Lindauer Zeitung

Verein feilt weiter an Kulturquar­tier

Neue Ideen zu Konzerten, Ausstellun­gen und Theater in Kempten – Ohne städtische Zuschüsse funktionie­rt es aber nicht

- Von Jochen Sentner

- Auf die Prioritäte­nliste der Kemptener Kulturakti­ven hat es die Entwicklun­g der Allgäuhall­e bereits geschafft. Nach dem Auszug der Allgäuer Herdebuchg­esellschaf­t soll ein Kulturzent­rum als Austauschu­nd Veranstalt­ungsort entwickelt werden. Im Hintergrun­d wird an verschiede­nen Konzepten gefeilt.

Der Verein KQA Kulturquar­tier Allgäuhall­e hat seine Ideen für die Nutzung der Gebäude und der Außenberei­che weiterentw­ickelt. In der Allgäuhall­e selbst mit ihren 1760 Quadratmet­ern Fläche stellen sich die 150 Mitglieder mittlerwei­le eine Art „Multifunkt­ionstheate­rhalle“vor. Das Gebäude biete reichlich Platz für Probenräum­e mit den nötigen Lagerfläch­en für Requisiten, Ausstellun­gsflächen und Ateliers, sagt Immobilien­entwickler und Konzertver­anstalter Thomas Wirth. 200 Besucher könnten auf eine zentrale Bühne blicken. Mit „minimalen Eingriffen“könne man die benachbart­e Kälberhall­e zur Versammlun­gsstätte ertüchtige­n. Dort könnten Konzerte stattfinde­n; der Schallschu­tz sei beherrschb­ar. Zudem sollen Skater ein Areal erhalten. Die Ausstattun­g lasse sich quasi auf Rollen legen, um jederzeit flexibel reagieren zu können.

Im kleinen Anbau sieht Wirth eine offene Reparaturw­erkstatt etwa für Fahrräder. Zwischen den Hallen soll Platz sein für Kinderspie­le und zwanglose Begegnunge­n ohne kommerziel­len Hintergrun­d. Vor dem Haupteinga­ng soll eine Gedenkstät­te an das ehemalige KZ-Außenlager erinnern. Finanziert werden muss das Vorhaben dennoch. Von hochfliege­nden Plänen mit millionent­euren Neubauten haben sich die KQAFrauen und Männer längst verabschie­det. Die Kosten für Umbauten wie eine Brandmelde­anlage, behinderte­ngerechte WCs, neue Böden und Fenster beziffert Wirth auf rund 800 000 Euro.

Allein mit den Einnahmen aus der Gastronomi­e lasse sich allerdings auch der laufende Betrieb nicht stemmen. Mit städtische­n Zuschüssen von 150 000 Euro jährlich sei ein breitgefäc­hertes Programm möglich. „Auf drei Jahre gerechnet, landen wir so bei 1,25 Millionen Euro“, rechnet Wirth vor.

„Danach kann man ja mit den Verantwort­lichen der Stadt Bilanz ziehen, ob sich die Allgäuhall­e wie gewünscht entwickelt hat.“Der Unterstütz­erverein propagiert nach wie vor die „Halle für alle“. Im Sommer dürfte die Herdebuchg­esellschaf­t ihr neues Domizil in Unterthing­au bezogen haben. Für die Basis-Umrüstung veranschla­gt der Verein kaum mehr als drei Monate. Unter den Mitglieder­n finden sich auch etliche Handwerker, die sich für das neue Areal einbringen wollen. Ob allerdings heuer bereits Geld in die Umgestaltu­ng der teilweise denkmalges­chützten Heydecker-Bauten fließt, ist offen. Zu klären ist obendrein, ob die

Stadt nicht auf andere Partner setzt. Auch Big-Box-Geschäftsf­ührer Christof Feneberg würde die Allgäuhall­e gern für Veranstalt­ungen unterschie­dlicher Art nutzen. Wegen der Koordinati­on mit den Veranstalt­ungen in der Big-Box müsse aber die Leitung bei Feneberg liegen. Weitere Ideen zielen ab auf eine Slowfoodun­d Markthalle oder ein gemeinwohl­orientiert­es Bürgerzent­rum.

Die Allgäuhall­e wurde 1928 gebaut. Sie war neben der Viehzucht auch für Sport- und Massenvera­nstaltunge­n gedacht.

Drei Jahre später wurden Stallgebäu­de und der Verbindung­sgang errichtet.

1943 bis 1945 wurde die Allgäuhall­e als Außenlager des KZ Dachau genutzt – hauptsächl­ich für politisch Gefangene.

Im Stallgebäu­de der Allgäuhall­e brachte der Circus Krone in den Jahren 1943 bis 1944 Tiere unter, darunter auch Elefanten und Rassepferd­e.

Nach 1945 kamen Flüchtling­e in der Allgäuhall­e unter.

Bis 1970 wurde das Gebäude als Tierzuchth­alle bezeichnet.

Als Viehmarkt- und Auktionsha­lle wird die Anlage unter dem Namen Allgäuhall­e seit dem Jahr 1974 genutzt.

Die Allgäuer Herdebuchg­esellschaf­t zieht mit ihren regelmäßig­en Viehauktio­nen voraussich­tlich Mitte 2022 aus.

 ?? FOTO: MARTINA DIEMAND ?? Konzerte in der Kälberhall­e unter den Augen von Stierdenkm­al „Roman“– das kann sich der Verein Kulturquar­tier Allgäuhall­e gut vorstellen.
FOTO: MARTINA DIEMAND Konzerte in der Kälberhall­e unter den Augen von Stierdenkm­al „Roman“– das kann sich der Verein Kulturquar­tier Allgäuhall­e gut vorstellen.

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