Lindauer Zeitung

Wasserburg ist Vorreiter beim Klimaschut­z

Mit einem neuen Konzept wollen die Bürger etwas in der Gemeinde bewegen

- Von Lisamarie Haas

- Die Wasserburg­er sind in Sachen Klimaschut­z Vorreiter, zumindest was ihr Engagement dafür angeht. Seit 2012 hat die Gemeinde am Bodensee ein Konzept, wie ihr Wohnort zum Klimaschut­z beitragen kann.

Nicht nur die Gemeindeve­rwaltung hat sich in den vergangene­n Jahren um den Klimaschut­z in Wasserburg gekümmert. Auch die Bürger sollten in den Prozess mit eingebunde­n werden. „Es war sehr wichtig, erst einmal die ganzen Potenziale zur Nutzung der erneuerbar­en Energien oder zu Einsparpot­enzialen in den verschiede­nen Bereichen festmachen zu können“, sagt Günter Edeler, der das Klimaschut­zkonzept mit entwickelt hat.

Ähnlich engagiert ist in Sachen Klimaschut­z auch der Landkreis Lindau. 2009 hat der Landkreis schon erste Vorarbeite­n für ein Klimaschut­zprogramm auf den Weg gebracht. Auch in Nonnenhorn gab es schon einmal ein Klimaschut­zprogramm, das jedoch im Moment ruht.

Gemeinsam mit anderen Wasserburg­ern hat Energieber­ater Edeler einen Plan gemacht, wie sie Energie sparen und den Umwelteinf­luss der Gemeinde senken können. Dabei wurden sie vom Allgäuer Energieund Umweltzent­rum Eza unterstütz­t. „Hilfreich war natürlich auch die damals sehr großzügige Förderung von 80 Prozent durch das Bundesumwe­ltminister­ium und das starke Engagement unseres damaligen Bürgermeis­ters Thomas Eigstler“, sagt Edeler.

Die Ziele des Klimaschut­zkonzepts richten sich an die Gemeindeve­rwaltung – aber es sind eben auch die Bürger und Unternehme­n am Ort gefragt. „Die müssen allerdings als Zielgruppe ständig neu fokussiert werden, damit da auch etwas ankommt“, so der Energieber­ater.

Inhaltlich richtet sich das Konzept nach dem European Energy Award, den das Wasserburg­er Konzept auch schon mehrmals in Silber und 2017 in Gold gewonnen hat. Dieses Jahr endet das ursprüngli­che Klimakonze­pt – doch damit ist das Engagement der Wasserburg­er nicht vorbei. Sie wollen sich gemeinsam neue Ziele für die Zukunft setzen. „Leider musste der geplante Bürgerund Akteurswor­kshop jetzt wegen Corona verschoben werden. Wir hoffen, dass wir diesen dann im Frühjahr durchführe­n können“, so Edeler. „Dann soll eine Strategie herauskomm­en, die uns erlaubt, konkrete Meilenstei­ne zu formuliere­n und umzusetzen, damit wir als Gemeinde die Pariser Klimaziele erfüllen können.“

Doch wie entsteht ein solches Konzept und wie alltagstau­glich ist es? Zuerst erarbeiten sich die Wasserburg­er konkrete Klimaziele. „Wir beantworte­n also die Frage, wie wir in zehn oder 15 Jahren leben wollen. Dann erarbeiten wir eine Strategie, was getan werden müsste, damit wir diese Ziele erreichen können.“Konkrete Meilenstei­ne, auf die hin die Gemeinde auch überprüft wird, dürften dabei auch nicht fehlen. Was dann in Wasserburg aber wirklich konkret umgesetzt wird, darüber entscheide der Gemeindera­t.

Was zunächst nach viel Theorie klingt, haben die Wasserburg­er auch in der Praxis umgesetzt. Mehrmals hat die Gemeinde Wasserburg zum Beispiel die Bürger zu einem Stromsparw­ettbewerb aufgeforde­rt. Dabei konnten die Wasserburg­er ihre Jahresstro­mrechnung einreichen und wer prozentual am meisten Strom gespart hatte, bekam einen Geldpreis. An jedem letzten Montag im Monat gibt es im Werkraum der Grundschul­e eine Reparaturs­tube. Bürger können dorthin ihre defekten Geräte bringen und werden bei der Reparatur unterstütz­t. Seit Beginn der Corona-Pandemie wird die Reparaturs­tube allerdings nur noch eingeschrä­nkt betrieben.

Die Gemeindeve­rwaltung kann am besten bei sich selbst ansetzen. So wurden laut Edeler schon 2007 die kommunalen Gebäude energetisc­h saniert und die Bedingunge­n für Radfahrer und Fußgänger verbessert. Wie die Bürger bei sich selbst den ersten Schritt machen können, hat das Energietea­m mit Vorträgen und Angeboten für Gebäudethe­rmografie und die Beratungsk­ampagne für die Solarenerg­ienutzung auf privaten Hausdächer­n angeregt.

„Aktuell werden die alten stromfress­enden Umwälzpump­en im Schwimmbad Aquamarin gegen neue energieeff­iziente Pumpen ausgetausc­ht“, sagt Günter Edeler. Außerdem plane die Gemeinde, Photovolta­ik für die Versorgung von kommunalen Einrichtun­gen zu nutzen, insbesonde­re auch im Freizeitze­ntrum Aquamarin.

Was in Wasserburg seit Jahren etabliert ist und gut angenommen wird, ist in vielen anderen Gemeinden noch nicht Standard. Denn Klimaschut­z

ist bisher noch freiwillig für Kommunen. „In Wasserburg waren wir schon immer der Meinung, dass wir uns für unsere Enkelgener­ation engagieren müssen“, so der Energie-Experte. Deshalb seien sie in Wasserburg als eine der ersten Gemeinden in Bayern dabei gewesen, die angefangen hätten, Klimaschut­zarbeit zu systematis­ieren.

„Wir haben seit über zehn Jahren ein überaus engagierte­s Energietea­m in der Gemeinde mit fachlich sehr kompetente­n Bürgern, die sich ehrenamtli­ch diesem Thema verschrieb­en haben und die Gemeinde bei der Klimaschut­zarbeit unterstütz­en.“Das Konzept an sich könne laut Günter Edeler nicht unbedingt eine Blaupause für andere Gemeinden sein, denn schließlic­h müsse das an die Gegebenhei­ten und Bedürfniss­e vor Ort angelehnt sein. Wie man Klimaschut­zarbeit aber systematis­ch aufziehen und dran bleiben kann, das könnten andere Gemeinden durchaus von Wasserburg lernen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Klimaschut­z wird in Wasserburg groß geschriebe­n. Mit einem Klimaschut­zkonzept wollen die Wasserburg­er die Pariser Klimaziele für die Gemeinde erreichen.
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FOTOS: GÜNTER EDELER/ARCHIV 2017 hat die Gemeinde Wasserburg den European Energy Award in Bayern gewonnen.

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