Ein bitterer 34. Geburtstag
Für Angelique Kerber sind die Australian Open nach der Pleite gegen Kaia Kanepi früh beendet
(dpa) - Trotz ihres ernüchternden Erstrunden-Scheiterns und des schlechtesten Abschneidens deutscher Tennisspielerinnen bei den Australian Open seit 45 Jahren blickte Angelique Kerber kämpferisch in die Zukunft. „Ich spiele immer noch mit Leidenschaft Tennis. Ich hoffe, dass ich immer noch den einen oder anderen Sieg und Titel mit nach Hause bringen kann“, sagte die Kielerin, als sie – an ihrem 34. Geburtstag – als letzte Deutsche in Melbourne ausgeschieden war.
Ihr 4:6, 3:6 gegen die Estin Kaia Kanepi nahm die Turniersiegerin von 2016 gefasst hin. Aus gesamter deutscher Perspektive sorgte ihr Aus dafür, dass keine von anfangs ohnehin nur drei Frauen beim ersten GrandSlam-Turnier des Jahres in der zweiten Runde vertreten ist. Seit 1977 war das in Down Under nicht mehr der Fall gewesen Damals waren zu ganz anderen Tenniszeiten mehrheitlich Australierinnen bei den Australian Open dabei – und eine Deutsche hatte von Beginn an im Tableau gefehlt.
Wenn man auf alle vier GrandSlam-Turniere blickt, muss man für ein solches Resultat nicht so lange zurückblättern: Erst 2021 war bei den
French Open in Paris ebenfalls für alle deutschen Frauen in Runde eins Schluss gewesen. Hinter der goldenen Generation um Angelique Kerber klafft eine eklatante Lücke, das bestätigte sich nun erneut. Ihr Schicksal teilte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin diesmal mit Andrea Petkovic und Tatjana Maria (beide 34).
Wenn Alexander Zverev am Mittwoch (2. Spiel nach 9 Uhr/Eurosport) gegen den Australier John Millman seine Titelhoffnungen wahren will, will Kerber ihren Geburtstag nachfeiern. „Ich denke, dass die Gesundheit momentan das Allerwichtigste ist“, antwortete die Nummer 20 der Welt auf die Frage nach ihren Wünschen zum Ehrentag. Das Coronavirus hatte ihr im Dezember einen Strich durch ihre Vorbereitungspläne gemacht. Sie habe Fieber gehabt, auch keinen Geschmack, sie habe sogar um ihre Teilnahme an den Australian Open gebangt. Sie sei mit niedrigen Erwartungen nach Melbourne gereist, hatte sie ein paar Tage vor dem viel zu fehlerhaften Auftritt mit häufigem Zaudern und zu seltenen gelungenen Schlägen berichtet.
Gegen die 36-jährige Kanepi spürte sie fehlende Trainingsstunden. „Corona-Folgen habe ich jetzt nicht gemerkt, aber ich habe gemerkt, dass ich vielleicht einen Schritt zu langsam war, zu leichte Fehler gemacht habe. Natürlich hat mir die Matchpraxis gefehlt“, erklärte Kerber. Sechs Jahre ist es inzwischen her, dass ihr erster von drei Grand-Slam-Titeln eine traumhafte Saison 2016 einläutete. Jetzt war für die Linkshänderin zum zweiten Mal nacheinander Down Under in der ersten Runde Schluss. 2021 hatte sie wegen Corona kurz zuvor zwei Wochen in Quarantäne verbracht. Dass ihr an guten Tagen aber noch immer Erfolge bei den GrandSlam-Events zuzutrauen sind, hatte sie im vergangenen Sommer mit dem Halbfinale in Wimbledon gezeigt.
Dennoch stellt sich bei Kerber immer öfter die Frage nach dem Karriereende. Ähnlich wie bei den Männern bei Philipp Kohlschreiber. 38 inzwischen, sicherte sich der allerdings eine zweite Herausforderung. Dank des 6:4, 7:5, 7:6 (7:0) gegen den Italiener Marco Cecchinato zog der Augsburger als fünfter Deutscher in die nächste Runde gegen den an 15 gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut ein. Und bis Wimbledon will Kohlschreiber auf jeden Fall „Vollgas geben“.