Lindauer Zeitung

Bayern hofft auf baldige Corona-Lockerunge­n

Staatskanz­leichef Herrmann (CSU) sieht eine „klare Perspektiv­e“– Regionale Hotspot-Regelung bleibt ausgesetzt

- Von Christoph Trost und Daniel Josling

(dpa) - Die Bayerische Staatsregi­erung hat den Bürgern für nächste Woche mögliche Lockerunge­n bei den Corona-Maßnahmen in Aussicht gestellt. „Wir sind optimistis­ch“, sagte Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) nach einer Videoschal­te des Kabinetts am Montag. Vieles deute darauf hin, dass die nun auch in Bayern mit 75 Prozent vorherrsch­ende Omikron-Variante zu weniger Belastung in den Krankenhäu­sern führe als die Delta-Variante, sagte Herrmann. In der vergangene­n Woche seien noch 443 Intensivbe­tten mit Corona-Infizierte­n belegt gewesen, diese Woche noch 407.

Die Entwicklun­g müsse aber noch beobachtet werden, die zur Verfügung stehenden Daten seien noch nicht klar genug. Deswegen habe die Staatsregi­erung zunächst auf Änderungen beim Infektions­schutz verzichtet. Ungeachtet der zum Teil drastisch steigenden Fallzahlen bleibe die regionale Hotspot-Regelung ausgesetzt, die bis vergangene Woche zu regional begrenzten Lockdowns bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 führen konnte. Ein Ansteigen einer Inzidenz über die Schwelle von 1000 hat demnach also derzeit keinerlei zusätzlich­e Konsequenz­en.

Für die nächste Woche gebe es in einigen Bereichen eine „klare Perspektiv­e“,

wenn sich die Lage nicht verschlech­tere, sagte Herrmann. Als Beispiele für denkbare Lockerunge­n nannte Herrmann erleichter­te Zugangsreg­elungen in der Jugendarbe­it und Kapazitäts­erweiterun­gen bei den Zuschauerz­ahlen in Kultur und Sport. Etwa sei eine Anhebung der Maximalaus­lastung von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent denkbar.

Herausford­ernd bleibt die Situation in Schulen und Kindergärt­en: Die Inzidenzen bei bayerische­n Kindern und Jugendlich­en sind in der Woche seit Ende der Weihnachts­ferien in die Höhe geschossen. In der Altersgrup­pe der Sechs- bis Elfjährige­n ist der Wert binnen sieben Tagen um mehr als 164 Prozent gestiegen, wie aus Daten des Landesamts für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) vom Montag hervorgeht.

Vor einer Woche hatte das LGL für die Gruppe noch 372 Fälle pro Woche und 100 000 Einwohnern gemeldet, jetzt sind es 985. Noch höher fiel die Inzidenz bei den 16- bis 19-Jährigen aus. 1305 ist der höchste Wert, den das LGL je für eine Altersgrup­pe ermittelt hat. Der relative Anstieg ist hier mit 79 Prozent allerdings etwas geringer. Die dritthöchs­te Inzidenz wird mit 982 für die Zwölf- bis 15-Jährigen ausgewiese­n. Auch hier gab es mehr als eine Verdoppelu­ng binnen sieben Tagen. Dahinter folgen die 20bis 34-Jährigen mit 882 – hier fällt der Anstieg aber deutlich geringer aus.

Stark angezogen hat auch die Inzidenz bei Kindern bis fünf Jahren. Hier gab es mehr als eine Verdoppelu­ng von 177, die vergangene­n Montag gemeldet wurden, auf 376. Zum starken Anstieg dürfte dabei auch die

Testpflich­t für Kindergart­enkinder beigetrage­n haben. Wie in den Schulen sorgen die verpflicht­enden Tests dafür, dass Infektione­n häufiger entdeckt werden.

An einigen Schulen gehen die Lehrer inzwischen dazu über, die Schulaufga­ben in einer engeren Taktung zu stellen, um bei der Notenverga­be für den Fall von Unterricht­sausfällen nicht in Zeitnöte zu geraten. Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) rief dazu auf, Augenmaß walten zu lassen. „Auf der einen Seite will man natürlich Leistungse­rhebungen, auf der anderen Seite wollen wir in diesen Zeiten die Schülerinn­en und Schüler nicht überforder­n“, sagte er.

Eine Woche nach Wiederbegi­nn des Schulunter­richtes sprach der Kultusmini­ster aber von einer insgesamt positiven Bilanz. Der Schulstart sei, so Piazolo, „relativ reibungslo­s gelaufen“. Den Daten zufolge waren nur 3,2 Prozent der Pooltests am ersten Tag nach den Ferien positiv. Das sei weniger als nach den Allerheili­genferien (4,4 Prozent), betonte Piazolo. Zudem habe man auch bei den Quarantäne­regeln nachgesteu­ert: Schüler können sich nun bereits nach dem fünften Tag freitesten. Zudem schicke man inzwischen tendenziel­l keine ganzen Klassen mehr in die Quarantäne. „Andere Maßnahmen werden nur ergriffen, wenn mehrere Fälle in einer Klasse auftauchen“, sagte Piazolo.

 ?? FOTO: MATTHIAS BALK/DPA ?? Am Abstandsge­bot zumindest wird sich nichts ändern.
FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Am Abstandsge­bot zumindest wird sich nichts ändern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany