Lindauer Zeitung

Polizist kurzzeitig blind durch Laser-Attacke

Zeuge liefert Hinweise auf Täter – Ihm droht eine Haftstrafe wegen Gefährdung des Luftverkeh­rs

- Von Emil Nefzger

- Nach einem LaserAngri­ff auf einen Polizeihub­schrauber in Kaufbeuren, bei dem ein Besatzungs­mitglied verletzt wurde und der Helikopter seinen Einsatz abbrechen musste, gibt es jetzt offenbar erste Hinweise auf den Täter. Eigentlich waren Polizei und Rettungskr­äfte in der Nacht zum Samstag in die Kaufbeurer Wertach-Auen ausgerückt, um eine Frau zu suchen, die sich in Lebensgefa­hr befand. Der Einsatz nahm jedoch eine drastische Wende.

Gerade, als ein Flugtechni­ker den Suchschein­werfer des Helikopter­s ausrichten wollte, wurde er von einem starken Laserpoint­erstrahl getroffen. „Der Kollege ist wegen der Blendung und eines stechenden Schmerzes direkt zusammenge­sackt“, sagte der Sprecher des Kemptener Polizeiprä­sidiums, Dominic Geißler, am Montag. Der Polizeibea­mte konnte kurzzeitig nichts mehr sehen. Der Hubschraub­ereinsatz wurde abgebroche­n und das Besatzungs­mitglied in ein Krankenhau­s gebracht. Der ursprüngli­ch gesuchten Frau geht es laut Polizei den Umständen entspreche­nd gut.

Der Angriff kam laut Polizei aus dem Bereich der Hans-Seibold-Straße. Eine Fahndung direkt im Anschluss blieb zunächst ergebnislo­s. Ermittelt wird wegen Gefährdung des Luftverkeh­rs. Hier droht laut Polizei eine Freiheitss­trafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. In Bayern kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen – Tendenz steigend. Für die Besatzungs­mitglieder steht in einer solchen Situation auch die berufliche Zukunft auf dem Spiel. „Körperlich­e Leistungsf­ähigkeit ist Teil unseres Berufsbild­s. Und für viele Kollegen ist das auch ein Traumjob“, betonte Kreuzer.

Mittlerwei­le gibt es erste Hinweise auf den Täter aus Kaufbeuren. „Wir haben einige erfolgvers­prechende Ermittlung­sansätze“, sagt der Vizepräsid­ent des Kemptener Polizeiprä­sidiums, Dominikus Stadler. „Der Kollege konnte sagen, aus welcher Richtung der Laser kam. Und wir haben dank des Zeugenaufr­ufs auch Hinweise erhalten.“Nun werde man „entspreche­nd ermitteln“.

Welcher Laser hier verwendet wurde, wisse man derzeit noch nicht, sagte der Polizeispr­echer. Solche leistungss­tarken Geräte dürften in

Deutschlan­d jedoch nicht vertrieben werden. Sie gebe es auch in Verbindung mit Infrarot-Suchgeräte­n, mit denen man das Ziel im Dunkeln anvisieren und dann blenden könne, sagte Geißler. Das Opfer habe hier keine Chance, sich auf den Angriff vorzuberei­ten. Der Zwischenfa­ll in Kaufbeuren hätte deshalb auch deutlich schlimmer enden können. „Wenn der Pilot geblendet wird, kann das gravierend­e Folgen haben – bis hin zum Absturz des Hubschraub­ers“, warnte Geißler. Der Kemptener Polizei-Vizepräsid­ent Dominikus Stadler bezeichnet­e die Tat als „absolut unverständ­lich“. Dafür „gibt es keine Rechtferti­gung“.

In den vergangene­n Jahren wurden nach Angaben der bayerische­n Polizeihub­schraubers­taffel jedoch immer wieder Kollegen geblendet, in der Regel bei Vermissten­suchen. Die Täter fühlen sich demnach meist in ihrer Nachtruhe gestört und haben nicht über die Folgen ihres Handelns nachgedach­t. Zwar verursache­n nächtliche Hubschraub­ereinsätze durchaus Lärm – jedoch nicht ohne Grund. Denn die Fluggeräte werden laut Polizei nachts grundsätzl­ich nur bei schweren Straftaten, Rettungsfl­ügen oder bei der Suche nach Vermissten eingesetzt, aber nicht zu Trainingsz­wecken.

Solche Zwischenfä­lle seien eine Gefahr für die Besatzung, den Hubschraub­er, aber auch das Umfeld. Kreuzer bittet deshalb um Verständni­s für nächtliche Hubschraub­ereinsätze. Man dürfe nicht vergessen, dass die Fluggeräte einen Auftrag erfüllen – und häufig bei der Suche nach Vermissten oder schwer verletzten Personen helfen. „Gerade bei kalten Temperatur­en kann der Einsatz des Hubschraub­ers über Leben oder Tod entscheide­n.“

Zwar trainieren die Besatzunge­n Notverfahr­en – in einem „unkontroll­ierten Flugzustan­d“bleibe aber nicht viel Zeit. „Wir bewegen uns in der Regel nahe am Boden. Im Gegensatz zu Passagierf­lugzeugen ist bei uns alles relativ knapp bemessen. Hier entscheide­n Sekundenbr­uchteile“, warnt Kreuzer.

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SYMBOLFOTO: WOLFRAM KASTL/DPA In Kaufbeuren wurde die Besatzung eines Hubschraub­ers während der Suche nach einer Frau geblendet und musste den Einsatz abbrechen. Die Polizei sucht nun den Täter – ihm droht eine Haftstrafe.

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