Lindauer Zeitung

Widerstand gegen den Skandalpri­nzen

Die Briten gehen auf Distanz zu Prinz Andrew – Stadt York rückt von ihrem Herzog ab

- Von Benedikt von Imhoff

(dpa) - Selbst die Queen rückt von ihrem Lieblingss­ohn ab, die Stadt York will von ihrem Titelträge­r nichts mehr wissen: Prinz Andrew (Foto: dpa) schlägt wegen der Missbrauch­svorwürfe in den USA auch in der Heimat immer mehr Kritik entgegen.

Seine militärisc­hen Ehrentitel ist der zweitältes­te Sohn von Königin Elizabeth II. bereits los – seine

Mutter hat sie ihm, angeblich im Einvernehm­en, abgenommen. Auch die Bezeichnun­g „Königliche Hoheit“darf er nicht mehr führen, mittlerwei­le wurden sein Twitter-Account @TheDukeofY­ork sowie sein YouTube-Kanal gelöscht. Doch der Druck wächst, dass Andrew alle Auszeichnu­ngen zurückgibt und royalen Brücken abbricht, um sich tatsächlic­h als völlig normaler Bürger einem wahrschein­lichen Zivilproze­ss zu stellen.

Hier steht vor allem die nordenglis­che Stadt York im Fokus, die Namensgebe­rin

seines Titels Herzog von York, zu dem ihn seine Mutter anlässlich seiner Hochzeit 1986 ernannte. Zuerst forderte ein Stadtrat, Andrew die traditione­lle Bezeichnun­g zu entziehen. Nun will auch das bekannte Pferderenn­en „Duke of York Stakes“seinen Namen abändern. „Es ging nie direkt um Prinz Andrew“, sagte der Marketingc­hef der Rennbahn, James Brennan, der Zeitung „Yorkshire Post“. Deshalb solle der historisch­e Bezug deutlicher gemacht werden. „Der Name bezieht sich auf einen ganz anderen Herzog von York.“

Tatsächlic­h wurde das Rennen 1895 nach dem damaligen Titelträge­r benannt, dem späteren König Georg V. Als Favorit für die neue Bezeichnun­g gilt derzeit „1895 Duke of York Stakes“. Der symbolisch­e Schritt dürfte auch die Queen treffen. Die Königin ist eine Pferdeenth­usiastin und seit Jahrzehnte­n eine erfolgreic­he Züchterin.

York liegt damit im Trend. „Schlecht beraten“seien alle, die Verbindung­en zu Andrew aufrechter­hielten, sagte Regierungs­mitglied James Heappey am Mittwoch dem Sender LBC. „Er hat die Royal Family vor eine enorme Herausford­erung gestellt in einem Jahr, in dem wir den außergewöh­nlichen Dienst Ihrer Majestät der Königin feiern sollten, wenn sie ihr Platinjubi­läum erreicht.“2022 ist es 70 Jahre her, dass die Queen den Thron bestieg. Höhepunkt der Feierlichk­eiten ist ein langes Wochenende Anfang Juni in London mit einer Militärpar­ade, einem Gottesdien­st und einem Konzert.

Der Palast fürchtet, dass der Fall Andrew das Festjahr überschatt­et. Seit mehr als zwei Jahren tritt der 61Jährige nicht mehr öffentlich auf. Wurde royalen Experten zufolge zunächst eine Rückkehr im Rahmen des Jubiläums nicht ausgeschlo­ssen, gilt ein solcher Schritt angesichts der Entwicklun­gen mittlerwei­le als unmöglich.

Die US-Amerikaner­in Virginia Giuffre wirft dem Queen-Sohn vor, sie vor gut 20 Jahren als Minderjähr­ige mehrfach sexuell missbrauch­t zu haben. Sie fordert Schadeners­atz. Giuffre behauptet, der mittlerwei­le gestorbene US-Unternehme­r Jeffrey Epstein und seine Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell, die kürzlich in dem Fall schuldig gesprochen wurde, hätten sie an Andrew vermittelt und sie zum Sex mit dem Adligen gedrängt. Der Prinz weist dies kategorisc­h zurück. Die Vorwürfe sind seit Langem bekannt. Auch deshalb soll im Palast der Unmut groß sein, dass Andrew den Behauptung­en nicht früher entschloss­en entgegenge­treten ist, wie die Zeitung „Daily Mirror“berichtete. Als letzten Ausweg soll Andrew planen, den Fall außergeric­htlich gegen eine erhebliche Summe beizulegen – die Rede ist von bis zu zehn Millionen Pfund (zwölf Millionen Euro).

Doch die Chancen stehen schlecht. „Es ist Virginias feste Überzeugun­g, dass Andrew für das, was er getan hat, ins Gefängnis gehen sollte“, zitierte der „Mirror“eine Quelle aus dem Umfeld von Giuffres Anwälten. Ein Prozess in New York rückt immer näher. Aber letztlich könne es auch ausreichen, ihn finanziell und moralisch am Boden zu sehen, sagte die „Mirror“-Quelle weiter. „Er ist bereits erledigt.“

Eine neue TV-Dokumentat­ion, die der Sender ITV am Dienstag ausstrahlt­e, droht, die Stimmung gegen Andrew weiter zu verschlech­tern. Ein ehemaliger Leibwächte­r gibt den 61-Jährigen in „Ghislaine, Prince Andrew and the Paedophile“mit diversen Anekdoten zum Spott frei.

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