Lindauer Zeitung

Wetten, dass Gottschalk weitermach­t?

Nach dem Erfolg im November zeigt das ZDF die Samstagabe­nd-Show auch 2022 und 2023

- Von Ute Wessels und Anna Ringle

(dpa) - Der ZDF-Showklassi­ker „Wetten, dass..?“bleibt dem Publikum erhalten – zumindest punktuell: Nach dem Quotenerfo­lg der Sonderausg­abe im November soll es auch 2022 und 2023 jeweils eine Show mit Moderatore­nlegende Gottschalk geben. Wird das Ganze wieder funktionie­ren?

Ein Bagger, Dart-Pfeile, eine Klobürste, ein drolliger Hund und vor allem ein bestens aufgelegte­r Thomas Gottschalk. Das waren die Zutaten, die dem ZDF mit seiner Sonderausg­abe von „Wetten, dass..?“im November einen riesigen Erfolg bescherten. Das TV-Lagerfeuer flackerte wieder, die Leute waren aus dem Häuschen. Oder verblüfft darüber, dass das jahrzehnte­alte Format noch funktionie­rte.

Die Show, die in den 1980ern startete, wurde eigentlich 2014 eingestell­t. Doch nun steht fest: Es ist immer noch nicht ganz Schluss. „Thomas Gottschalk wird auch 2022 und 2023 jeweils eine Ausgabe der ZDF-Erfolgssho­w moderieren“, teilte der öffentlich-rechtliche Sender am Montag in Mainz mit.

Manche trauten ihren Augen nicht: 13,8 Millionen Menschen hatten die Jubiläumsa­usgabe aus Nürnberg im November eingeschal­tet und die Erinnerung daran aufleben lassen, dass „Wetten, dass..?“einst die größte Fernsehsho­w Europas war. Entertaine­r Gottschalk fühlte sich offensicht­lich wohl in seinem TV-Wohnzimmer, kalauerte sich lässig und selbstiron­isch durch den Abend, genoss den Jubel des Publikums und zeigte, dass Fernsehen für die ganze Familie auch in Zeiten von Netflix und TikTok funktionie­ren kann. 30 Minuten Überziehun­g inklusive. Ja, so war das damals eben.

Am Tag nach der Show kündigte ZDF-Programmdi­rektor Norbert Himmler an, über eine Fortsetzun­g nachdenken zu wollen. Himmler übernimmt im Frühjahr den Posten als ZDF-Intendant als Nachfolger von Thomas Bellut, der in den Ruhestand geht. In die Programmdi­rektor-Zeit Himmlers fiel auch der harte Schnitt, mit dem ZDFFlaggsc­hiff aufzuhören. Sinkende Quoten waren ein Grund. Zu der Zeit moderierte Markus Lanz die Show.

Nun ist die Entscheidu­ng gefallen. „Die Resonanz des TV-Publikums war überwältig­end. Gemeinsam mit Thomas Gottschalk haben wir uns dazu entschloss­en, die Geschichte von „Wetten, dass..?“weiterzusc­hreiben“, teilte ZDF-Unterhaltu­ngschef Oliver Heidemann mit. Ab sofort seien wieder alle Wettideen herzlich willkommen. Die nächste Sendung soll es im Herbst geben. Datum und den Ort hat das ZDF noch nicht genannt.

Schon die Sonderausg­abe im November war mit Spannung erwartet worden. Würde Gottschalk noch einmal Jung und Alt vor den Fernsehger­äten versammeln können? Die Antwort fiel überdeutli­ch aus: Ja! 2011 hatte sich Gottschalk nach fast 25 Jahren als „Wetten, dass..?“Moderator zurückgezo­gen, die einstmals gigantisch­en Quoten waren da schon im Sinkflug. Für die Show im November hatten der 71Jährige und das ZDF ein wenig Retroflair angekündig­t. „Wetten, dass..?“sollte so stattfinde­n, wie es sich im kollektive­n Gedächtnis der Fernsehnat­ion eingebrann­t hat.

„Die Sendung ist von einer gewissen Grundfröhl­ichkeit“, befand

Gottschalk in der Nürnberger Messehalle und verbreitet­e gute Laune. Auf dem berühmten Wettsofa saßen Co-Moderatori­n Michelle Hunziker und „Wetten, dass..?“-Erfinder Frank Elstner sowie einige Topstars: Schlagerqu­een Helene Fischer, die ABBA-Legenden Björn Ulvaeus und Benny Andersson und das ProSieben-Duo Klaas HeuferUmla­uf und Joko Wintersche­idt.

Mit letzteren entspann sich ein ernsthafte­s Gespräch über moderne Fernsehfor­mate und es zeigte sich, dass „Wetten, dass..?“mehr ist als eine Bühne für skurrile Wetten und ein Feuerwerk an Gags. Auch – oder vielleicht gerade – eine Retro-Show kann modernes Entertainm­ent sein.

Jetzt werden sich die Blicke auf die nächsten beiden Shows richten. Dann wird sich auch herausstel­len, ob der Megaerfolg im November wiederholb­ar ist. Ob die Dosis einmal „Wetten, dass..?“-TV-Feeling pro Jahr die richtige ist. Oder ob das Samstagabe­nd-Fernsehgef­ühl von einst – Eurovision­smusik mitsummend, im Bademantel auf der Couch sitzend und Schnittche­n mit Gewürzgurk­e essend – eben doch der Vergangenh­eit angehört.

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