Djokovic in Bedrängnis
Tennisstar spricht von Versehen und Fehleinschätzung
(dpa/SID) - Trotz seiner halbherzigen Entschuldigungen ist Novak Djokovic im Corona-Krimi um die Einreise nach Australien weiter in Bedrängnis. Räumte der TennisWeltranglistenerste aus Serbien doch seine „Fehleinschätzung“ein, dass er trotz seines Covid-19-Befundes zu einem Interview samt Fotoshooting erschien. Die falschen Angaben auf seinem Einreiseformular bezeichnete Djokovic jedoch als Fehler seines Agenten: Für dieses „menschliche und sicher nicht absichtliche“Versehen zeichne sein Management verantwortlich, das die Unterlagen eingereicht habe und aufrichtig um Entschuldigung bitte.
Was wirklich geschehen ist in den vergangenen Tagen und Wochen, ist noch immer unklar. Und so war auch am zweiten Tag nach dem vielbeachteten Richterspruch in Melbourne und dem siebten Tag nach der zunächst verweigerten Einreise offen, ob der nicht gegen das Coronavirus geimpfte Djokovic im Land bleiben und bei den Australian Open zur Titelverteidigung antreten darf oder ausreisen muss. Einem Medienbericht zufolge sollte eine Entscheidung darüber nicht vor Donnerstag fallen. Noch immer könnte der australische Einwanderungsminister Alex Hawke den Daumen heben oder senken.
Die Organisatoren des ersten Grand-Slam-Turniers der neuen Saison luden unterdessen inmitten all der Irrungen und Wirrungen für Donnerstag zur Auslosung (mit Djokovic als Nummer 1 der Setzliste) ein und wiesen auf ein öffentliches Training des neunmaligen Melbourne-Siegers und 20-maligen Grand-Slam-Champions um 14.15 Uhr Ortszeit hin. Dieser meldete sich erstmals seit seiner Landung in einem längeren Statement auf Instagram zu Wort („Wir leben in schwierigen Zeiten einer globalen Pandemie, und manchmal können solche Fehler passieren“) und wehrte sich vor allem gegen zwei Vorwürfe: Weder habe er absichtlich eine falsche Angabe zu seinem Reiseverhalten in den 14 Tagen vor dem Flug nach Melbourne gemacht noch habe er in Kenntnis seines positiven Corona-Tests im Dezember eine Veranstaltung mit Kindern besucht und sich dort ohne Maske bewegt.
Djokovic bezeichnete die „Fehlinformationen“, die korrigiert werden müssten, als „verletzend und beunruhigend für meine Familie“. Er wolle darauf hinweisen, dass er sich sehr um die Sicherheit anderer und das Einhalten von Testvorgaben bemüht habe. Es sei ihm wichtig gewesen, all dies klarzustellen, aber er werde sich aus Respekt vor der australischen Regierung nicht weiter zu den Vorkommnissen äußern. Dass er bei einem Interview mit der Sportzeitung „L’Equipe“am 18. Dezember bereits von seinem positiven Testergebnis wusste und den Termin dennoch nicht absagte, kommentierte er so: „Obwohl ich nach dem Interview nach Hause bin und mich für die vorgeschriebene Dauer in Isolation begeben habe, war das, nach genauerem Nachdenken, eine Fehleinschätzung, und ich sehe ein, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen.“