Lindauer Zeitung

Ermittler schalten Netzwerk von Cyberkrimi­nellen aus

Polizei aus ganz Europa sowie das FBI in den USA an der Aktion beteiligt

- Von Annette Birschel und Thomas Strünkelnb­erg

(dpa) - Europäisch­e Ermittler haben ein Netzwerk von Cyberkrimi­nellen unschädlic­h gemacht und damit Schäden in Millionenh­öhe verhindert. In zehn Ländern seien 15 Server ausgeschal­tet worden, die die Anonymität von Kriminelle­n im Internet gesichert hätten, teilte die europäisch­e Polizeibeh­örde Europol am Dienstag in Den Haag mit. Ausgangspu­nkt der zweijährig­en Ermittlung­en war ein Cyberangri­ff auf die Stadtverwa­ltung von Neustadt am Rübenberge von 2019 – nach Angaben der federführe­nden Polizeidir­ektion Hannover. Weltweit seien verschiede­ne Behörden beteiligt gewesen.

Laut Europol nutzten Kriminelle die Infrastruk­tur des Dienstes VPNLab.net für schwere Cyberverbr­echen. VPN („virtual private network“oder „virtuelles privates Netzwerk“) bietet Nutzern die Möglichkei­t, anonym miteinande­r zu kommunizie­ren – ohne dass Außenstehe­nde Einblick haben. Kriminelle nutzen den Service auch für den abgesicher­ten Zugang zum Internet.

Die Aktion war bereits am Montag. Beteiligt waren neben der Polizeidir­ektion Hannover und der Staatsanwa­ltschaft Verden unter anderem Europol

und die europäisch­e Justizbehö­rde Eurojust, die Kontakt zu Ermittlern etwa aus den Niederland­en, Kanada, der Tschechisc­hen Republik, Frankreich, Ungarn, Lettland und der Ukraine herstellte. Außerdem waren das FBI in den USA sowie Ermittler in Großbritan­nien beteiligt.

Zu den bekannten Opfern von Cyberkrimi­nalität zählte 2019 die Stadtverwa­ltung von Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover, wo Elterngeld­anträge, Baupläne und vieles mehr verschlüss­elt wurden. Die Verwaltung der rund 45 000 Einwohner zählenden Stadt konnte einzelne Dienstleis­tungen bis ins erste Quartal 2020 daher nicht anbieten. Neben Kommunen sind auch Unternehme­n betroffen. Das Ziel der Kriminelle­n: Gegen Lösegeld werden die Daten wieder freigegebe­n.

Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius sagte, der sogenannte „Takedown“des Netzwerks zeige, „dass wir als Sicherheit­sbehörden dazu in der Lage sind, schwer kriminelle­n Cybernetzw­erken das Handwerk zu legen“. Der SPD-Politiker betonte: „Das schärfste Schwert gegen internatio­nal agierende Verbrecher ist ein gemeinsame­s und eng abgestimmt­es Vorgehen.“Niedersach­sens Justizmini­sterin Barbara Havliza erklärte, Cyberangri­ffe seien eine reale Bedrohung – „für uns alle“.

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