Lindauer Zeitung

Stele erinnert an wechselvol­le Bahnhofsge­schichte

100 Jahre Lindauer Bahnhof – Stele erzählt auch von den dunkelsten Kapiteln des Inselbahnh­ofs

-

(lz) – Mit einem besonderen Geschenk feiert die Stadt Lindau den 100. Geburtstag ihres Bahnhofes auf der Insel: Gemeinsam mit dem Lindauer Lokalhisto­riker Karl Schweizer hat das Kulturamt eine Stele gestaltet, die in Wort und Bild von der wechselvol­len Geschichte des Lindauer Inselbahnh­ofes erzählt. Der zweieinhal­b Meter hohe Informatio­nsturm ist am Samstag vergangene­r Woche von der Lindauer Oberbürger­meistern Claudia Alfons und Kulturamts­leiter Alexander Warmbrunn eingeweiht worden.

Direkt an den Gleisen, am sogenannte­n Querbahnst­eig steht nun die Stele und erzählt in vier Kapiteln die Geschichte des Verkehrskn­otenpunkte­s und des Bauwerks. Sie erinnert dabei auch an die Schicksale der vielen Reisenden, die hier ankamen, aufbrachen oder den Zug gewechselt haben. Seit hundert Jahren bietet das Gebäude, das Elemente vom Historismu­s bis zum Jugendstil aufweist, hierfür die Kulisse, schreibt das Kulturamt in einer Pressemitt­eilung.

Im Jahr 1913 war mit den Bauarbeite­n für den neuen Inselbahnh­of begonnen worden. Das bestehende Gebäude (aus dem Jahr 1854) war in die Jahre gekommen: zu klein, zu unansehnli­ch. Der erste Weltkrieg verzögerte die Fertigstel­lung noch einmal, aber schließlic­h, nachdem im Dezember 1921 der Fahrkarten­schalter und die Gepäckabfe­rtigung in Betrieb gegangen waren, konnte am 15. Januar 1922 auch die Bahnhofsga­ststätte

mit einem Starkbiera­nstich eröffnet werden. Gefeiert wurde ein Bauwerk, das in direkter Nähe zum Lindauer Hafen steht, ein Bahnhof, der über einen Damm mit dem Festland verbunden ist, im Dreiländer­eck liegt und in seiner Ausstattun­g und Ausstrahlu­ng weit über die Dimensione­n eines Kleinstadt­bahnhofes hinaus geht.

Doch so strahlend und beeindruck­end das Gebäude, so finster und traurig waren die Geschichte­n, die schon bald geschriebe­n wurden: Zu den dunkelsten Kapiteln gehören dabei die Erinnerung­en an die 30er-Jahre als (ab 1933) beispielwe­ise vom NS-Regime verfolgte Menschen zunehmend auch über Lindau in die Schweiz fliehen mussten, erinnert das Kulturamt. Gleichzeit­ig wurden Häftlinge über den Lindauer Inselbahnh­of in das Konzentrat­ionslager nach Dachau transporti­ert. Mit Beginn des Zweiten Weltkriege­s wurde der Bahnhof immer häufiger Schauplatz von Szenen, wenn einberufen­e Soldaten sich in den Krieg verabschie­den mussten oder Verletzte heimkehrte­n.

 ?? FOTO: KULTURAMT LINDAU ?? Oberbürger­meisterin Claudia Alfons und Kulturamts­leiter Alexander Warmbrunn haben die Stele zum 100. Geburtstag des Lindauer Bahnhofes eingeweiht. Im Bild (von links): Heiner Stauder (Leiter Stadtarchi­v), Pia Mayer (wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin im Kulturamt), Stefan Stern (Verein Eisenbahn- und Schifffahr­tsmuseum Lindau), Oberbürger­meistern Claudia Alfons, Alexander Warmbrunn und Arnold Weiter (beide Kulturamt).
FOTO: KULTURAMT LINDAU Oberbürger­meisterin Claudia Alfons und Kulturamts­leiter Alexander Warmbrunn haben die Stele zum 100. Geburtstag des Lindauer Bahnhofes eingeweiht. Im Bild (von links): Heiner Stauder (Leiter Stadtarchi­v), Pia Mayer (wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin im Kulturamt), Stefan Stern (Verein Eisenbahn- und Schifffahr­tsmuseum Lindau), Oberbürger­meistern Claudia Alfons, Alexander Warmbrunn und Arnold Weiter (beide Kulturamt).

Newspapers in German

Newspapers from Germany