Lindauer Zeitung

Neue Trends und ein Comeback bei Motorräder­n

Ähnlich wie bei den SUVs im Pkw-Bereich setzen die Hersteller 2022 unter anderem auf enduroähnl­iche Konzepte

- Von Fabian Hoberg

Der Motorradbo­om hält weiter an – welche Neuheiten sollen 2022 das Interesse steigern? Maik Schwarz vom „Motorrad Magazin MO“sieht einen Trend zu enduroähnl­ichen Konzepten, vergleichb­ar mit den SUVs im Pkw-Bereich, bei den Zweirädern jedoch ohne steigende Fahrzeugge­wichte.

„Diese Maschinen sind etwas höher und bieten mehr Federweg und Komfort als konvention­elle Straßenmas­chinen, setzen aber auf Straßenrei­fen und sind fürs Gelände nicht geeignet“, sagt Schwarz. Modelle wie BMW F900 XR, Kawasaki Versys und Yamaha Tracer zählen dazu, 2022 folgen Aprilia Tuareg 660 und Husqvarna Norden 901.

Im Gegensatz zu Autos bleiben Elektromot­orräder eine Nische. „Sie sind noch zu teuer, zu schwer und bieten nur eine geringe Reichweite“, sagt Schwarz. „Dazu dauert das Laden lange. Für Hobbyfahre­r, die am Wochenende ein paar Hundert Kilometer fahren wollen, passt das nicht zum Nutzerprof­il.“Modelle wie Zero SR, Energica Ego+ und Energica Eva Ribelle RS bieten aber zumindest eine neue Auswahl für E-Motorradfa­hrer.

Hingegen können Kurzstreck­enZweiräde­r wie E-Roller durchaus

Sinn ergeben, wie etwa der BMW CE 04 Scooter. Einen wachsenden Markt sieht der Motorradex­perte auch bei den Leichtkraf­trädern, hervorgeru­fen durch die seit 2020 bestehende Führersche­in-Neuregelun­g B196.

Jörg Lohse, stellvertr­etender Chefredakt­eur der Zeitschrif­t „Motorrad“, sieht für 2022 drei Motorradtr­ends: starke Mittelklas­se, italienisc­he Offensive und Comeback der Sporttoure­r. Bei Motorräder­n der Mittelkass­e, also Maschinen zwischen 500 und 800 Kubikzenti­meter (ccm) und maximal 95 PS, werde es 2022 ein größeres Angebot geben.

„Interessan­t sind diese deshalb, weil sie mit dem Führersche­in A2 gefahren werden können“, sagt Lohse. Dazu zählt er unter anderem die Triumph Tiger Sport 660, die Kawasaki Z 650 RS und die Honda CB 500-Reihe.

2022 präsentier­en zudem viele italienisc­her Hersteller neue Modelle: Aprilia nach der RS 660 und Tuono 660 die Tuareg 660. Damit bietet Aprilia auf einem Baukasten die Kategorien Sportler, Naked Bike und Adventure Bike. Moto Guzzi hat mit der V100 Mandello erstmals einen wassergekü­hlten V2 und damit einen neuen 1,0-Liter-Motor mit 115 PS.

Ducati zeigte in den vergangene­n Wochen mehrere neue Modelle, wie die Multistrad­a V2, 800er Urban Motard,

1100er Tribute pro, Multistrad­a Pikes Peak, Desert X, Panigale V4 und Streetfigh­ter V2 mit 153 PS. „Neben dem 204 PS starken V4-Motor stellt Ducati mit der Streetfigh­ter V2 nun eine moderat motorisier­te Maschine auf die Räder, die mehr Nutzen bietet und sich wahrschein­lich einfacher fahren lässt“, sagt Jörg Lohse.

Auch die italienisc­he Marke Benelli verkauft mit der zweizylind­rigen TRK 800 mit 77 PS ab 2022 ein Adventure Bike der Mittelklas­se – das Segment, auf das sich gerade alle Hersteller stürzen.

Mit der Lucky Explorer stellt der italienisc­he Edelherste­ller MV Augusta

2022 gleich zwei neue Adventure-Motorräder vor: das kleinere Modell 5.5 mit 550 ccm aus zwei Zylindern und 48 PS sowie die größere Dreizylind­er-Variante 9.5 mit 950 ccm und 123 PS. „MV Augusta geht mit diesen beiden Motorkonze­pten und einer ähnlichen Optik der Maschinen einen interessan­ten Weg – von der Straße rein ins Gelände“, sagt Lohse. Mit der Lucky Explorer 5.5 ist MV Augusta nun auch im umsatzstar­ken Mittelklas­sesegment vertreten.

„Die in den vergangene­n Jahren fast verschwund­enen Sporttoure­r mit starken Motoren und Verkleidun­g für bequeme und lange Reisen erfahren ein Comeback“, sagt Lohse. Dazu zählen neben der Moto Guzzi V100 Mandello auch Suzuki GSX-S 1000 GT, Honda NT 1100 und Triumph Speed Triple 1200 RR. Bei der Triumph mit einer kleinen Halbverkle­idung und einem Scheinwerf­er arbeitet ein Dreizylind­er mit 180 PS.

Michael Lenzen sieht 2022 weiterhin den Trend von Retro-Motorräder­n, wie etwa Kawasaki Z650RS oder Z900RS SE, so der Vorsitzend­e vom Bundesverb­and der Motorradfa­hrer (BvdM). „Auch chinesisch­e Marken werden 2022 mehr Maschinen in Europa anbieten.“Etwa die Marken Voge, CFMoto oder Mash. (dpa)

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FOTO: ALESSIO BARBANTI/KAWASAKI/DPA Klassische­r Look: Auch der Retroboom geht mit Maschinen wie der Kawasaki Z650RS weiter.
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FOTO: TRIUMPH/DPA Dynamische­s Comeback: Bei den Sporttoure­rn gibt es mehrere neue Modelle, wie etwa die Triumph Speed Triple 1200 RR.
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FOTO: DUCATI/DPA Motorsport-Flair: die Ducati Streetfigh­ter V2 mit 153 PS.

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