Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt
Pilze setzen alten Eichen und Buchen zu – Baumpfleger erläutert, warum das passiert
- In der Giebelbachstraße in Lindau werden derzeit alte Bäume gefällt. Eine Tatsache, die regelmäßig auf Missfallen stößt. In diesem Fall gibt es aber auch – wie meist – konkrete Gründe, warum die Bäume weg müssen.
Baumpfleger Bernd Miller und sein Team sind derzeit damit beschäftigt, eine rund 160 Jahre alte Eiche zu entfernen und anschließend auf dem Grundstück Giebelbachstraße 9 drei Bäume zu fällen. „Schön ist das nicht, solche alten Bäume herausnehmen zu müssen“, gibt Miller freimütig zu. Gerade bei der alten Eiche zeugen unzählige Löcher im Stamm davon, dass dort viele Spechte ihr Zuhause hatten. Allerdings habe er schon vor zwei Jahren dem Besitzer dringend geraten, den Baum zu fällen, denn der sei schlicht und einfach kaputt, sagt der Baumpfleger.
Unten am Baumstamm lassen sich Rinde und äußere Baumschichten locker mit der Hand entfernen, der Hallimasch macht kein Geheimnis daraus, dass er längst von der Eiche Besitz ergriffen hat. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Astbruch, laut einer Nachbarin trug der Baum schon im vergangenen Jahr kaum noch Blätter.
„Wenn der Baum irgendwo in freier Landschaft stehen würde, wäre das kein Problem“, meint Baumpfleger Florian Dolleschel, doch in einem Wohngebiet sei das einfach zu gefährlich. So wird die knapp 40 Tonnen schwere Eiche Stück für Stück abgesägt und mit dem Autokran heruntergehoben – bei dem brüchigen Holz keine ungefährliche Arbeit.
Auf die zwei Buchen und eine Eiche des Grundstücks Giebelbachstraße 9 angesprochen, erläutert Miller den Zustand der Bäume: „Wenn
Du mit einer Eisenstange unten in den Stamm bohrst, kannst Du ohne jeglichen Widerstand durch den gesamten Stamm fahren“. Auch dort sind Pilze die eigentlichen Baumkiller.
Die Ursache für den Pilzbefall liegt laut dem Baumpfleger daran, dass das Wurzelwerk beschädigt wurde, und zwar schon beim Bau des bestehenden Hauses. Die Pilzschädlinge – rings um die Eiche der Lackbohrling und in den Buchen der Brandkrustenpilz – seien Spätfolgen davon.
Das erklären die Baumpfleger auch geduldig Nachbarinnen, die zunächst ihrem Ärger über die Baumfällung Luft gemacht haben, sich dann aber von der Notwendigkeit der Arbeiten doch überzeugen lassen. „Ich an ihrer Stelle würde da auch misstrauisch nachfragen“, sagt der Baumpfleger nachsichtig. Miller und sein Team finden es gut, dass die Leute sensibel sind.
Auch bei der alten Eiche liegt die Vermutung nahe, dass die Bebauung den Baum unter Stress gesetzt hatte. Laut Miller ist der Hallimasch ein Stresspilz, der sich dort ausbreiten kann, wo die potentiellen Wirte, also die Bäume, unter Stress sind. Und das geschieht zu leicht und zu oft durch Schäden, die Bauarbeiten am Wurzelwerk verursachen, erläutert der Baumpfleger. Daher sei baumnahes Bauen sehr heikel und sollte von Baumfachleuten begleitet werden. Dann hätten Bewohner und Passanten dauerhaft Freude an alten großen Bäumen, die zudem gesund wären.