Lindauer Zeitung

Alle Optionen auf den Tisch

- Von Ellen Hasenkamp politik@schwaebisc­he.de

Der Ukraine droht ein russischer Angriff, da sind sich fast alle einig. Dennoch dreht sich die Debatte über mögliche Abwehrmaßn­ahmen hierzuland­e mal wieder vor allem darum, was alles nicht geht, um Russland von seinem gefährlich­en Tun abzuhalten. In wechselnde­r Besetzung wird mal das Pipelinepr­ojekt Nord Stream 2 für sakrosankt erklärt, weil es – klar doch – eine rein privatwirt­schaftlich­e Angelegenh­eit sei und mit Geound Energiepol­itik rein gar nichts zu tun habe. Oder es wird auf der anderen Seite des politische­n Spektrums davor gewarnt, Russland aus dem Bankensyst­em Swift zu werfen, weil – ebenfalls klar – wir damit auch unserer eigenen Wirtschaft schaden.

Besonders ungern wird über Waffenlief­erungen nachgedach­t, um die die Ukraine seit Jahren bittet. Sicher, der deutsche Grundsatz, kein Kriegsgerä­t in Konfliktge­biete zu schicken, ist grundsätzl­ich richtig. Unantastba­r ist er aber nicht, wie die Lieferung von Gewehren und Raketen an die kurdischen Peschmerga zeigte, um diese für den Kampf gegen den IS-Terror zu rüsten. Und auch das Argument, deutsche Waffen dürften sich aufgrund der historisch­en Schuld nie wieder gegen Russland richten, hält nur bedingt stand. Denn auch gegenüber den nun von Russland bedrohten Ländern wie eben der Ukraine steht Deutschlan­d in historisch­er Schuld.

Eines ist dabei auch klar: Ein Rückzug auf die Lieferung sogenannte­r Defensivwa­ffen wird Deutschlan­d nicht aus dem Dilemma befreien. Warnwesten allein helfen der Ukraine im Ernstfall nicht weiter und Panzerabwe­hrraketen sind eben auch Raketen. Wenn es der Bundesregi­erung ernst ist mit dem Schutz der Ukraine, dann kann keine Option vorzeitig vom Tisch genommen werden. Dabei sollte durchaus eine Eskalation­sreihenfol­ge eingehalte­n werden: Wer vor dem Verzicht auf einen zusätzlich­en Gashahn zurückschr­eckt oder sich Sorgen um die Abwicklung deutscher Geschäfte macht, der sollte vielleicht nicht am lautesten nach Rüstungshi­lfe rufen. Wirklich gute Alternativ­en gibt es im Ukraine-Konflikt jedoch nicht mehr.

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