Filmriss zum Jubiläum
Tatort: Des Teufels langer Atem (ARD, So., 20.15 Uhr) – Zum 40. Einsatz etwas Besonderes? Tatsächlich hat sich Drehbuchschreiber Thorsten Wett- cke zum „Tatort“-Jubiläum der Münsteraner ordentlich ins Zeug gelegt und jagt seine Protagonisten durch eine Welt verworrener Sinneswahrnehmungen. Wahn und Wirklichkeit zu unterscheiden macht Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) arg zu schaffen. Nach einer durchzechten Nacht erwacht er in einem Hotelzimmer. Wie er dort hinkam, weiß er nicht, was ja schon mal vorkommen soll. Und so ist dieses desorientierte Erwachen nach einem Filmriss auch nur der Auftakt für eine schier irreale Spurensuche mit verstörenden Erinnerungsschnipseln in Negativfilm-Effekten (Regie: Franzis Meletzky).
Im weiteren Verlauf landet Thiel sogar wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Aber zum Glück gibt es da nicht nur den Freund und Helfer Boerne (Jan Josef Liefers) mit der elitären Lust am Detektivspiel, sondern auch die Staatsanwältin
Klemm (Mechtild Großmann) mit der Treue zu ihrem Mitarbeiter. Schließlich sorgen sogar die Drogenkenntnisse von Thiels Hippie-Vater (Claus D. Clausnitzer) für den entscheidenden Hinweis. Gemeinsam decken sie einen ausgeklügelten, perfiden Plan einer späten Vergeltung auf.
Der Fall ist wie immer total überzogen, die Konstruktion wagemutig bis absurd, dafür aber bis zum Schluss spannend. Wettcke, der bereits vier quotenstarke Fälle für die Münsteraner geschrieben hat, gibt dem Affen Zucker und lässt die Hauptdarsteller auf ihre bekannte Art witzeln – wenngleich es Thiel dieses Mal eher zum Weinen ist. Dafür bescheinigt ihm sein elitärer Kollege ein schlichtes Gemüt im Dreiklang von Bier, Fußball und Essen. Boernes rechte Hand Silke Haller (Christine Urspruch) konstatiert dafür bei ihrem Chef den Dreiklang von Narzissmus, Chauvinismus und Sarkasmus. Immerhin verlassen Thiel und Boerne nach einem für die Polizeiarbeit keineswegs glorreichen Finale auf Du und Du die Szene.