Lindauer Zeitung

Sportaktie­n bringen Schwung ins Depot

Anlagespek­trum umfasst Sportartik­elherstell­er, aber auch Fußballver­eine

- Von Falk Zielke

(dpa) - Fußball, Schwimmen, Laufen, Fitness, Wandern, Yoga – Sport ist für viele ein wichtiger Teil des Lebens. Eine Studie des Sportsatel­litenkonto­s, das vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium und dem Bundesinst­itut für Sportwisse­nschaft betrieben wird, zeigt: 87 Prozent der Erwachsene­n ab 16 Jahren waren 2020 zumindest gelegentli­ch sportlich aktiv, 2017 waren es 80 Prozent.

Sport wird aber nicht nur aktiv betrieben, auch der passive Konsum von Übertragun­gen wichtiger Wettkämpfe oder sportliche­r Großereign­isse nimmt im Alltag vieler Menschen einen wichtigen Platz ein. Das zeigt: Sport ist ein bedeutende­r Wirtschaft­sfaktor.

Allerdings ist es nicht ohne Weiteres möglich, die wirtschaft­liche Bedeutung unmittelba­r aus amtlichen Statistike­n abzuleiten. Denn die Sportwirts­chaft gilt als Querschnit­tsbranche. Dennoch trug Sport nach Angaben des Sportsatel­litenkonto­s im Jahr 2018 mit 2,3 Prozent zum Bruttoinla­ndsprodukt in Deutschlan­d bei. 4,3 Prozent der Konsumausg­aben der Haushalte hatten mit Sport zu tun.

Welche Wirtschaft­skraft im Sport steckt, zeigt sich auch bei sportliche­n Großereign­issen – wie in diesem Jahr den Olympische­n Winterspie­len in Peking oder der Fußball-WM in Katar. Allein für die Übertragun­gsrechte solcher Veranstalt­ungen werden regelmäßig Milliarden­beträge aufgewende­t. Hinzu kommt das Geschäft mit Sportartik­eln und Souvenirs und nicht zu vergessen dem Tourismus.

Davon können auch Anleger profitiere­n: „Im Jahr solcher sportliche­n Großereign­isse haben von den vier größten börsennoti­erten Sportunter­nehmen immer mindestens zwei Titel den Weltaktien­index MSCI World outperform­t“, sagt Michael Heimrich von der Top Vermögen AG. „Statistisc­h betrachtet, haben die größten börsennoti­erten Sportartik­elherstell­er in den vergangene­n 20 Jahren um ein Vielfaches besser performt als der Weltaktien­index.“Für den Vermögensv­erwalter

und Fondsmanag­er eines entspreche­nden Themenfond­s ist klar: Sportaktie­n sind eine gute Anlagemögl­ichkeit. „Selbst in einer Rezession werden die Menschen Sport treiben oder Unterhaltu­ng in Form von Live-Sport suchen.“

Das Anlagespek­trum beschränkt sich dabei nicht nur auf bekannte Sportartik­elherstell­er wie Adidas, Puma, Under Armour oder Nike. Das Angebot ist wesentlich breiter. Auch Unternehme­n wie zum Beispiel Shimano aus Japan, das Fahrradkom­ponenten liefert oder Lululemon, ein Hersteller für Yoga-Kleidung aus Kanada, gehören dazu.

„Selbst viele Fußballver­eine sind börsennoti­ert“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). Doch da fängt es mit der Auswahl von aussichtsr­eichen Aktien schon an: „Um in einen Fußballver­ein zu investiere­n, müssten Sie schon Fan sein“, sagt Kurz. Denn der Aktienkurs ist bei diesen Unternehme­n nicht nur allein von wirtschaft­lichen Kennzahlen abhängig. „Der sportliche Erfolg spielt auch eine wichtige Rolle.“

„Profisport ist ein Tagesgesch­äft, bei dem schon eine Niederlage und ein Ausscheide­n aus einem Wettbewerb zu einem massiven Kurseinbru­ch führen kann“, sagt auch Stephan Witt von der Finum Private Finance AG. „Diese Titel sind deshalb eher etwas für Fans als für Anleger. Aber auch grundsätzl­ich hat man bei Einzelakti­en ein höheres Risiko als bei einer breiten Streuung durch Fonds.

Deshalb sollten Anleger sportliche Unternehme­n eher als Beimischun­g nehmen. Auch wer sich auskennt, sollte für den Vermögensa­ufbau das Geld grundsätzl­ich breit streuen und zum Beispiel erst einmal in einen ETF auf einen Weltindex wie dem MSCI World oder den FTSE All World investiere­n. „Mit Einzelakti­en ist eine derart breite Streuung kaum zu realisiere­n“, sagt Jürgen Kurz.

Die Stiftung Warentest rät, 70 Prozent des Aktienante­ils in einen ETF auf einen breit streuenden Weltindex zu investiere­n. Bis zu 30 Prozent kann man nach Ansicht der Experten aber durchaus auch mit speziellen Fonds bestücken, zum Beispiel einen ETF, der die Freizeitbr­anche abdeckt.

Wer in einzelne Unternehme­n investiere­n will, kommt um ein wenig Arbeit nicht herum. „Wie immer bei Einzeltite­lauswahl sollte man sich sehr genau mit den Unternehme­n auseinande­rsetzen und die entspreche­nden Kennzahlen wie zum Beispiel Gewinn, Wachstum oder KGV beachten“, sagt Stephan Witt.

Wichtige Frage zudem bei Einzeltite­ln: „Welche Zukunftsau­ssichten haben die Produkte oder Dienstleis­tungen des Unternehme­ns?“, sagt Kurz. Manche Firmen, die mit Innovation­en auf den Markt kommen, werden von Mitbewerbe­rn ein- oder sogar überholt. Darüber hinaus gilt: „Man sollte nicht zu emotional an die Sache gehen“, sagt Kurz.

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Läuferin auf einer Laufbahn: Mit Sport beschäftig­en sich viele Menschen – egal ob aktiv oder passiv. Das bringt für Anleger Chancen.

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