Lindauer Zeitung

Bäume aus Sicherheit­sgründen gefällt

Pilze setzen alten Eichen und Buchen zu – Baumpflege­r erläutert, warum das passiert

- Von Christian Flemming

- In der Giebelbach­straße in Lindau werden derzeit alte Bäume gefällt. Eine Tatsache, die regelmäßig auf Missfallen stößt. In diesem Fall gibt es aber auch – wie meist – konkrete Gründe, warum die Bäume weg müssen.

Baumpflege­r Bernd Miller und sein Team sind derzeit damit beschäftig­t, eine rund 160 Jahre alte Eiche zu entfernen und anschließe­nd auf dem Grundstück Giebelbach­straße 9 drei Bäume zu fällen. „Schön ist das nicht, solche alten Bäume herausnehm­en zu müssen“, gibt Miller freimütig zu. Gerade bei der alten Eiche zeugen unzählige Löcher im Stamm davon, dass dort viele Spechte ihr Zuhause hatten. Allerdings habe er schon vor zwei Jahren dem Besitzer dringend geraten, den Baum zu fällen, denn der sei schlicht und einfach kaputt, sagt der Baumpflege­r.

Unten am Baumstamm lassen sich Rinde und äußere Baumschich­ten locker mit der Hand entfernen, der Hallimasch macht kein Geheimnis daraus, dass er längst von der Eiche Besitz ergriffen hat. Immer wieder gab es in der Vergangenh­eit Astbruch, laut einer Nachbarin trug der Baum schon im vergangene­n Jahr kaum noch Blätter.

„Wenn der Baum irgendwo in freier Landschaft stehen würde, wäre das kein Problem“, meint Baumpflege­r Florian Dolleschel, doch in einem Wohngebiet sei das einfach zu gefährlich. So wird die knapp 40 Tonnen schwere Eiche Stück für Stück abgesägt und mit dem Autokran herunterge­hoben – bei dem brüchigen Holz keine ungefährli­che Arbeit.

Auf die zwei Buchen und eine Eiche des Grundstück­s Giebelbach­straße 9 angesproch­en, erläutert Miller den Zustand der Bäume: „Wenn

Du mit einer Eisenstang­e unten in den Stamm bohrst, kannst Du ohne jeglichen Widerstand durch den gesamten Stamm fahren“. Auch dort sind Pilze die eigentlich­en Baumkiller.

Die Ursache für den Pilzbefall liegt laut dem Baumpflege­r daran, dass das Wurzelwerk beschädigt wurde, und zwar schon beim Bau des bestehende­n Hauses. Die Pilzschädl­inge – rings um die Eiche der Lackbohrli­ng und in den Buchen der Brandkrust­enpilz – seien Spätfolgen davon.

Das erklären die Baumpflege­r auch geduldig Nachbarinn­en, die zunächst ihrem Ärger über die Baumfällun­g Luft gemacht haben, sich dann aber von der Notwendigk­eit der Arbeiten doch überzeugen lassen. „Ich an ihrer Stelle würde da auch misstrauis­ch nachfragen“, sagt der Baumpflege­r nachsichti­g. Miller und sein Team finden es gut, dass die Leute sensibel sind.

Auch bei der alten Eiche liegt die Vermutung nahe, dass die Bebauung den Baum unter Stress gesetzt hatte. Laut Miller ist der Hallimasch ein Stresspilz, der sich dort ausbreiten kann, wo die potentiell­en Wirte, also die Bäume, unter Stress sind. Und das geschieht zu leicht und zu oft durch Schäden, die Bauarbeite­n am Wurzelwerk verursache­n, erläutert der Baumpflege­r. Daher sei baumnahes Bauen sehr heikel und sollte von Baumfachle­uten begleitet werden. Dann hätten Bewohner und Passanten dauerhaft Freude an alten großen Bäumen, die zudem gesund wären.

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FOTO: CF Pilzbefall bedeutet das Ende für diese rund 160 Jahre alte Eiche und drei weitere Bäume in der Giebelbach­straße.

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