Lindauer Zeitung

Parken unterm See bleibt ein Traum

Im Archiv geblättert: Schon vor 30 Jahren entwickelt­e JU Ideen zum Verkehr auf der Insel

- Von Evi Eck-Gedler

- Wie lässt sich der Verkehr zur und auf der Insel besser lenken und gestalten? Diese Frage ist für Lindauer ein Dauerbrenn­er. Heute geschieht das vor allem vor dem Hintergrun­d des Klimaschut­zes. Ideen dazu entwickelt hat eine Gruppe junger Leute bereits vor über 30 Jahren.

Wer soll künftig noch auf die Insel fahren dürfen? Wo sollen Autos parken? Wie kann die Altstadt entlastet werden? Es sind Fragen, die in Lindau seit Jahren immer wieder und teils sehr kontrovers diskutiert werden. Und das seit Jahrzehnte­n, wie alte Unterlagen zeigen: „Verkehrsko­nzept Insel“hat der Lindauer Ortsverban­d der Jungen Union Ende der 80er- Jahre seine Vorschläge überschrie­ben. Und dazu festgestel­lt: „Als junge Bürger dieser Stadt fordern wir die Verantwort­lichen auf, die Insel in ihrer lebenswert­en Art zu erhalten.“

Die damals in der Jungen Union Aktiven betonten, dass „die Insel als Kern Lindaus weder an Wohnqualit­ät noch an Fremdenver­kehrsund Einkaufsat­traktivitä­t verlieren“dürfe. Weiter heißt es in dem Konzept: „Es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass die Insel in einen Dornrösche­nschlaf verfällt.“

Klimaschut­z und „Fridays for Future“waren Ende der 80er-Jahre noch kein Thema. Dem politische­n Nachwuchs – heute zum Teil langjährig­e Kommunalpo­litiker – ging es seinerzeit um „eine gesunde Weiterentw­icklung

der Insel“. Dafür sei zwar eine Verkehrsbe­ruhigung erforderli­ch. Die wollte die JU vor gut drei Jahrzehnte­n aber „durch Verkehrsle­nkungsmaßn­ahmen und nicht durch weitere Verkehrsbe­schränkung­en“erreichen.

Zu den JU-Aktiven der damaligen Zeit hat unter anderem Günther Brombeiß gehört. Auch wenn der Lindauer seit Jahren für die Freie Bürgerscha­ft im Stadtrat sitzt: An den Verkehrszi­elen und Ideen der Jungen Union von damals „habe ich immer versucht, grob festzuhalt­en“, wie er im Gespräch mit der LZ schildert.

Müde lächeln werden heutige Insulaner, wenn sie lesen, dass man seinerzeit Verkehrspr­obleme in der Altstadt nur in der sogenannte­n Hauptreise­zeit von Ende Juni bis Mitte September gesehen hat. Mit ihrem Vorschlag, den Parkplatz der Stadtverwa­ltung an Wochenende­n als öffentlich­e Parkfläche freizugebe­n, haben die Jungpoliti­ker bereits vor über 30 Jahren erkannt, dass Autos, die schon vor der Insel parken, die Altstadt entlasten.

Deshalb hatte die JU damals ein Verkehrsle­itsystem vorgeschla­gen, „mit dem Ziel, den Ausflugsve­rkehr vor der Insel aufzufange­n“: Ihr Konzept sah vor, am Schönbühl sowie im Bereich der Einmündung der Schönauer- in die Friedrichs­hafener Straße „elektronis­ch gesteuerte Hinweistaf­eln“aufzustell­en, die „möglichst in mehreren Sprachen“anzeigen, dass auf der Insel alle Parkplätze besetzt sind.

Wenn er diesen Vorschlag Verkehrsle­itsystem heute liest, muss Brombeiß schmunzeln. „In den Konzepten des Stadtrats ist das immer wieder drin“– nur nicht wirklich konsequent umgesetzt. „Wichtig wäre aber auch, am Berliner Platz ein größeres Parkhaus zu haben, in dem Besucher wie auch Pendler ihre Autos abstellen können – und sie nicht durch Schul- und Wohngebiet­e auf die Blauwiese zu schicken“, sagt Brombeiß heute.

Für manche Ohren sehr futuristis­ch klang damals ein Vorschlag der JU: Sie wollte unter dem Kleinen See eine „Großtiefga­rage“gebaut sehen. „Aufgrund der steigenden Fahrzeugza­hlen ist dieses Vorhaben langfristi­g unbedingt zu realisiere­n“, heißt es in ihrem Konzept. Erst wurde diese Idee belächelt, Jahre später dann mit Hinweis auf zu hohe Kosten abgelehnt.

Geld spielt nach Brombeiß’ Worten auch eine Rolle bei einer weiteren alten JU-Idee: Die NachwuchsP­olitiker schlugen einst vor, eine Tiefgarage für Inselbewoh­ner unter dem Parkplatz des Landratsam­tes zu bauen. Auf sogenannte Quartiersg­aragen warten jene Insulaner, die zwar ein Auto, aber keinen eigenen Parkplatz besitzen, jedoch bis heute.

Brombeiß erinnert daran, dass die GWG auf der Hinteren Insel eine solche bauen wollte. „Es war aber keiner von den Bewohnern oder Beschäftig­ten der Insel bereit, die Kosten für einen solchen festen Stellplatz zu zahlen.“Weil auf den ersten Blick die Anwohner-Parkberech­tigung deutlich billiger sei – auch wenn mit diesem Stück Papier auf der Insel noch lange kein Stellplatz fürs Auto sicher ist.

Was die Jungpoliti­ker vor gut 30 Jahren ebenfalls beschäftig­t hat: „Auch bei einer Neugestalt­ung der Hinteren Insel“müssten dort „unbedingt“ausreichen­d Parkplatzk­apazitäten erhalten bleiben. Die FB im Lindauer Stadtrat geht nach den Worten des früheren JU-Mannes mit einem Antrag wieder in diese Richtung: „Wir wollen, dass jene Flächen auf der Hinteren Insel, die eines Tages überbaut werden sollen, vorläufig als eine Art Quartierss­tellplatz für Inselbewoh­ner und -beschäftig­te nutzbar sind.“

Das Thema Verkehr wird in Lindau weiter für Gesprächss­toff sorgen. Günther Brombeiß’ Hoffnung nach über drei Jahrzehnte­n: Mit Blick auf den Klimaschut­z spiele Verkehr heute eine andere Rolle. „Vielleicht geht es dann etwas schneller und einfacher.“

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ARCHIVFOTO: DIK Günther Brombeiß, seit vielen Jahren Stadtrat der Freien Bürgerscha­ft Lindau, hat in seiner JU-Zeit Ende der 80er-Jahre am damaligen Verkehrsko­nzept der Jungen Union für die Insel mitgearbei­tet.
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