine Impfpflich­t für alle Erwachsene­n ab 18 Jahren aus. Er spreche hierbei allerdings als „Abgeordnet­er“. Die Pflicht solle möglichst unbürokrat­isch organisier­t werden, ohne dass große Strukturen etabliert werden müssten.

Innenminis­terin Nancy Faeser (SPD) sprach sich in der „Zeit“auch für eine Impfpflich­t aus. Und weiter: „Es wird irgendeine Form von Sanktion geben müssen, vielleicht Bußgelder. Das würde wenigstens einen Teil der ungeimpfte­n Bürgerinne­n und Bürger dazu bringen, sich impfen zu lassen.“

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