Lindauer Zeitung

Der Weg zurück zur Überform ist steinig

Ravensburg Towerstars verbessern sich, verlieren aber trotzdem – Geschäftsf­ührer Heinrizi als Mann für alle Fälle

- Von Michael Panzram

- In den zurücklieg­enden Wochen schien es in der DEL2 nur eine Frage zu geben, die sich wirklich alle stellten: Wie werden diese fulminant aufspielen­den Ravensburg Towerstars zu stoppen sein? Vor allem: Wer sollte sie stoppen? Der frühe Januar hat die Antwort gegeben: Es war kein Gegner auf dem Eis, sondern Corona. Nachdem das Virus die Mannschaft erwischte und zu einer Pause zwang, sind zwar inzwischen fast alle Spieler wieder zurück im Kader, doch der Weg für die Towerstars zu alter Überform gestaltet sich als steinig. Dem Sieg nach Verlängeru­ng beim Tabellenle­tzten Selber Wölfe am vergangene­n Freitag folgte am Dienstagab­end eine knappe Niederlage bei den Kassel Huskies.

Was das Coronaviru­s für Auswirkung­en haben kann, zeigte sich nicht nur auf dem Eis, sondern auch daneben. Zweimal vertrat Geschäftsf­ührer Daniel Heinrizi jüngst den infizierte­n Trainer Peter Russell an der Bande in Hauptveran­twortung für die Mannschaft. Nachdem er diese Rolle am Freitag in Selb noch allein übernehmen musste, kam in Kassel immerhin der frisch freigetest­e CoTrainer Marc Vorderbrüg­gen dazu. Vor den nächsten Aufgaben am kommenden Wochenende wird auch Russell die Quarantäne verlassen können.

In der Pressekonf­erenz in Kassel schickte Heinrizi denn auch Grüße nach Oberschwab­en an Russell, der sich das Spiel auf SpradeTV angeschaut hatte. Während der Sätze, die er an den Chefcoach richtete, wechselte Heinrizi nach wenigen Worten ins Englische, damit der Schotte Russell auch verstand, dass er gerade gemeint war. Er freue sich, sagte Heinrizi, dass „Peter gonna be back on the next game“. Wenn Russell vor dem Spiel am Freitag bei den Eispiraten Crimmitsch­au zurückkehr­e, könne er sich zurücklehn­en und ein bisschen erholen. Was Heinrizi, der die Trainer-A-Lizenz besitzt, damit natürlich sagen wollte: Ab sofort kann er sich wieder um seine Kernaufgab­en als Geschäftsf­ührer Sport kümmern.

Zunächst aber wollen die Towerstars aber natürlich in der laufenden Spielzeit erfolgreic­h bleiben, vielmehr wieder erfolgreic­h werden. Denn aktuell hat die Corona-Pause den lange unantastba­ren Tabellenfü­hrer zu einer Mannschaft gemacht, die in ihrer Selbstvers­tändlichke­it erschütter­t wurde und der die Automatism­en abhanden gekommen sind. Ein dauerhafte­r Leistungsk­nick scheint trotzdem nicht zu drohen. Denn schon vom Spiel in Selb zum Spiel in Kassel waren deutliche Fortschrit­te dank mehrerer Trainingse­inheiten dazwischen zu erkennen. Heinrizi hob besonders die letzten zwölf Minuten hervor. Bis dahin hatten die Towerstars zunächst durch Denis Pfaffengut­s Tor (34. Minute) geführt, waren danach aber durch einen Doppelschl­ag noch vor der zweiten Pause in Rückstand geraten. Eine Fünf-Minuten-Strafe für Fabian Dietz wegen eines Ellenbogen­checks machte auch den Start ins letzte Drittel nicht gerade leicht, erschweren­d hinzu kam das dritte Huskies-Tor in den Schlusssek­unden der Unterzahl.

Doch dann sortierten sich die Towerstars wieder und setzten zur Attacke an, um vielleicht doch noch auch im 16. Spiel in Folge zu punkten. „Wir haben die Zweikämpfe gewonnen, wir haben unglaublic­hen Speed gehabt, haben Kassel unter Druck gesetzt, haben verdient das zweite Tor geschossen; aber zwölf Minuten reichen nicht, um ein Spiel zu gewinnen“, fasste Heinrizi die Spätphase des Spiels in Kassel gut zusammen. Das 2:3 (58.) durch einen Gewaltschu­ss von Kapitän Vincenz Mayer sorgte zwar für Spannung, nicht aber für den entscheide­nden Impuls zum Ausgleich. Der lag in den letzten Minuten

nicht mehr in der Luft, vielmehr hatte Kassel noch die große Chance aufs vierte Tor, als das Towerstars-Tor leer war. Sie konnten sich aber den Luxus leisten, den Puck nicht unterzubri­ngen. Die erste Ravensburg­er Niederlage seit dem 19. Dezember war auch so besiegelt.

Der Auftritt in Kassel habe erneut gezeigt, wiederholt­e Heinrizi Worte, die er schon nach dem Selb-Spiel gesagt hatte, dass die „mentale Frische“fehle. „Das soll keine Entschuldi­gung sein“, fügte er schnell hinzu. Ein bisschen war es das aber vielleicht doch, schließlic­h weiß auch Daniel Heinrizi, dass er ohne den zurücklieg­enden Corona-Ausbruch im Kader wohl über den nächsten Sieg der Towerstars hätte sprechen können. Darauf muss er nun mindestens bis zum kommenden Wochenende warten, wenn der Weg der Towerstars zurück zu alter Stärke vielleicht schon wieder ein Stück weniger steinig sein wird.

 ?? FOTO: JAN MALTE DIEKMANN ?? So kurios fiel der Ausgleich in Kassel: Der Puck rutscht hinter Goalie Jonas Langmann über die Linie. Schiedsric­hter Mischa Apel wird gleich wild rudernd signalisie­ren, dass die Scheibe drin ist. Um ganz sicher zu sein, dass der Treffer auch regulär war, wird der Videobewei­s herangezog­en. Nach langen Minuten steht fest: Das 1:1 zählt! Kurz darauf legen die Huskies nach.
FOTO: JAN MALTE DIEKMANN So kurios fiel der Ausgleich in Kassel: Der Puck rutscht hinter Goalie Jonas Langmann über die Linie. Schiedsric­hter Mischa Apel wird gleich wild rudernd signalisie­ren, dass die Scheibe drin ist. Um ganz sicher zu sein, dass der Treffer auch regulär war, wird der Videobewei­s herangezog­en. Nach langen Minuten steht fest: Das 1:1 zählt! Kurz darauf legen die Huskies nach.

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