Ohne Spielpraxis gegen ein Spitzenteam
VfB Friedrichshafen trifft in der Champions League auf Wegiel – Jubiläum für Lebedew
- Die Partie in der Champions League gegen Jastrzebski Wegiel wäre für den VfB Friedrichshafen ohnehin schon eine extrem schwere Angelegenheit. Nach der coronabedingten Zwangspause des deutschen Volleyball-Rekordmeisters wird das Spiel am Donnerstag (20 Uhr/eurovolley.tv) in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena für den VfB aber noch viel schwerer. Die Häfler wollen sich gegen die polnische Spitzenmannschaft dennoch nicht unterkriegen lassen – für Trainer Mark Lebedew ist es aus mehreren Gründen ein ganz besonderes Spiel.
Die beiden bislang letzten Pflichtspiele hat der VfB Friedrichshafen am 18. und 19. Dezember in der Messehalle B4 gegen die WWK Volleys Herrsching und den TSV Haching München bestritten. Seither fielen sowohl das Pokalhalbfinale gegen die Berlin Recycling Volleys als auch die Bundesligapartien bei den Helios Grizzlies Giesen und den Netzhoppers KW aus. Nach positiven CoronaTests durfte der VfB in den vergangenen Tagen auch nicht mehr trainieren. Nicht die besten Voraussetzungen also für das Spiel gegen Wegiel. „Die Jungs werden sicher nicht ihr bestes Gesicht zeigen können“, sagt Lebedew. „Aber sie werden kämpfen und sie wollen natürlich versuchen, das Spiel zu gewinnen.“
Allerdings reisen die Polen als absoluter Favorit nach Neu-Ulm. Während der VfB seine Zwangspause einlegen musste, hat Wegiel in diesem Jahr in der heimischen ersten Liga zwei Partien absolviert. Gegen Lublin und bei Stal Nysa gewann der Tabellenzweite und amtierende Meister jeweils mit 3:0. In der Liga steht Wegiel auf Rang zwei, in der Champions League hat die Mannschaft von Trainer Andrea Gardini sowohl gegen Pazardzhik aus Bulgarien als auch Knack Roeselare aus Belgien mit 3:0 gewonnen. Der VfB dagegen hat sowohl gegen Roeselare als auch in Pazardzhik jeweils mit 2:3 verloren. „Für mich ist Wegiel unter den besten vier, fünf Mannschaften in Europa und ein Favorit auf den Sieg in der Champions League“, sagt Lebedew. „Gerade deshalb muss es für meine Spieler auch ein Traum sein, gegen solche Mannschaften spielen zu dürfen.“
Den Häflern wäre es dennoch wohl lieber gewesen, wenn sie das Spiel gegen Wegiel hätten verschieben können. So, wie es etwa die Berliner gemacht haben. Auch der deutsche Meister hat mit Corona-Fällen zu kämpfen und verlegte kurzerhand sein Heimspiel in der Champions League gegen Zenit St. Petersburg nach Russland. Am 16. und 17. Februar spielen die BR Volleys nun zweimal in St. Petersburg. Friedrichshafen muss am Donnerstag vor leeren Rängen in der Ratiopharm-Arena die scheinbar unmögliche Aufgabe angehen – und hat am Wochenende schon wieder spielfrei. Die Volleyball-Bundesliga hat die Hauptrunde am Dienstagabend abgebrochen, die Zwischenrunde startet erst am 22. Januar. „Aber wir können es nicht ändern und sind bereit für alles“, meint der VfB-Trainer.
Mark Lebedew freut sich dennoch sehr auf die Partie gegen Jastrzebski Wegiel. Schließlich wohnt der australische VfB-Trainer mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn nur wenige Kilometer von Wegiel entfernt. Zweimal arbeitete Lebedew laut Mitteilung des VfB bereits beim polnischen Spitzenclub: sowohl als CoTrainer als auch als Cheftrainer. „Natürlich ist Jastrzebski nicht meine Heimat, aber es fühlt sich so an“, wird Lebedew in der Clubmitteilung zitiert. „Ich habe eine besondere Beziehung zu diesem Team.“
Ein Team, das zur absoluten Spitze in Europa gehört. „Sie haben Spieler dabei, die Olympiasieger sind“, sagt Lebedew. Nach der Meisterschaft in der vergangenen Saison hat sich Wegiel „sogar noch verstärkt, auch wenn das kaum vorstellbar ist“.
Seinen Spielern fehlt nach der unfreiwilligen Pause zwar der Rhythmus (Lebedew: „Nach der Partie gegen Wegiel haben wir ein paar ruhige Tage fürs Training, die brauchen wir auch.“), eines hat der Australier aber gleich im ersten Training gesehen: „Meine Spieler sind total motiviert.“
Lebedew wird gegen Wegiel noch ein Jubiläum feiern. Er steht vor seinem 500. Profispiel der Trainerkarriere. „Eigentlich hätte das verschobene Pokalspiel gegen Berlin die 500 vollgemacht“, sagt Lebedew. Jetzt ist es eben die Champions League, das Spiel gegen seine alte Liebe. „Während des Spiels werde ich da nicht drüber nachdenken“, sagt er, dessen Trainerlaufbahn vor 15 Jahren in Wuppertal begann. „Aber danach werden mir sicher ein paar spezielle Momente durch den Kopf gehen.“