Polizist kurzzeitig blind durch Laser-Attacke
Zeuge liefert Hinweise auf Täter – Ihm droht eine Haftstrafe wegen Gefährdung des Luftverkehrs
- Nach einem LaserAngriff auf einen Polizeihubschrauber in Kaufbeuren, bei dem ein Besatzungsmitglied verletzt wurde und der Helikopter seinen Einsatz abbrechen musste, gibt es jetzt offenbar erste Hinweise auf den Täter. Eigentlich waren Polizei und Rettungskräfte in der Nacht zum Samstag in die Kaufbeurer Wertach-Auen ausgerückt, um eine Frau zu suchen, die sich in Lebensgefahr befand. Der Einsatz nahm jedoch eine drastische Wende.
Gerade, als ein Flugtechniker den Suchscheinwerfer des Helikopters ausrichten wollte, wurde er von einem starken Laserpointerstrahl getroffen. „Der Kollege ist wegen der Blendung und eines stechenden Schmerzes direkt zusammengesackt“, sagte der Sprecher des Kemptener Polizeipräsidiums, Dominic Geißler, am Montag. Der Polizeibeamte konnte kurzzeitig nichts mehr sehen. Der Hubschraubereinsatz wurde abgebrochen und das Besatzungsmitglied in ein Krankenhaus gebracht. Der ursprünglich gesuchten Frau geht es laut Polizei den Umständen entsprechend gut.
Der Angriff kam laut Polizei aus dem Bereich der Hans-Seibold-Straße. Eine Fahndung direkt im Anschluss blieb zunächst ergebnislos. Ermittelt wird wegen Gefährdung des Luftverkehrs. Hier droht laut Polizei eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. In Bayern kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen – Tendenz steigend. Für die Besatzungsmitglieder steht in einer solchen Situation auch die berufliche Zukunft auf dem Spiel. „Körperliche Leistungsfähigkeit ist Teil unseres Berufsbilds. Und für viele Kollegen ist das auch ein Traumjob“, betonte Kreuzer.
Mittlerweile gibt es erste Hinweise auf den Täter aus Kaufbeuren. „Wir haben einige erfolgversprechende Ermittlungsansätze“, sagt der Vizepräsident des Kemptener Polizeipräsidiums, Dominikus Stadler. „Der Kollege konnte sagen, aus welcher Richtung der Laser kam. Und wir haben dank des Zeugenaufrufs auch Hinweise erhalten.“Nun werde man „entsprechend ermitteln“.
Welcher Laser hier verwendet wurde, wisse man derzeit noch nicht, sagte der Polizeisprecher. Solche leistungsstarken Geräte dürften in
Deutschland jedoch nicht vertrieben werden. Sie gebe es auch in Verbindung mit Infrarot-Suchgeräten, mit denen man das Ziel im Dunkeln anvisieren und dann blenden könne, sagte Geißler. Das Opfer habe hier keine Chance, sich auf den Angriff vorzubereiten. Der Zwischenfall in Kaufbeuren hätte deshalb auch deutlich schlimmer enden können. „Wenn der Pilot geblendet wird, kann das gravierende Folgen haben – bis hin zum Absturz des Hubschraubers“, warnte Geißler. Der Kemptener Polizei-Vizepräsident Dominikus Stadler bezeichnete die Tat als „absolut unverständlich“. Dafür „gibt es keine Rechtfertigung“.
In den vergangenen Jahren wurden nach Angaben der bayerischen Polizeihubschrauberstaffel jedoch immer wieder Kollegen geblendet, in der Regel bei Vermisstensuchen. Die Täter fühlen sich demnach meist in ihrer Nachtruhe gestört und haben nicht über die Folgen ihres Handelns nachgedacht. Zwar verursachen nächtliche Hubschraubereinsätze durchaus Lärm – jedoch nicht ohne Grund. Denn die Fluggeräte werden laut Polizei nachts grundsätzlich nur bei schweren Straftaten, Rettungsflügen oder bei der Suche nach Vermissten eingesetzt, aber nicht zu Trainingszwecken.
Solche Zwischenfälle seien eine Gefahr für die Besatzung, den Hubschrauber, aber auch das Umfeld. Kreuzer bittet deshalb um Verständnis für nächtliche Hubschraubereinsätze. Man dürfe nicht vergessen, dass die Fluggeräte einen Auftrag erfüllen – und häufig bei der Suche nach Vermissten oder schwer verletzten Personen helfen. „Gerade bei kalten Temperaturen kann der Einsatz des Hubschraubers über Leben oder Tod entscheiden.“
Zwar trainieren die Besatzungen Notverfahren – in einem „unkontrollierten Flugzustand“bleibe aber nicht viel Zeit. „Wir bewegen uns in der Regel nahe am Boden. Im Gegensatz zu Passagierflugzeugen ist bei uns alles relativ knapp bemessen. Hier entscheiden Sekundenbruchteile“, warnt Kreuzer.