Lindauer Zeitung

Dieses Erstkommun­iongeschen­k legt Eier

Die elfjährige Franziska aus Hauerz ist eine erfolgreic­he Hühnerzüch­terin

-

Von Steffen Lang

- Einen ungewöhnli­chen Wunsch hatte Franziska Schmierer, als vor fast zwei Jahren ihre Erstkommun­ion anstand. 15 Hennen wollte sie von ihren Eltern haben. Die junge Hauerzerin hat sie bekommen. Das freut auch die Nachbarn.

Zum Schmusen taugen Hühner nicht, auch wenn die mittlerwei­le elfjährige Franzi viele von ihnen auf den Arm nehmen und streicheln kann. Zum Kuscheln hat sich das toughe Hauerzer Mädchen die Tiere freilich auch nicht schenken lassen. Ganz profession­ell hat sie in den vergangene­n zwei Jahren eine Hühnerzuch­t

ANZEIGEN

aufgebaut und verdient sich mit dem Verkauf von Eiern ein Taschengel­d dazu.

Für die Hennen baute Franziska zunächst mit Unterstütz­ung von Vater Helmut einen Stall mit Legenester­n und Sitzstange­n. Die Eier werden verkauft, die Nachbarn vor allem können sich diese aus der Eierkiste beim Wohnhaus der Schmierers herausnehm­en und den Kaufpreis in die „Kasse des Vertrauens“einwerfen. Die Nachfrage ist gut, „regionaler geht’s ja auch wirklich nicht“, wirbt Franziska selbstbewu­sst.

15 Hennen waren ihr bald zu wenig. Vom ersten selbstverd­ienten Geld schaffte sie sich einen Brutappara­t

an, kaufte dann auch einen Hahn dazu. 83 legereife Hennen, zwei Hähne und 17 Küken habe sie mittlerwei­le, erzählt die Kleinunter­nehmerin. Aus einem Stall sind zwei auf zwei Grundstück­e geworden, viel Auslaufflä­che inklusive.

Das Fachwissen von Franziska, die in Rot an der Rot die Werkrealsc­hule besucht, ist groß. „Die Brutzeit dauert 21 Tage. Ein Küken ist nach fünf Monaten legereif. Legezeit ist von 6 bis 11 Uhr“, erzählt sie, ohne nachdenken zu müssen.

Der Winter sei für die Hühnerzuch­t eine schwierige Zeit, weiß sie. „Die Hennen brauchen zwölf Stunden Licht am Tag zum Brüten, daher gibt’s Lampen im Stall.“Außerdem eine mit einem Lichtsenso­r ausgestatt­ete Hühnerklap­pe. Aufpassen müsse man in der kalten Jahreszeit außerdem, dass das Trinkwasse­r nicht einfriert. Gefährlich werde es für die Tiere auch, wenn viel Schnee liegt. „Hühner können schneeblin­d werden.“

Sollte einmal eine Krankheit unter den Tieren ausbrechen, hat sich Franziska ein Weidezelt angeschaff­t. „Bisher hatte ich aber noch keine Probleme.“Das Futter kaufe sie in der Löffelmühl­e, verrät Franziska und hat festgestel­lt: „Mit dem legen die Hennen mehr Eier.“

Etwa 70 Eier lege ihre Hennenscha­r, die aus der Rasse Barnevelde­r und Hybridhühn­ern bestehe, berichtet Franziska – täglich. Viele werden verkauft, einige dürfen die Hennen ausbrüten, einige verwertet Familie Schmierer selbst. Dafür ist meist Mutter Irmgard zuständig. Für Pfannkuche­n, Kuchen, Spätzle oder Nudeln werden sie verwendet, verrät sie. „Da wird dann nicht an Eiern gespart“, erzählt die Mutter lächelnd und zeigt sich von den Eiern begeistert: „Die Dotter sind vor allem im Sommer leuchtend gelb, so was sieht man sonst gar nicht.“

Im Sommer ziehen die Tiere samt Hühnermobi­l auf eine Wiese etwas weiter weg vom Wohnhaus um. „Da ist dann auch ein Trampolin aufgestell­t“, erzählt Franziska. „Das sorgt für Schatten und ist auch ein Schutz gegen Raubvögel.“Mitbewohne­r der Hühner dort waren eine Zeitlang zwei Geißen. „Die lagen dann oft auf dem Trampolin, und die Hühner waren drunter“, erinnert sich die Hauerzerin lachend.

Im Großen und Ganzen war die Taktik gegen Greifvögel erfolgreic­h. „Nur fünf Hühner haben wir bisher verloren. Das war wahrschein­lich ein Habicht“, sagt Franziska.

Zwei Stunden pro Tag sei sie mit den Tieren beschäftig­t. Wenn Franziska von der Schule nach Hause kommt, stehen Dinge wie Eier einsammeln und füttern auf dem Plan. „Etwa alle drei Wochen muss ich auch die Ställe sauber machen.“Der Aufwand sei also überschaub­ar, und so bleibt der Elfjährige­n noch genug Zeit für ihre anderen Hobbys. Fußball und Volleyball spielt sie beim SV Hauerz, außerdem geht sie gerne zum Schwimmen ins örtliche Freibad. Die Eltern und die siebenjähr­ige Schwester Johanna unterstütz­en Franziska bei ihrer Hühnerzuch­t. Die Mutter, wie erwähnt, zum Beispiel beim Verwerten der Eier, die kleine Schwester bei der täglichen Arbeit, und der Vater kümmert sich um den anfallende­n Papierkram.

Den Umgang mit Tieren sind alle mehr als nur gewohnt. Der Wunsch von Franziska überrascht­e sie wohl auch deshalb nicht über die Maßen. „Wir haben außer den Hühnern noch 22 Kaninchen, 15 Schafe, zwei

Hunde, eine Katze und den Sommer über Schweine“, zählt Franziska auf. Die Schweine würden vor der kalten Jahreszeit geschlacht­et, so wie auch ihre Hühner, wenn sie nicht mehr legen. „Und auch die aggressive­n Tiere kommen sofort weg“, sagt sie.

Von dieser pragmatisc­hen Linie weicht die Elfjährige, die später einmal Försterin werden will, nur in einem Fall ab. „Ich habe eine Lieblingsh­enne, der ich auch einen Namen gegeben habe. Und Frechdachs darf nicht geschlacht­et werden.“

Geht es nach der jungen Hühnerzüch­terin, sind die derzeit 100 Tiere noch nicht das Ende ihrer Schar. „Ich hätte schon gerne noch ein paar mehr“, erzählt sie, „aber Mama ist noch dagegen. Aber vielleicht krieg’ ich das ja noch hin.“

So sehr Franziska die Hühnerzuch­t mit viel Leidenscha­ft betreibt. Eins stellt die Elfjährige aber klar: „Mit den Hühnern stehe ich nicht auf.“

 ?? FOTOS: JOHANNES REICHERT. ?? Franziska Schmierer kann ihre Hühner auch auf den Arm nehmen und streicheln.
FOTOS: JOHANNES REICHERT. Franziska Schmierer kann ihre Hühner auch auf den Arm nehmen und streicheln.
 ?? ?? Franziska Schmierer mit einigen ihrer Tier im Hühnermobi­l.
Franziska Schmierer mit einigen ihrer Tier im Hühnermobi­l.

Newspapers in German

Newspapers from Germany