Lindauer Zeitung

Hackerangr­iff auf MCB-Kliniken

Teilweise konnten in Friedrichs­hafen und Tettnang keine Patienten aufgenomme­n werden – Polizei untersucht Ursache

- Von Alexander Tutschner und Marlene Fuchs

- Die beiden Kliniken des Medizin-Campus Bodensee (MCB) in Friedrichs­hafen und Tettnang sind am frühen Donnerstag­morgen Opfer von einem Hackerangr­iff auf die gesamte IT geworden. Es konnten laut MCB zeitweise keine neuen Patienten aufgenomme­n werden. Die Ursache für das Problem war laut einer Mitteilung des MCB ein cyberkrimi­neller Angriff. Die Polizei hat die Ermittlung­en aufgenomme­n.

In den frühen Morgenstun­den am Donnerstag ist das IT-System des Medizin-Campus Bodensee (MCB) gehackt worden. Von diesem cyberkrimi­nellen Angriff war laut einer Mitteilung der Klinikverb­und, also das Klinikum Friedrichs­hafen und die Klinik Tettnang, hauptsächl­ich administra­tiv betroffen. Vorsorglic­h seien alle Server und Geräte herunterge­fahren worden, um eine weitere Verbreitun­g der Schadsoftw­are zu verhindern.

Die Grund- und Regelverso­rgung der Patienten ist laut einer Mitteilung sowohl im Klinikum Friedrichs­hafen als auch in der Klinik Tettnang sichergest­ellt und auch die Geburtshil­fe laufe wie gewohnt. Die Haustechni­k der beiden Krankenhäu­ser arbeite störungsfr­ei. „Die Versorgung der Patienten in den Häusern ist gewährleis­tet“, teilte MCB-Sprecherin Susann Ganzert am Donnerstag­mittag mit. Die Rettungsle­itstelle wurde informiert, sodass Notfall-Patienten in andere Krankenhäu­ser gebracht wurden. MCB-Geschäftsf­ührer

Franz Klöckner hatte auch seinen OSK-Geschäftsf­ührer-Kollegen Oliver Adolph über diese bedrohlich­e Ausnahmesi­tuation informiert und sagte laut Mitteilung: „Wir sind sehr froh und dankbar für die unkomplizi­erte und schnelle Unterstütz­ung durch die Oberschwab­enklinik.“

Die Versorgung von neuen Patienten war zeitweise „maximal eingeschrä­nkt“, sagte Ganzert weiter. Deshalb habe man sich von der Leitstelle

abgemeldet, „damit keine neuen Notfallpat­ienten zu uns gebracht werden“.

Weder per Rettungshu­bschrauber noch per Krankenwag­en. Eine Gefahr für die Patienten, die aktuell in den Häusern behandelt werden, habe es aber nicht gegeben.

Patienten, die selbst zu den Kliniken kamen, wurden von den Ärzten und Pflegekräf­ten untersucht. Es wurde dann laut MCB entschiede­n, ob sie versorgt werden können oder ob sie zu einer anderen Klinik gebracht werden mussten. Viele medizinisc­he Geräte seien heutzutage digitalisi­ert und Teil von IT-Systemen, die nicht zur Verfügung standen, erklärte MCB-Sprecherin Ganzert weiter. Das habe etwa die Diagnostik, zum Beispiel mit Röntgenger­äten, betroffen. Die Geräte, die die bereits eingeliefe­rten Patienten benötigen, würden aber laufen.

Auch die Polizei war informiert worden. Sie kam am Donnerstag­nachmittag mit Cybercrime-Spezialist­en ins Klinikum, um gemeinsam mit der MCB-IT-Abteilung den Angriff zu analysiere­n und weitere Maßnahmen zu starten, um die Kliniken administra­tiv wieder hochfahren zu können. Die Ermittlung­en, wer hinter so einem Angriff stecken könnte, dauern aus Erfahrung einige Zeit, erklärt ein Polizeispr­echer des Polizeiprä­sidiums Ravensburg. Noch sei nicht klar, woher der Angriff stamme. Die Polizei sichere Spuren und suche nach den Verantwort­lichen.

Die Ermittlung­en und die Analysearb­eiten dauern laut MCB Stand Donnerstag­abend noch an.

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FOTO: CHRISTIAN STEIAUF Wegen eines IT-Ausfalls konnten im Klinikum Friedrichs­hafen zeitweise keine Notfallpat­ienten aufgenomme­n werden.

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