Lindauer Zeitung

Chancen für Menschen mit „eingeschrä­nkten Fähigkeite­n“

Behinderte­nbeauftrag­te fordert zwei Stellen in der GTL – Arbeit in Stadtgärtn­erei oder Straßenrei­nigung denkbar

- Von Yvonne Roither

- Bei der GTL sollen zwei Stellen geschaffen werden für Menschen mit „eingeschrä­nkten Fähigkeite­n“. Das beantragt Ulrike LorenzMeye­r als Behinderte­nbeauftrag­te des Stadtrates. Damit greift sie ein Thema auf, das in nichtöffen­tlicher Sitzung vor Weihnachte­n im Hauptaussc­huss bereits beraten wurde. Damals ging es aber um einen konkreten Fall. Der Hauptaussc­huss hatte auf den Stellenpla­n der GTL verwiesen.

„Für schwerbehi­nderte Menschen im Grenzberei­ch zwischen Behinderte­nwerkstätt­en und allgemeine­m Arbeitsmar­kt gibt es leider kaum mehr Arbeitsmög­lichkeiten“, schreibt Lorenz-Meyer in ihrem Antrag. Früher habe es in der Stadtverwa­ltung immer auch Nischen für „Hilfsarbei­ter“gegeben, oft im Bereich Straßenrei­nigung und Gärtnerei.

Doch das habe sich geändert, seitdem sich die GTL „zu einem der freien Wirtschaft gleichgest­ellten Unternehme­n entwickeln soll“.

Die Auswirkung­en seien für diese Menschen, die „angeblich nichts Wertvolles für die Gemeinscha­ft beizutrage­n haben“, bitter. Sie müssten in den Werkstätte­n für Behinderte arbeiten, obwohl sie durchaus die Möglichkei­t hätten, eigenständ­ig ihren Lebensunte­rhalt zu verdienen. Dies führe dann wiederum zu erhebliche­n Kosten für die Sozialgeme­inschaft. „Eine Rückkehr zum allgemeine­n Arbeitsmar­kt ist nur sehr selten möglich“, so Lorenz-Meyer weiter.

Sie beantragt daher, bei der GTL im Stellenpla­n zwei Stellen im untersten Bereich EG 1 zu schaffen. Diese Stellen könnten auch vom Inklusions­amt durch Leistungen der begleitend­en Hilfe im Arbeitsleb­en bezuschuss­t werden.

Wie Lorenz-Meyer schreibt, wurde das Thema bereits in nichtöffen­tlicher Sitzung im Hauptaussc­huss beraten, allerdings auf eine konkrete Person und den Stellenpla­n der Stadt bezogen. In dieser Sitzung sei auf den Stellenpla­n der GTL verwiesen worden. Da der jetzige Antrag personenun­abhängig ist, solle er in öffentlich­er Sitzung behandelt werden, so Lorenz-Meyer weiter. Außerdem beantragt sie als Behinderte­nbeauftrag­te des Stadtrats im GTL-Ausschuss Rederecht.

Um Befürchtun­gen von Arbeitgebe­rseite auszuräume­n und über finanziell­e Förderunge­n und individuel­le Betreuung am Arbeitspla­tz in Form einer Arbeitsass­istenz zu informiere­n, beantragt Lorenz-Meyer zudem für die Sitzung eine Fachkraft des Integratio­nsfachdien­stes einzuladen.

Laut Sozialgese­tzbuch wird von allen größeren Betrieben erwartet, Menschen mit einer Schwerbehi­nderung einzustell­en. Diese Quote habe die Stadt Lindau erfüllt, bestätigt die Behinderte­nbeauftrag­te. Allerdings handle es sich dabei oft um Personen, die – abgesehen von einem leicht erhöhten Urlaubsans­pruch – die volle Leistung erbringen könnten. Bei diesem Antrag gehe es jedoch explizit um „Stellen für Menschen, die zwar in intellektu­eller Hinsicht dauerhaft eingeschrä­nkt sind, aber körperlich durchaus in der Lage sind zum Beispiel in der Stadtgärtn­erei oder in der Straßenrei­nigung zu arbeiten“. Ulrike Lorenz-Meyer: „Wer, wenn nicht wir als die Stadt Lindau, sollte diesen Menschen eine Chance geben? Dieses soziale Engagement stünde der Stadt gut zu Gesicht.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Setzt sich für zwei Stellen bei der GTL ein: Ulrike Lorenz-Meyer (BL), Behinderte­nbeauftrag­te des Lindauer Stadtrates.

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