Wasserburg ist Vorreiter beim Klimaschutz
Mit einem neuen Konzept wollen die Bürger etwas in der Gemeinde bewegen
- Die Wasserburger sind in Sachen Klimaschutz Vorreiter, zumindest was ihr Engagement dafür angeht. Seit 2012 hat die Gemeinde am Bodensee ein Konzept, wie ihr Wohnort zum Klimaschutz beitragen kann.
Nicht nur die Gemeindeverwaltung hat sich in den vergangenen Jahren um den Klimaschutz in Wasserburg gekümmert. Auch die Bürger sollten in den Prozess mit eingebunden werden. „Es war sehr wichtig, erst einmal die ganzen Potenziale zur Nutzung der erneuerbaren Energien oder zu Einsparpotenzialen in den verschiedenen Bereichen festmachen zu können“, sagt Günter Edeler, der das Klimaschutzkonzept mit entwickelt hat.
Ähnlich engagiert ist in Sachen Klimaschutz auch der Landkreis Lindau. 2009 hat der Landkreis schon erste Vorarbeiten für ein Klimaschutzprogramm auf den Weg gebracht. Auch in Nonnenhorn gab es schon einmal ein Klimaschutzprogramm, das jedoch im Moment ruht.
Gemeinsam mit anderen Wasserburgern hat Energieberater Edeler einen Plan gemacht, wie sie Energie sparen und den Umwelteinfluss der Gemeinde senken können. Dabei wurden sie vom Allgäuer Energieund Umweltzentrum Eza unterstützt. „Hilfreich war natürlich auch die damals sehr großzügige Förderung von 80 Prozent durch das Bundesumweltministerium und das starke Engagement unseres damaligen Bürgermeisters Thomas Eigstler“, sagt Edeler.
Die Ziele des Klimaschutzkonzepts richten sich an die Gemeindeverwaltung – aber es sind eben auch die Bürger und Unternehmen am Ort gefragt. „Die müssen allerdings als Zielgruppe ständig neu fokussiert werden, damit da auch etwas ankommt“, so der Energieberater.
Inhaltlich richtet sich das Konzept nach dem European Energy Award, den das Wasserburger Konzept auch schon mehrmals in Silber und 2017 in Gold gewonnen hat. Dieses Jahr endet das ursprüngliche Klimakonzept – doch damit ist das Engagement der Wasserburger nicht vorbei. Sie wollen sich gemeinsam neue Ziele für die Zukunft setzen. „Leider musste der geplante Bürgerund Akteursworkshop jetzt wegen Corona verschoben werden. Wir hoffen, dass wir diesen dann im Frühjahr durchführen können“, so Edeler. „Dann soll eine Strategie herauskommen, die uns erlaubt, konkrete Meilensteine zu formulieren und umzusetzen, damit wir als Gemeinde die Pariser Klimaziele erfüllen können.“
Doch wie entsteht ein solches Konzept und wie alltagstauglich ist es? Zuerst erarbeiten sich die Wasserburger konkrete Klimaziele. „Wir beantworten also die Frage, wie wir in zehn oder 15 Jahren leben wollen. Dann erarbeiten wir eine Strategie, was getan werden müsste, damit wir diese Ziele erreichen können.“Konkrete Meilensteine, auf die hin die Gemeinde auch überprüft wird, dürften dabei auch nicht fehlen. Was dann in Wasserburg aber wirklich konkret umgesetzt wird, darüber entscheide der Gemeinderat.
Was zunächst nach viel Theorie klingt, haben die Wasserburger auch in der Praxis umgesetzt. Mehrmals hat die Gemeinde Wasserburg zum Beispiel die Bürger zu einem Stromsparwettbewerb aufgefordert. Dabei konnten die Wasserburger ihre Jahresstromrechnung einreichen und wer prozentual am meisten Strom gespart hatte, bekam einen Geldpreis. An jedem letzten Montag im Monat gibt es im Werkraum der Grundschule eine Reparaturstube. Bürger können dorthin ihre defekten Geräte bringen und werden bei der Reparatur unterstützt. Seit Beginn der Corona-Pandemie wird die Reparaturstube allerdings nur noch eingeschränkt betrieben.
Die Gemeindeverwaltung kann am besten bei sich selbst ansetzen. So wurden laut Edeler schon 2007 die kommunalen Gebäude energetisch saniert und die Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger verbessert. Wie die Bürger bei sich selbst den ersten Schritt machen können, hat das Energieteam mit Vorträgen und Angeboten für Gebäudethermografie und die Beratungskampagne für die Solarenergienutzung auf privaten Hausdächern angeregt.
„Aktuell werden die alten stromfressenden Umwälzpumpen im Schwimmbad Aquamarin gegen neue energieeffiziente Pumpen ausgetauscht“, sagt Günter Edeler. Außerdem plane die Gemeinde, Photovoltaik für die Versorgung von kommunalen Einrichtungen zu nutzen, insbesondere auch im Freizeitzentrum Aquamarin.
Was in Wasserburg seit Jahren etabliert ist und gut angenommen wird, ist in vielen anderen Gemeinden noch nicht Standard. Denn Klimaschutz
ist bisher noch freiwillig für Kommunen. „In Wasserburg waren wir schon immer der Meinung, dass wir uns für unsere Enkelgeneration engagieren müssen“, so der Energie-Experte. Deshalb seien sie in Wasserburg als eine der ersten Gemeinden in Bayern dabei gewesen, die angefangen hätten, Klimaschutzarbeit zu systematisieren.
„Wir haben seit über zehn Jahren ein überaus engagiertes Energieteam in der Gemeinde mit fachlich sehr kompetenten Bürgern, die sich ehrenamtlich diesem Thema verschrieben haben und die Gemeinde bei der Klimaschutzarbeit unterstützen.“Das Konzept an sich könne laut Günter Edeler nicht unbedingt eine Blaupause für andere Gemeinden sein, denn schließlich müsse das an die Gegebenheiten und Bedürfnisse vor Ort angelehnt sein. Wie man Klimaschutzarbeit aber systematisch aufziehen und dran bleiben kann, das könnten andere Gemeinden durchaus von Wasserburg lernen.