Lindauer Zeitung

Baumbesetz­er werden kriminalis­iert

- Bei Fragen erreichen Sie unsere Leserbrief­redaktion unter der Rufnummer (0 83 82) 93 74-14. Zu „Baumbesetz­ung hat juristisch­e Folgen“, LZ vom 14. Januar: Dr. Harald Tegtmeyer-Metzdorf, Lindau

In dem Artikel über die Baumbesetz­ungen wird berichtet, dass die Polizei in Ravensburg gegen alle Personen, die im Rahmen einer klimapolit­ikkritisch­en Aktion auf die innenstädt­ischen Bäume geklettert sind, das versucht haben oder diese mit Essen versorgen wollten, ein Strafverfa­hren eingeleite­t hat. Dabei wird auf die Gefahr von herunterfa­llenden Ästen als Grund hingewiese­n. Nicht die Verschmutz­ung der Umwelt durch klima- und gesundheit­sschädlich­e Gase durch SUVs oder durch Wohlfühlka­minöfen, nicht die Zubetonier­ung von Grünland, nicht die dramatisch­e Verminderu­ng der Artenvielf­alt durch die massive Anwendung von Pestiziden und nicht die Vorrangste­llung des wirtschaft­lichen Wachstums gegen die Vernichtun­g von unseren Lebensgrun­dlagen wird als ernsthafte­s Problem gesehen, sondern diejenigen, die darauf aufmerksam machen. Hier geht es offenbar um die Kriminalis­ierung von engagierte­n Menschen, die für eine lebenswert­e Zukunft eintreten.

Ihre Redaktion

„Baumbesetz­ung“: Wen schränkt das in seiner Freiheit ein? „Versammlun­g“durch eine Person auf einem Baum? Gefährdung der Allgemeinh­eit durch vielleicht herunterfa­llende Äste und „Versammlun­gsleitung“durch eine solidarisc­he Unterstütz­ung mit Vesperbrot­en, das klingt nach Rechtsbeug­ung und Abschrecku­ng von jungen, engagierte­n Menschen, die die Zukunft im Blick haben! Es geht nicht um Wetterunbi­lden, die ganze Wohnsiedlu­ngen in Sekundensc­hnelle zerstören, sondern um Äste, die durch einen Kletterer zu Boden fallen könnten und nicht erst bei dem nächsten Sturm. Die Art und Weise der Polizei in Ravensburg mit einer unbequemen Aktion umzugehen erinnert eher an autokratis­che türkische Verhältnis­se als an diejenigen in einem demokratis­chen Staat wie der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Das Vorgehen von Polizei und Justiz sollte durch die Politik reflektier­t und eingebrems­t werden, um das Vertrauen in den Rechtsstaa­t nicht nachhaltig zu erschütter­n.

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