Milde Verläufe, aber viele Infizierte durch Omikron
(hz) - Die Infektionszahlen steigen durch die Omikron-Variante des Coronavirus auf immer neue Rekordniveaus – aber sie tun dies längst nicht so stark, wie das zuvor in anderen Ländern zu beobachten war. Insofern, sagte der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité am Freitag, gebe es gerade eine Mischung aus guten und schlechten Nachrichten. So sei der OmikronVerlauf tatsächlich milder als bei Delta. Allerdings werde dieser Gewinn durch die schiere Masse an Ansteckungen „wieder ausgelöscht“.
So hat gerade auch der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, angesichts von zuletzt mehr als 92 000 Neuansteckungen binnen 24 Stunden vor einer starken Belastung der Normalstationen in den Kliniken gewarnt. Die Belegung der Intensivstationen mit Covid-Patienten dagegen geht seit Mitte Dezember kontinuierlich zurück, zuletzt auf unter 3000.
Drosten sagt, dass man noch nicht wisse, „ob wir das Virus schon laufen lassen können in Deutschland“. Denn es gebe eine noch immer zu große „Impflücke“– gerade bei Älteren. Drei Millionen über 60-Jährige seien noch gar nicht geimpft, obwohl sie besonders gefährdet seien. Dabei brauche man, so der Virologe, angesichts von Omikron drei Impfdosen, um gut geschützt zu sein. Für Drosten sollten ab dem zweiten Quartal zumindest Ältere, wenn nicht gar weite Teile der Bevölkerung, zusätzlich mit einem Omikron-Vakzin zum vierten Mal geimpft werden.
Auch Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), der „eine neue Phase der Pandemie“erkennt, weil bereits mehr als 70 Prozent aller Neuinfektionen auf Omikron zurückzuführen seien, wirbt weiter für das Impfen und verweist auf neue Zahlen, nach der auf den Intensivstationen in den vergangenen vier Wochen 62 Prozent der Covid-19-Neuaufnahmen Ungeimpfte waren. Der Anteil mit Booster habe dagegen bei 5,8 Prozent gelegen.
Drosten erwartet, dass sich zum Ende des Jahres die pandemische in eine endemische Lage verwandelt, Corona dann also so etwas wie eine Grippe wird. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht durchaus die Chance, in diesem Jahr „die Pandemie zu entschärfen“. Aktuell allerdings, „mitten in einer schweren Omikron-Welle“, könne man Lockerungen nur ausschließen.