Deutschland bleibt wichtiges Zielland von Migranten
Wegen Corona sank 2020 die Zahl der Zuzüge – 2021 wieder mehr Asylanträge als vor der Pandemie
Die Corona-Pandemie schlägt sich auch in den Zahlen zur Migration nieder. Vor allem seit März 2020 wanderten deutlich weniger Menschen nach Deutschland ein als in den Jahren zuvor. Auch die Zahl derjenigen, die das Land verließen, ist 2020 gesunken. Das geht aus dem Migrationsbericht 2020 hervor, den das Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedete. Im vergangenen Jahr stieg allerdings die Zahl der Asylanträge, die in Deutschland gestellt wurden, wieder deutlich an. Im Folgenden einige Details zu den Zahlen.
Wie hat sich die Migration in Deutschland 2020 entwickelt? Trotz der coronabedingten Beschränkungen zogen rund 1,19 Millionen Migranten zu, 966 451 verließen das Land. Unterm Strich kamen 220 251 Menschen mehr nach Deutschland als fortzogen. Im Vergleich zum Vorjahr sind beide Zahlen allerdings deutlich gesunken. Die Zuwanderung ging um 23,9 Prozent zurück, die Abwanderung nahm um 21,5 Prozent ab. Im europäischen Vergleich ist Deutschland – gemessen in absoluten Zahlen – immer noch eines der wichtigsten Zielländer. Wenn die Zuwanderungszahlen aber ins Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerungsgröße gesetzt werden, liegen kleine Länder wie Malta, Luxemburg und Zypern vorn.
Woher kommen die meisten Migranten in Deutschland?
Fast 70 Prozent der Zuwanderer kamen aus einem anderen europäischen Land, 54,6 Prozent aus EU-Staaten (inklusive Großbritannien). An der Spitze der Herkunftsländer steht Rumänien (15,7 Prozent), gefolgt von Polen (8,7 Prozent) und Bulgarien (6,1 Prozent). Aber auch Italien, die Türkei, Kroatien, Ungarn, Spanien, Griechenland und Serbien gehören zu den Top Ten. Der afrikanische Kontinent spielt mit 3,6 Prozent der Zuzüge nur eine untergeordnete Rolle.
Wie viele Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund?
Nach Zahlen des Mikrozensus hatten 49 Tsd.
2010
53
11
78
12
127
13
14
15 746 Tsd.
16
17 vor zwei Jahren 21,9 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass entweder sie selbst oder mindestens eines ihrer Elternteile die deutsche Staatsbürgerschaft nicht von Geburt an hatten. Mehr als die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund sind deutsche Staatsbürger (52,8 Prozent), fast zwei Drittel (62,1 Prozent) sind selbst zugewandert, 37,9 Prozent wurden bereits in Deutschland geboren.
Wie haben sich die Asylbewerberzahlen in Deutschland entwickelt?
Die Zahlen, die am Mittwoch veröffentlich wurden, beziehen sich auf das Jahr 2021. Nach Angaben des Bundesamtes für Migration (Bamf)
18
19
häufigste Staatsangehörigkeiten
122
20
2021 wurden im vergangenen Jahr so viele Asylanträge gestellt wie zuletzt 2017. Insgesamt waren es rund 190 800 – und somit 56,2 Prozent mehr als 2020 und 15 Prozent mehr als 2019. Das Bamf weist jedoch darauf hin, dass ein Vergleich der Zahlen wegen der Corona-Pandemie schwierig ist. Mehr als 25 000 Anträge entfielen auf Kinder im Alter von unter einem Jahr, die in Deutschland geboren wurden. 2017 hatten 222 683 Menschen in Deutschland Schutz gesucht, nach 745 545 im Vorjahr.
Woher kamen 2021 die meisten Antragssteller?
Syrien führte erneut die Liste an (insgesamt 70 162 Anträge), gefolgt von Afghanistan (31 721) und dem Irak (16 872). Auf Platz vier liegt die Türkei, gefolgt von Moldau, Nordmazedonien und Georgien.
Wie groß sind die Chancen der Menschen, bleiben zu können?
Für alle Herkunftsländer lag die sogenannte Gesamtschutzquote bei 39,9 Prozent. Das heißt, knapp 40 Prozent der Antragsteller konnten bleiben, weil sie entweder als Flüchtling nach der Genfer Konvention anerkannt wurden oder ihnen, wie im Falle der meisten Syrer, subsidiärer Schutz zuerkannt wurde. Syrer haben dabei mit 62,6 Prozent die höchste Schutzquote. Iraker kommen auf 31,9 Prozent, Afghanen auf 42,9 Prozent.