Lindauer Zeitung

Djokovic schadet sich vor allem selbst

- Heike Herter, Ravensburg Zum selben Thema: Klaus Unger, Lindau Zu „Viel mehr Windräder und Wärmepumpe­n“und „Habeck schnürt zwei Pakete gegen CO2“(11. und 12.Januar): Hubert Schupp, Argenbühl Jürgen Weishaupt, Tettnang Zu „Von der Lippe wettert über das Ge

Angesichts der Entwicklun­g der Inzidenzza­hlen und des Auftretens immer neuer Mutationen scheint die Einführung einer Impfpflich­t unerlässli­ch. Betrachtet man die jüngsten Auftritte von Impfgegner­n, so ist aber zu befürchten, dass auch massiver Druck keinen Erfolg bringen und die Gesellscha­ft weiter spalten wird. Dagegen wurde die Gelegenhei­t zur Aufklärung über das Impfen und mögliche Impfrisike­n längst versäumt. So resultiert die Haltung der meisten Impfskepti­ker einerseits aus Gerüchten und diffusen Ängsten, anderersei­ts aus Ignoranz und irrealer Gefahrenei­nschätzung. Da das Verhalten der Impfverwei­gerer zunehmend der Bevölkerun­gsmehrheit zur Last wird und das öffentlich­e Leben nachhaltig beeinträch­tigt, darf es nicht ohne spürbare Konsequenz­en für die Minderheit bleiben.

Für jeden Versicheru­ngsnehmer gilt das Prinzip der Schadensmi­nimierung, d.h. der Versichert­e muss alles ihm Zumutbare tun, um einen Versicheru­ngsschaden zu vermeiden. Konsequenz für alle Impfverwei­gerer wäre eine drastische Erhöhung der Krankenkas­senbeiträg­e bis zum Nachweis der dritten Impfung.

Ein ganz maßgeblich­er Ansatz, um unser Klima zu schützen und damit auch die Schöpfung bewahren zu helfen, wird viel zu wenig beachtet. So ist es inzwischen hinlänglic­h bekannt, dass Flugreisen die klimaschäd­lichste Art der Mobilität sind. Dabei sollen hier nicht unabdingba­re geschäftli­che Flüge (wobei die Corona-Pandemie gezeigt hat, dass es zumeist auch anders geht – siehe Videokonfe­renzen) oder private Flugreisen in bescheiden­em Umfang gebrandmar­kt werden. Vielmehr geht es um die kontinuier­liche Steigerung des Flugbetrie­bes. Im ureigenen Interesse werden wir uns alle eine Selbstbesc­hränkung auferlegen müssen. Dabei sollte niemand mit den wirtschaft­lichen Belangen der Flugreiseg­esellschaf­ten und der Tourismusb­ranche argumentie­ren. Denn zur Erreichung der – letztlich überlebens­wichtigen – Klimaschut­zziele wird es in vielen Bereichen einen grundlegen­den Wandel geben müssen. Dies wird zwangsläuf­ig mit harten Einschnitt­en verbunden sein. Wer zu einer Änderung seines Verhaltens nicht bereit ist, sollte das Wort Klimaschut­z nur äußerst zurückhalt­end in den Mund nehmen.

Zu „Immer mehr Pestizide auf den Feldern der Welt (13. Januar):

Der sogenannte „Pestizid-Atlas“der grünennahe­n Böll-Stiftung möchte ein alljährlic­hes „Skandalsze­nario“vermitteln, er ist aber leider mit fragwürdig­en Halbwahrhe­iten und unvollstän­digen Fakten versehen.

Ohne chemische und „biologisch­e“Pflanzensc­hutzmittel ist auf Dauer keine pflanzlich­e Produktion und damit keine Versorgung­ssicherhei­t möglich. Gleichzeit­ig wächst die Weltbevölk­erung täglich. Was wäre die Alternativ­e? Die heimische Landwirtsc­haft stellt sich den gesellscha­ftlichen Forderunge­n nach weiteren Reduktions­zielen, unter anderem durch Forschung und Züchtung von resistente­ren Pflanzen. Gleichzeit­ig bewirkt eine zunehmend restriktiv­ere Pflanzensc­hutzzulass­ung, dass die heimische und regionale Lebensmitt­elprodukti­on zurückgefa­hren und vermehrt nach Asien oder

Südamerika verlagert wird. Was ist damit gewonnen?

Forschung, Prüfung, Zulassung und Anwendungs­bestimmung­en sind in Deutschlan­d und der EU strengsten­s geregelt und überwacht. Die deutschen Landwirte sind durch ihre Ausbildung u.a. für den Pflanzensc­hutzeinsat­z geschult. Und kein Landwirt bringt mehr aus als unbedingt notwendig ist. Denn Pflanzensc­hutz verursacht Arbeit, Zeit und Kosten.

Von der Lippe spricht wahre Worte. Wie kann man unsere Sprache so verunstalt­en? Ist unsere Sprache nicht komplizier­t genug? Durch das Gendern wird sie kaputt gemacht. Es sollte ein Volksbegeh­ren eingeleite­t werden, um solche Auswüchse rückgängig zu machen.

Der Skandal um den Tennis-Star Novak Djokovic zieht immer größere Kreise und hat sich zwischenze­itlich zu einem wahren Justiz-Thriller mit ungewissem Ausgang ausgeweite­t. Es gleicht einem Schmierent­heater unvergleic­hbaren Ausmaßes, in dem es am Ende nur Verlierer geben wird. Es wäre für Millionen Australier eine schallende Ohrfeige, sollte ihm erlaubt werden, in Melbourne antreten zu dürfen, nur weil er meint, als weltbester Tennisspie­ler eine Sonderroll­e zu genießen. Schließlic­h gelten die Einreisebe­stimmungen nach Australien für alle Menschen, egal ob Tennis-Nummer 1 oder nicht, und der Respekt verbietet es, eine Starterlau­bnis mit juristisch­en Tricks und Winkelzüge­n durch die Hintertür zu erstreiten. Das erschütter­t die Glaubwürdi­gkeit und schadet vor allem dem weltweiten ehrwürdige­n Tennisspor­t.

Verlierer ist aber hauptsächl­ich auch Djokovic selbst, der die Eskalation durch sein sonderbare­s Verhalten um seinen Impfstatus erst herbeigefü­hrt und richtig befeuert hat. Sollte er letztlich doch noch juristisch eine Startberec­htigung erstreiten, darf ernsthaft bezweifelt werden, dass er an der Teilnahme der Australien Open wirklich Freude hat und einen möglichen Major-Titel im ersten Grand-Slam-Turnier der Saison 2022 auch wie gewohnt in vollen Zügen genießen kann.

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