Der Weg zurück zur Überform ist steinig
Ravensburg Towerstars verbessern sich, verlieren aber trotzdem – Geschäftsführer Heinrizi als Mann für alle Fälle
- In den zurückliegenden Wochen schien es in der DEL2 nur eine Frage zu geben, die sich wirklich alle stellten: Wie werden diese fulminant aufspielenden Ravensburg Towerstars zu stoppen sein? Vor allem: Wer sollte sie stoppen? Der frühe Januar hat die Antwort gegeben: Es war kein Gegner auf dem Eis, sondern Corona. Nachdem das Virus die Mannschaft erwischte und zu einer Pause zwang, sind zwar inzwischen fast alle Spieler wieder zurück im Kader, doch der Weg für die Towerstars zu alter Überform gestaltet sich als steinig. Dem Sieg nach Verlängerung beim Tabellenletzten Selber Wölfe am vergangenen Freitag folgte am Dienstagabend eine knappe Niederlage bei den Kassel Huskies.
Was das Coronavirus für Auswirkungen haben kann, zeigte sich nicht nur auf dem Eis, sondern auch daneben. Zweimal vertrat Geschäftsführer Daniel Heinrizi jüngst den infizierten Trainer Peter Russell an der Bande in Hauptverantwortung für die Mannschaft. Nachdem er diese Rolle am Freitag in Selb noch allein übernehmen musste, kam in Kassel immerhin der frisch freigeteste CoTrainer Marc Vorderbrüggen dazu. Vor den nächsten Aufgaben am kommenden Wochenende wird auch Russell die Quarantäne verlassen können.
In der Pressekonferenz in Kassel schickte Heinrizi denn auch Grüße nach Oberschwaben an Russell, der sich das Spiel auf SpradeTV angeschaut hatte. Während der Sätze, die er an den Chefcoach richtete, wechselte Heinrizi nach wenigen Worten ins Englische, damit der Schotte Russell auch verstand, dass er gerade gemeint war. Er freue sich, sagte Heinrizi, dass „Peter gonna be back on the next game“. Wenn Russell vor dem Spiel am Freitag bei den Eispiraten Crimmitschau zurückkehre, könne er sich zurücklehnen und ein bisschen erholen. Was Heinrizi, der die Trainer-A-Lizenz besitzt, damit natürlich sagen wollte: Ab sofort kann er sich wieder um seine Kernaufgaben als Geschäftsführer Sport kümmern.
Zunächst aber wollen die Towerstars aber natürlich in der laufenden Spielzeit erfolgreich bleiben, vielmehr wieder erfolgreich werden. Denn aktuell hat die Corona-Pause den lange unantastbaren Tabellenführer zu einer Mannschaft gemacht, die in ihrer Selbstverständlichkeit erschüttert wurde und der die Automatismen abhanden gekommen sind. Ein dauerhafter Leistungsknick scheint trotzdem nicht zu drohen. Denn schon vom Spiel in Selb zum Spiel in Kassel waren deutliche Fortschritte dank mehrerer Trainingseinheiten dazwischen zu erkennen. Heinrizi hob besonders die letzten zwölf Minuten hervor. Bis dahin hatten die Towerstars zunächst durch Denis Pfaffenguts Tor (34. Minute) geführt, waren danach aber durch einen Doppelschlag noch vor der zweiten Pause in Rückstand geraten. Eine Fünf-Minuten-Strafe für Fabian Dietz wegen eines Ellenbogenchecks machte auch den Start ins letzte Drittel nicht gerade leicht, erschwerend hinzu kam das dritte Huskies-Tor in den Schlusssekunden der Unterzahl.
Doch dann sortierten sich die Towerstars wieder und setzten zur Attacke an, um vielleicht doch noch auch im 16. Spiel in Folge zu punkten. „Wir haben die Zweikämpfe gewonnen, wir haben unglaublichen Speed gehabt, haben Kassel unter Druck gesetzt, haben verdient das zweite Tor geschossen; aber zwölf Minuten reichen nicht, um ein Spiel zu gewinnen“, fasste Heinrizi die Spätphase des Spiels in Kassel gut zusammen. Das 2:3 (58.) durch einen Gewaltschuss von Kapitän Vincenz Mayer sorgte zwar für Spannung, nicht aber für den entscheidenden Impuls zum Ausgleich. Der lag in den letzten Minuten
nicht mehr in der Luft, vielmehr hatte Kassel noch die große Chance aufs vierte Tor, als das Towerstars-Tor leer war. Sie konnten sich aber den Luxus leisten, den Puck nicht unterzubringen. Die erste Ravensburger Niederlage seit dem 19. Dezember war auch so besiegelt.
Der Auftritt in Kassel habe erneut gezeigt, wiederholte Heinrizi Worte, die er schon nach dem Selb-Spiel gesagt hatte, dass die „mentale Frische“fehle. „Das soll keine Entschuldigung sein“, fügte er schnell hinzu. Ein bisschen war es das aber vielleicht doch, schließlich weiß auch Daniel Heinrizi, dass er ohne den zurückliegenden Corona-Ausbruch im Kader wohl über den nächsten Sieg der Towerstars hätte sprechen können. Darauf muss er nun mindestens bis zum kommenden Wochenende warten, wenn der Weg der Towerstars zurück zu alter Stärke vielleicht schon wieder ein Stück weniger steinig sein wird.