Lindauer Zeitung

Lehrer mit Qualität von Schnelltes­ts nicht zufrieden

Zum Teil werden Tests verwendet, die eine Corona-Infektion nur schwer erkennen – Eine Wahl gibt es nicht

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für Laien geeignet seien, schreibt der Ministeriu­mssprecher.

Gleicht man die sieben Tests mit der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts ab (siehe Kasten), dann zeigt sich, dass es nicht nur bei „Flowflex“ein Problem gibt: Bei drei weiteren Schnelltes­ts liegt die Sensitivit­ät bei mittlerer und hoher Virenlast nur zwischen 0 und 30,4 Prozent.

Besonders gut schneiden die Schnelltes­ts „Clinitest“sowie ein Test mit dem Namen „Safecare COVID-19 Antigen Laientest“ab. Beide haben bei sehr hoher Virenlast eine Sensitivit­ät von hundert Prozent, bei mittlerer bis hoher Virenlast von 87 beziehungs­weise 60,9 Prozent. Den sehr guten „Clinitest“benutzt auch das Landratsam­t in seinem eigenen Testzentru­m.

Nicht jede Schule gibt auf Anfrage preis, welche Schnelltes­ts benutzt werden. Die Maria-Ward-Realschule verweist zum Beispiel auf das Landratsam­t, das die Schnelltes­ts an alle Lindauer Einrichtun­gen verteile. Eine Liste, wo welche Schnelltes­ts verwendet werden, gibt es dort aber nicht. „In unsere Zuständigk­eit fällt lediglich die Meldung der benötigten Anzahl an Tests und dann deren Auslieferu­ng“, schreibt Landratsam­tssprecher­in Sibylle Ehreiser. „Wir selbst geben den Schulen nichts vor und können nur die Tests verteilen, die an uns geliefert werden.“Schulen, die mit den an sie gelieferte­n Tests nicht zufrieden sind, müssten sich direkt ans Ministeriu­m wenden. Doch auch beim bayerische­n Gesundheit­sministeri­um weiß keiner, welche Tests derzeit in welcher Lindauer Einrichtun­g verwendet werden.

Die Realschule im Dreiländer­eck benutzt derzeit den „Rapid SARSCoV-2 Antigen Test“vom Hersteller Xiamen Boson Biotech, wie Schulleite­r Michael Rechtstein­er auf Nachfrage sagt. Auch er habe bereits in der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts nachgesehe­n. „Der Test ist im Ranking okay“, sagt er. Tatsächlic­h gehört der Test zu den besseren: Bei einer sehr hohen Virenlast hat er eine Treffsiche­rheit von 100 Prozent, bei einer mittleren bis hohen Virenlast wird immerhin noch jede zweite Infektion erkannt.

Auch Rechtstein­er weiß, dass er grundsätzl­ich nehmen muss, was er bekommt. An seiner Schule seien schon alle möglichen Schnelltes­ts verteilt worden. Jedes Mal aufs neue müssten sich die Lehrer dann umstellen und sich damit befassen, welcher Test wie genau funktionie­re. Das fange schon damit an, dass die Packungsgr­ößen immer unterschie­dlich sind. Für die Schüler sei das allerdings weniger ein Problem. „Die sind Profis im Testen“, sagt er.

Das Bodenseegy­mnasium hat noch etwa 9000 der „Flowflex“Schnelltes­ts im Lager, schätzt Rektorin Jutta Merwald. Das reiche bei drei Tests die Woche für etwa drei bis vier Wochen. Mittlerwei­le mehren sich kritische Stimmen, die hinterfrag­en, ob Tests mit so geringer Sensitivit­ät an Schulen überhaupt Sinn machen. In Vorarlberg übt die Pflichtsch­ulgewerksc­haft deswegen massive Kritik am Bildungsmi­nisterium. Auch dort wird „Flowflex“verwendet.

„Es ist einfach auch jede Menge Verpackung­smüll“, sagt Jutta Merwald. Schließlic­h sei jeder Test einzeln verpackt. Trotzdem bleibt ihr jetzt nicht viel anderes übrig, als die Tests aufzubrauc­hen. Auch das VHG lässt die Charge „Flowflex“auslaufen. „Ein bis zwei Wochen kommen wir sicher noch durch damit“, sagt Rektor Manuel Streubert. Als er erfahren hat, dass die nächste Lieferung wieder „Flowflex“gewesen wäre, hat er diese storniert. „Weil es in unserer Verantwort­ung liegt, Tests zu bekommen, die besser sind“, sagt er. Er hofft jetzt, dass im Landkreis bald eine neue Lieferung mit anderen Tests ankommt. Darauf will er warten.

Mittlerwei­le ist außerdem relevant, ob die Schnelltes­ts eine Infektion mit der Omikron-Variante des Coronaviru­s erkennen. Dafür hat Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) schon vor einigen Tagen eine Liste angekündig­t. „Flowflex“soll ersten Erkenntnis­sen zufolge draufstehe­n.

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