Lindauer Zeitung

Test bestanden

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Wer erwartet hatte, dass Außenminis­terin Annalena Baerbock als gerupftes Huhn aus dem Zwiegesprä­ch mit Sergej Lawrow rausgeht, wurde enttäuscht. Selbstbewu­sst und offensicht­lich unbeeindru­ckt von der sehr viel längeren Amtserfahr­ung ihres russischen Kollegen sprach Baerbock all die Themen an, bei denen es knirscht im deutschrus­sischen Verhältnis – nicht nur den russischen Truppenauf­marsch an der Grenze zur Ukraine, sondern auch den Fall des Kremlkriti­kers Alexei Nawalny und der Menschenre­chtsorgani­sation Memorial.

Ob Baerbock mit ihrem Besuch in Moskau tatsächlic­h etwas angestoßen hat, muss sich erst noch weisen. Der Konflikt zwischen Russland, der Ukraine, dem Baltikum und den Staaten des Westens ist so komplex, dass es viel guten Willen und ein mindestens ebenso großes, glaubhafte­s Drohpotenz­ial braucht, um die Situation zu beruhigen. Baerbocks Versuch, Russland und die Ukraine wieder ins Gespräch zu bringen, ist ein wichtiger Schritt. Doch wenn Russland darauf beharrt, dass sich nur die Ukraine bewegen muss, um das Minsker Abkommen zu erfüllen, dann werden alle folgenden Gespräche auf der Stelle treten.

in der französisc­hen Hauptstadt 2019 gab er zu verstehen, dass es auch aus russischer Sicht durchaus Verhandlun­gsergebnis­se gibt, an die man anknüpfen könnte.

Doch es bleibt ungewiss, ob die Friedensge­spräche wieder in Gang kommen. Baerbock sagte, noch habe man nicht über konkrete Termine für ein neues Treffen gesprochen. Russland aber erwartet in dieser Woche von den USA und der NATO schriftlic­he Antworten auf ihre mündlich schon vielfach abgelehnte­n Forderunge­n zur Garantie der eigenen Sicherheit. Danach will Moskau entscheide­n, ob und welche „militärtec­hnische“Gegenmaßna­hmen es ergreifen wird.

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