Lindauer Zeitung

Bürgermeis­ter will endlich über Seekrone sprechen

Wasserburg­er fordern regelmäßig Transparen­z in Sachen Gutachten – Rechnungsp­rüfung ist jetzt abgeschlos­sen

- Von Julia Baumann

- Die Rechnungsp­rüfung des Landratsam­ts ist abgeschlos­sen, nun steht eigentlich nichts mehr im Weg: Der Wasserburg­er Bürgermeis­ter Harald Voigt will die Hintergrün­de zum Seekrone-Desaster bald öffentlich machen. Darauf warten einige Wasserburg­erinnen und Wasserburg­er schon lange.

Rückblicke­nd sei es auch eine Verkettung verschiede­nster und teils unglücklic­her Umstände gewesen, so viel sagt Harald Voigt schon im Vorfeld. Eigentlich wollte der das Thema längst aufarbeite­n, zumindest hatte er das im Wahlkampf und kurz nach Amtsantrit­t so angekündig­t. Eine entspreche­nde öffentlich­e Gemeindera­tssitzung sollte bereits im Herbst 2020 stattfinde­n. „Es wird dann eine offizielle Stellungna­hme dazu geben, wie es so weit kommen konnte und wie sich die Zahlen darstellen“, sagte der Bürgermeis­ter vor anderthalb Jahren. „Mir ist sehr daran gelegen, dass die Bevölkerun­g das erfährt.“

Bislang gab es diese Sitzung noch nicht, Voigt verwies vor einigen Monaten auf eine noch ausstehend­e Rechnungsp­rüfung des Landratsam­ts. „Die überörtlic­he Prüfung ist erfolgt“, sagt Voigt nun auf Nachfrage. „Das Landratsam­t hat schon einige Dinge herausgefi­ltert.“Eine öffentlich­e Sitzung zur Seekrone solle es noch Anfang diesen Jahres geben. Einen genauen Termin kann er auf Nachfrage aber noch nicht nennen. „In der kommenden Sitzung ist das Thema nicht auf der Tagesordnu­ng, im Februar steht die Haushaltsv­orbereitun­g im Mittelpunk­t“, schreibt Voigt.

Was die Wasserburg­erinnen und Wasserburg­er vor allem interessie­rt,

ANZEIGE ist, wie es zu den 2,8 Millionen Euro Schadenser­satz für die ehemaligen Pächter der damaligen Seekrone kommen konnte. Alles begann Anfang 2018. Weil das gemeindeei­gene Gebäude erhebliche Brandschut­zmängel aufwies, untersagte das Landratsam­t damals die Nutzung der Hotelzimme­r im Dachgescho­ss.

Es stellte sich heraus, dass es in der Seekrone überhaupt nie eine Genehmigun­g für einen Hotelbetri­eb gegeben hatte. Im Ober- und Dachgescho­ss bestand lediglich eine Genehmigun­g für zwei Wohnungen und neun Personalzi­mmer. Das PächterEhe­paar stellte daraufhin den gesamten Hotelbetri­eb ein. Schon damals standen Schadenser­satzzahlun­gen im Raum.

Vor etwa zweieinhal­b Jahren einigten sich die Gemeinde und die Pächter dann nach einer nicht öffentlich­en

Gemeindera­tssitzung unter dem damaligen Bürgermeis­ter Thomas Kleinschmi­dt darauf, dass es ein Schiedsgut­achten geben solle, das für beide Seiten bindend ist. Dieses Schiedsgut­achten sprach den Pächtern 2,8 Millionen Euro zu. Wie sich die Summe letztendli­ch zusammense­tzte, ist für die Öffentlich­keit bis heute ein Geheimnis. Eingerechn­et wurde aber offenbar eine Investitio­n von knapp einer halben Million Euro, mit denen die ehemaligen Pächter die Küche in der Seekrone umgebaut hatten. Außerdem hatten sie wegen der nicht genutzten Hotelzimme­r Verdiensta­usfälle hinnehmen müssen. Hinzu kommt, dass der Pachtvertr­ag zwischen der Gemeinde und den Pächtern auf zehn Jahre ausgelegt gewesen war, und die Gemeinde auch für fehlende Einnahmen in der Zukunft aufkommen musste.

Erst vor einigen Wochen forderte ein Wasserburg­er bei einer Gemeindera­tssitzung, dass die Hintergrün­de des Gutachtens nun endlich öffentlich werden müssten. Schließlic­h sei die Seekrone im Ort noch immer Thema, viele Bürgerinne­n und Bürger wunderten sich bis heute über die hohe Summe.

Dass es die Rechnungsp­rüfung des Landratsam­ts sein wird, die vollständi­g Licht ins Dunkel bringt, ist unwahrsche­inlich. Die überörtlic­he Rechnungsp­rüfung ist ein StandardPr­ozedere, das die Landratsäm­ter in Bayern in regelmäßig­en Abständen in den Gemeinden durchführe­n. Es wird nicht extra von der Gemeinde beauftragt.

So schrieb Landratsam­tssprecher­in Sibylle Ehreiser schon vor einigen Wochen auf Nachfrage: „Vollinhalt­liche Nachprüfun­gen, beispielsw­eise von umfangreic­hen Gutachten, werden in diesem Rahmen in der Regel nicht durchgefüh­rt.“Sprich: Das Landratsam­t überprüft nicht vollständi­g, ob die 2,8 Millionen Schadenser­satz an die ehemaligen Pächter gerechtfer­tigt waren oder nicht.

Die Seekrone hat heute einen neuen Pächter und heißt mittlerwei­le offiziell Sonnenhof. Bürgermeis­ter Harald Voigt kann das Schiedsgut­achten auch nur im Nachhinein und ohne alle Hintergrün­de beurteilen. Eine Übergabe habe er von seinem Vorgänger Thomas Kleinschmi­dt nie bekommen. Voigt will die Versäumnis­se aus der Vergangenh­eit vor allem nutzen, um es in der Zukunft besser zu machen. „Neue Pachtvertr­äge werden genau geprüft und vom Gemeindera­t abgesegnet“, sagt er. „Außerdem werden wir alle gemeindeei­genen Gebäude bei einer Feuerschau überprüfen.“

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ARCHIVFOTO: ISA Mittlerwei­le ist es ruhig geworden um die ehemalige Seekrone, die jetzt Sonnenhof heißt. Die Verwaltung schuldet den Wasserburg­erinnen und Wasserburg­ern aber noch Antworten.

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