Lindauer Zeitung

Jäger befreien in Schwangau einen Hirsch aus Notlage

Jungtier verheddert sich lebensbedr­ohlich in Weidezaun – Mit Betäubung auf dem Weg zurück ins Leben

- Von Tobias Schuhwerk

- Jäger haben für ein Happy-End in einem Hirsch-Drama in Schwangau im Kreis Ostallgäu gesorgt. Ein Jungtier hatte sich lebensbedr­ohlich in einem rund 30 Meter langen Elektrowei­dezaun verfangen.

„Der Hirsch hätte sich beinahe selbst strangulie­rt. Die Litze (dünne Einzeldräh­te mit Isolierhül­le, Anm. d. Red.) hatte sich um Geweih, Hals und Vorderfuß gelegt. Mit jedem Schritt bewegte er sich näher auf den Tod zu“, sagt Berufsjäge­r Roland Schörkhube­r.

Mit weiteren Jägern gelang die Rettung nahe der Wildfütter­ung bei Brunnen. Mit einem gezielten Schuss aus dem Narkosegew­ehr wurde der in Not geratene Hirsch betäubt. In den folgenden Minuten befreiten die Männer ihn – abseits des großen Hirschrude­ls bei der Fütterung – von dem gefährlich­en Zaunwirrwa­rr.

Als er wieder zu sich kam, schaute er einmal erstaunt nach links und rechts, ehe er in den Weiten der Wälder verschwand.

„Für uns war das eine Herzensang­elegenheit. Es bestand eine Chance, dass er gesund weiterlebe­n kann.

Deshalb haben wir gehandelt. Es hat zum Glück geklappt“, sagt Schörkhube­r. Wo und wie sich der Hirsch in die missliche Lage gebracht hatte, lässt sich indes nicht mehr rekonstrui­eren.

Die Schwangaue­r Wildfütter­ung stellt eine Besonderhe­it im Allgäu dar. Um die 170 Hirsche kommen laut

Schörkhube­r im Winter an die Tröge, um mit dem Verzehr von Rüben, Heu oder Silage die harten Winter im Gebirge zu überleben. Früher kamen die Hirsche in dieser Jahreszeit aus den Bergen in die Auen, die heute – nicht nur in Schwangau – meist verbaut sind. „Da sie in den Höhenlagen aber im Winter nicht genug zu fressen finden würden, helfen wir ihnen mit der Futterstel­le“, erklärt Schörkhube­r. Zugleich werde durch die Wildfütter­ung der Bergwald vor Verbisssch­äden bewahrt. Die Hirschfütt­erung in Schwangau können Zuschauer verfolgen.

Wegen der Corona-Pandemie sind die Plätze aktuell jedoch reduziert. Besucher müssen sich vorher anmelden, es gilt die 2G-Regel.

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FOTO: ROLAND SCHÖRKHUBE­R In Schwangau haben die Jäger, Karlheinz Heel (links) und Andreas Strobel (rechts), einen Hirsch vor dem Tod gerettet.

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