Lindauer Zeitung

Einzelhänd­ler hoffen auf einen besseren Frühling

Obwohl in Bekleidung­sgeschäfte­n kein 2G mehr gilt, fehlen den Läden die Kunden

- Von Lisamarie Haas

- Wer zur Zeit eine Shoppingto­ur durch die Lindauer Geschäfte macht, wird nur wenige andere Kunden antreffen. Häufig hat man den Laden sogar für längere Zeit ganz für sich allein. Die Corona-Beschränku­ngen und der Winter führen zu leeren Straßen und leeren Geschäften. Auch die neue Regelung, dass Bekleidung­sgeschäfte zum täglichen Bedarf zählen, bringt den Einzelhänd­lern nicht mehr Kunden ein. Manche schließen ihre Läden deshalb für mehrere Wochen.

Michaela Appt-Spiegel führt das Herrenmode-Geschäft in der Cramergass­e. Sie versucht, positiv zu denken und sich von der aktuellen Lage nicht zu sehr mitnehmen zu lassen. Aber momentan steht sie in ihrem Geschäft häufig allein. „Es sind hochgeklap­pte Gehsteige in Lindau“, sagt sie. Das sei prinzipiel­l auch nichts Ungewöhnli­ches, denn mit dem Ende der Ferien ist laut der Inhaberin des Herrenauss­tatters Spiegel immer wenig los.

Als Bekleidung­sgeschäft gilt in ihrem Laden seit Ende des vergangene­n Jahres nicht mehr die 2G-Regel. Der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of hatte entschiede­n, dass Bekleidung­sgeschäfte genau wie Schuhgesch­äfte, Blumenläde­n oder Apotheken zu Geschäften des täglichen Bedarfs zählen. Als Bekleidung­sgeschäft gilt, wer mehr als 90 Prozent Kleidung im Sortiment führt. Für Michaela Appt-Spiegel ist das nur logisch, denn eine Winterjack­e brauche man ja genauso wie Winterstie­fel.

Für die Bekleidung­sgeschäfte kommt die neue Regelung allerdings etwas spät, sagt Appt-Spiegel. Auch, wenn sie die Änderung prinzipiel­l begrüßt „Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Das hätte vor Weihnachte­n passieren müssen.“

Trotzdem habe die neue Regelung zwei Seiten, sagt die Geschäftsi­nhaberin. „Wir stehen hier an der Front“, sagt sie. Denn nun könne jeder kommen und das Infektions­risiko sei möglicherw­eise höher. Sie habe auch schon vorher falsche oder fehlerhaft­e Nachweise bei ihren Kunden gehabt. Manche hätten auf dem Absatz kehrt gemacht, als sie die Nachweise kontrollie­ren wollte. Bislang gab es für Ungeimpfte keine Möglichkei­t, sich im Laden eine Winterjack­e zu kaufen. Das treibt wieder mehr Kunden zum Einkauf im Online-Versandhan­del.

Das gilt in Lindau für den Handel, die Gastronomi­e und Freizeitan­gebote:

Geschäfte im Landkreis Lindau dürfen öffnen. Die FFP2-Maskenpfli­cht gilt weiterhin. Es gilt 2G für alle Geschäfte, die nicht der Grundverso­rgung dienen.

Zur Grundverso­rgung zählen unter anderem: Lebensmitt­elhandel, Getränkemä­rkte, Reformhäus­er, Babyfachmä­rkte, Apotheken, Bauregelmä­ßig

„Einkaufen macht gerade auch keinen Spaß“, räumt selbst Michaela Appt-Spiegel ein. Aber sie habe auch schon einige jüngere Kunden märkte und Malerfachh­andel. Bekleidung­sgeschäfte in Bayern dienen seit Ende Dezember ebenso der „Deckung des täglichen Bedarfs“und unterliege­n somit nicht mehr der 2G-Regel.

Restaurant­s, Biergärten und andere Gastronomi­en dürfen öffnen.

Für Gäste innen wie außen gilt die 2G-Regel. Minderjähr­ige Schülerinn­en und Schüler, die noch nicht geimpft sind und in der Schule gehabt, die lieber im Laden anprobiere­n wollten, statt online zu kaufen. Das stimme sie dann doch wieder positiver. Ihre Öffnungsze­iten hat

negativ getestet werden, haben ebenfalls Zutritt. In Freizeitei­nrichtunge­n – zum Beispiel Bädern, Thermen, Saunen, Solarien, Spielhalle­n – gilt 2G-Plus für die Besucherin­nen und Besucher.

Die mögliche Kapazität darf zu maximal 25 Prozent ausgelaste­t werden. Dasselbe gilt auch für Kulturvera­nstaltunge­n und -einrichtun­gen wie Theater. (lz) die Händlerin verkürzt, und in diesem Jahr wird sie auch zum ersten Mal für zwei Wochen im Februar schließen. „Wir wollen mit neuer Kraft in die Saison gehen.“

Das Parys auf der Maximilian­straße, das zu einer Hälfte aus Schuhgesch­äft und zur anderen Hälfte aus Bekleidung­sgeschäft besteht, hat die Trennung zwischen 2G und keiner Kontrolle in den Wochen vor Weihnachte­n zu spüren bekommen. In der einen Ladenhälft­e hatten sie kontrollie­rt, in der anderen war es nicht vorgeschri­eben. Nun sind plötzlich beide Produktgru­ppen Teil der Grundverso­rgung. Das erleichter­e die Arbeit schon, sagt die Angestellt­e Sabrina Aniretan. War vor der neuen Regelung doch mal viel los, musste sie den Kunden schnell hinterherr­ennen und ihre Nachweise kontrollie­ren.

Eine Erfahrung, die auch Angela Reichel gemacht hat. Bei ihr im Tollhaus, wo sie Wohnaccess­oires und Dekoration­en verkauft, muss sie weiterhin alle Kunden kontrollie­ren. Meistens kommen die aber nur einzeln.

Dass es Beschränku­ngen gebe, könne sie nachvollzi­ehen. „Es ist aber vielleicht nicht immer ganz verständli­ch, welche Geschäfte wichtig sind und welche nicht.“Die Inhaberin schließt ihr Geschäft im Februar sogar vier Wochen lang. Obwohl im Parys die 2G-Kontrollen wegfallen, ist auch hier nicht mehr los. „Viele wissen ja auch nicht, dass kein 2G ist. Es kennt sich ja keiner mehr aus.“

Eva Hein führt das Bekleidung­sgeschäft Tutto D’ Italia, und sie merkt auch, dass nicht jedem klar ist, welche Regeln gerade gelten. Die Kunden seien es schon so gewohnt, die Nachweise zu zeigen. Gerade Kunden, die aus Österreich oder aus Baden-Württember­g kommen, würden die Nachweise auch weiterhin noch vorzeigen.

Peter Göser vom Optiker Göser teilt sich einen Laden mit dem Hutgeschäf­t Huteck. Der Kollege müsse kontrollie­ren, er nicht. Und das, obwohl es derselbe Laden ist. Aber auch er sagt, die ruhigen Monate im Winter seien nichts coronatypi­sches. „Es ist ruhig wie jedes Jahr. Januar und Februar sind die ruhigsten Monate bei uns. Man hält die Stellung und hofft auf den März.“

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FOTO: LISAMARIE HAAS Links Hüte, rechts verkauft Peter Göser Brillen: Auf der einen Seite gilt 2G, auf der anderen nicht. Wegen der Zugangsbes­chränkunge­n und wegen des Lindauer Winters bleiben die Kunden im Einzelhand­el weg.

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