BIHI kritisiert „Propaganda-Auftritt“der Stadt
Bürgerinitiative Hintere Insel – Stadt täuscht Bürger mit geschönter Darstellung
- Die Bebauung der Hinteren Insel ist umstritten. Visualisierungen, die zeigen sollen, wie es dort einmal aussehen soll, sorgen für Konfliktstoff. Befürworter und Gegner einer Bebauung werfen sich gegenseitig eine Verfälschung der Realität vor. Jüngste Entwicklung: Die Bürgerinitiative Hintere Insel (BIHI) kritisiert den „Propaganda-Auftritt“der Stadt im Lindaupark.
Die Bürgerinitiative Hintere Insel (BIHI) hatte im Sommer eine Visualisierung mit der Kubatur der sechs geplanten Baublöcke veröffentlicht. Das verärgerte einige Stadträte, die den Rahmenplan dadurch verfälscht sahen. Die SPD beantragte schließlich, dass auch die Stadt neue Visualisierungen in Auftrag gibt. Die sind inzwischen fertig und sollen Teil einer Informationskampagne der Verwaltung zum Rahmenplan werden. Auch die Räte der Bürgerinitiative hatten in der Stadtratssitzung Anfang Dezember der Info-Kampagne zugestimmt.
Doch jetzt ärgert sich die BIHI über den „Propaganda-Auftritt im Lindaupark“, wie sie in einer Pressemitteilung schreibt. Als würden die Kosten von 20 000 bis 30 000 Euro für die „Visualisierung“nicht reichen, gehe „das Geldausgeben munter weiter“. Doch es gehe nicht nur um die Kosten, die der „Lindauer Steuerzahler“zu tragen habe: Ihrer Meinung nach entstehe mit diesen „Visionen“ein verfälschtes Bild.
„In einer groß angelegten Werbekampagne werden jetzt wohlgefällig wirkende Ansichten vorgestellt, die jedoch keineswegs dem im Rahmenplan verankerten Gestaltungsleitfaden entsprechen“, kritisiert die BIHI. Die wenig dargestellten, aber als „Hochpunkte“fest eingeplanten fünfstöckigen Eckbetonungen der Blockrandbebauung wiesen plötzlich Satteldächer auf (laut Rahmenplan:
„in der Regel Flachdächer“) oder zeigten Austrittshäuschen auf vierstöckigen Flachdachbauten, schreibt die BIHI.
„Die einzelnen Bauteile werden mit maximal zehn bis zwölf Metern Breite dargestellt, obwohl der Rahmenplan bis 25 Meter breite Baukörper vorsieht“, heißt es. Gemäß Rahmenplan könne ein Investor auch nur einen einzigen Block hochziehen, kritisiert die BIHI. Ein Haus könne dann „theoretisch“so breit sein wie ein ganzer Block. „Nur wenn es viele Eingänge gibt, sind das noch keine ablesbaren Einzelhäuser.“
Die BIHI geht davon aus, dass die Geschossdecken sowie die gleichen Materialien und Fassaden durchgehen werden, weil das billiger und einfacher zu bauen sei. Es gebe dann allenfalls eine „Abstaffelung“in der Höhe. „Das vorgesehene, strenge Straßenraster wird in der Abbildung einer gefälligen Dachlandschaft durch eine schräg verlaufende Sichtachse aufgelockert“, heißt es.
Der Hinweis auf die „inseltypische Blockrandbebauung“werde durch die stete Wiederholung „nicht richtiger“. „Eine Aneinanderreihung von Wohnhäusern, wie wir sie in unserer Altstadt kennen und lieben, ergibt Häuserreihen, aber selbstverständlich keine Blockrandbebauung“, schreibt die BIHI.
Die Blockrandbebauung werde im Rahmenplan als Fortführung der historischen Altstadt „verkauft“und von einigen tatsächlich als „zur Altstadt passend“eingestuft. Dabei habe der Begriff nichts mit einem mittelalterlichen Städtebild zu tun, sondern sei erst mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts in die europäischen Großstädte gelangt und habe erst in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts als „Neue Urbanität“in vielen Vorstädten Einzug gehalten. „Netter Versuch; aber ein fairer Umgang mit dem Bürger geht anders“, kommentiert die BIHI.