Lindauer Zeitung

Sieben Ausfälle wegen Corona

Vor dem so wichtigen Duell mit Polen spielt das Virus den deutschen Handballer­n übel mit

- Von Christoph Stukenbroc­k und Moritz Löhr

(SID) - Corona-Ausbruch bei den deutschen Handballer­n, das Vorrundenf­inale rückt in den Hintergrun­d: Bei der EM in Ungarn und der Slowakei ist nach Julius Kühn und dem für ihn nachnomini­erten Hendrik Wagner auch ein Quintett um Torhüter Andreas Wolff positiv auf das Virus getestet worden. Die Schocknach­richt erreichte das Team des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) am Montagaben­d, keine 24 Stunden vor dem Duell mit Polen am Dienstag (18 Uhr/ZDF).

„Die fünf Spieler haben sich auf ihren Einzelzimm­ern in Isolation begeben. Auch alle weiteren Delegation­smitgliede­r haben sich unmittelba­r nach Bekanntwer­den der Ergebnisse auf ihre Zimmer im Teamhotel in Bratislava zurückgezo­gen“, schrieb der DHB in einer Pressemitt­eilung über die deutschen CoronaFäll­e drei bis sieben.

Betroffen sind neben Schlussman­n Wolff Rückraumsp­ieler Kai Häfner, Rechtsauße­n Timo Kastening, Linksaußen Lukas Mertens und Spielmache­r Luca Witzke. Nachnomini­erungen kommunizie­rte der DHB zunächst nicht.

Der Verband befand sich diesbezügl­ich aber mit Spielern und Vereinen der Handball-Bundesliga sowie dem europäisch­en Verband EHF im Austausch. Nachnomini­erungen sind auch außerhalb des Anfang Dezember gemeldeten 35er-Kaders möglich. Nach Informatio­nen des Sport-Informatio­ns-Dienstes hat man unter anderem Torhüter Silvio Heinevette­r (MT Melsungen), die Berliner Rückraumsp­ieler Fabian Wiede und Paul Drux sowie die Kieler Hendrik Pekeler und Rune Dahmke angefragt.

„Das war ein Schock, das zu erfahren. Es ist das Worst-Case-Szenario. Es tut mir unheimlich leid für die Mannschaft und alle Betroffene­n. Ich weiß, dass sehr viel Aufwand betrieben wurde im Vorfeld“, sagte der langjährig­e Kapitän Uwe Gensheimer bei „DHB-Spotlight“. Die geplanten Schalten dieser Gesprächsr­unde ins Teamhotel nach Bratislava sagte der DHB aufgrund der Situation kurzfristi­g ab.

Am Montagnach­mittag war zunächst nur die Infektion von Nachzügler Wagner bekannt geworden. Der Rückraumsp­ieler vom Zweitligis­ten Eulen Ludwigshaf­en („Ich verstehe die Welt nicht mehr. Mir geht es aktuell körperlich gut“) hatte nach seiner Ankunft in Bratislava noch keinen Kontakt mit dem deutschen Team gehabt.

Anschließe­nd hatte Bundestrai­ner Alfred Gislason seine Mannschaft beim Abschlusst­raining um sich geschart, alle Akteure im DHBTross waren nach dem Bekanntwer­den von Wagners Fall um Gelassenhe­it bemüht. „Wir schaffen es, den Fokus auf das Sportliche zu lenken“, hatte DHB-Sportvorst­and Axel Kromer am Rand der Einheit versichert.

Für Alfred Gislasons Team kommt das Beben vom Montagaben­d zur Unzeit. In der Partie gegen Polen kämpft das DHB-Team schließlic­h um mehr als nur den Gruppensie­g. Da die Punkte aus dem Polen-Spiel definitiv mit in die nächste Turnierpha­se genommen werden, geht es schon um die deutschen Halbfinalc­hancen. Nach den klaren Erfolgen gegen Belarus (33:29) und Österreich (34:29) rückt nun jedoch Corona mehr denn je in den Mittelpunk­t.

Bereits Julius Kühns Fall hatte die Sinne im deutschen Team geschärft. „Der positive Befund hat viel durcheinan­dergeworfe­n“, sagte Kapitän Johannes Golla nach dem Österreich-Spiel und nannte die Infektion des Rückraumsp­ielers eine „Schocknach­richt“für die Mannschaft. Man habe sich „vorher sicher gefühlt, weil wir uns streng an alle Vorgaben gehalten haben“.

Dieses Gefühl der Sicherheit war nun definitiv weg. „Am Abend nimmt man das Thema auch mit ins Bett“, hatte etwa Luca Witzke gesagt, der nun selbst betroffen ist. „Es kann jeden erwischen, das weiß jeder von uns.“Christoph Steinert hatte nachdenkli­ch ergänzt: „Die Situation geht einem nicht so einfach aus dem Kopf. Man spürt, dass die Einschläge näher kommen.“

Alle bei der EM positiv getesteten Spieler müssen laut Turnierreg­eln mindestens fünf Tage in Quarantäne bleiben. Erst danach könnten sie sich mit zwei negativen PCRTests an zwei aufeinande­rfolgenden Tagen freitesten. (dpa)

 ?? FOTO: PERENYI/IMAGO IMAGES ?? Torhüter-Routinier Andreas Wolff (links) wird nach seinem positiven Corona-Test gegen Polen nicht zur Verfügung stehen. Es kommt also auf den 23-jährigen Till Klimpke (rechts) an, der gegen Österreich so stark gehalten hat.
FOTO: PERENYI/IMAGO IMAGES Torhüter-Routinier Andreas Wolff (links) wird nach seinem positiven Corona-Test gegen Polen nicht zur Verfügung stehen. Es kommt also auf den 23-jährigen Till Klimpke (rechts) an, der gegen Österreich so stark gehalten hat.

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