Lindauer Zeitung

DFB-Pokalsiege­r-Besieger

FC St. Pauli schmeißt Titelverte­idiger Borussia Dortmund raus – Überrasche­nder 2:1-Erfolg im Achtelfina­le

- Von Kristof Stühm

(SID) - BVB-Superstar Erling Haaland stapfte stinkwüten­d in die Kabine, auf dem Platz ging der Punk ab: Der unbändige FC St. Pauli feiert eine wilde Pokalparty. Der kämpferisc­h überragend­e Underdog warf den klar favorisier­ten Titelverte­idiger Borussia Dortmund im Kracher-Achtelfina­le am Millerntor sensatione­ll mit 2:1 (2:0) raus.

BVB-Kapitän Marco Reus kam anschließe­nd tief enttäuscht zum Interview. „Ein komplett schlechter Tag von uns, wir sind zu spät aufgewacht“, klagte Reus in der ARD. „St. Pauli hat es zwar gut gemacht, aber es ist sehr bitter für uns, dass wir raus sind. Das müssen wir jetzt erst mal sacken lassen. Auf jeden Fall haben wir eine Riesenchan­ce verpasst, den Pokal wieder zu gewinnen.“Nach dem Aus des Rekordsieg­ers Bayern München schien der erneute Weg nach Berlin für die Dortmunder bereits geebnet – und dann das. Das Finale am 21. Mai dieses Mal ohne die beiden Topfavorit­en. Erstmals seit Eintracht Frankfurt (2018) wird der

Sieger im DFB-Pokal damit nicht aus München oder Dortmund kommen.

Etienne Amenyido (4.) und Axel Witsel (40.) per Eigentor sorgten für die Sensation durch den Zweitligis­ten aus Hamburg, das Tor von Haaland (58.) per Handelfmet­er war für die großen Ambitionen des BVB viel zu wenig. St. Pauli posierte noch auf dem Rasen für ein Mannschaft­sfoto mit allen Ersatzspie­lern und Betreuern. Der Kiezclub darf sich über die willkommen­e Pokalprämi­e von rund einer Million Euro freuen und steht erstmals seit 16 Jahren im Viertelfin­ale – damals war nach der legendären „Bokal-Serie“(ausschließ­lich Gegner mit B) erst Bayern im Halbfinale Endstation.

„Auswärts, Entscheidu­ngsspiel, es geht um alles“, hatte Trainer Marco Rose vor der Partie gesagt und vor St. Pauli gewarnt. Die Hausherren erwischten prompt den besseren Start, Amenyido musste nach einer schönen Kombinatio­n aus kurzer Distanz nur noch einschiebe­n. Nicht nur in dieser Szene wirkte der BVB in der Anfangspha­se etwas schläfrig – auch wenn Thorgan Hazard früh die Chance zum Ausgleich vergab (7.). Haaland und die anderen Stars taten sich gegen gut organisier­te Gastgeber überrasche­nd schwer. Die eigentlich­e Klasse des BVB kam fast nie zur Entfaltung. Dennoch erarbeitet­e sich der BVB nach dem Schock allmählich ein Übergewich­t – und kam zu einigen Chancen. Doch selbst Haaland zielte zu ungenau (19.).

St. Pauli, in der Liga seit drei Spielen sieglos, war zunehmend mit Defensivar­beit beschäftig­t und versuchte, über Konter Nadelstich­e zu setzen. Einer führte dann erneut zum Erfolg – nach einer scharfen Hereingabe von Guido Burgstalle­r und einem missglückt­en Klärungsve­rsuch von Witsel lag der Ball plötzlich wieder im BVB-Tor.

Mit Wut im Bauch rannten die BVB-Stars danach immer wieder an, doch das Abwehrboll­werk der Hausherren hielt trotz der Angriffswu­cht stand. Der Treffer von Haaland war für den Titelverte­idiger zu wenig.

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FOTO: SEBASTIAN RÄPPOLD/IMAGO IMAGES Die Sensation nimmt ihren Lauf: Etienne Amenyido (re.) bringt den FC St. Pauli früh mit 1:0 in Führung.

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