Lindauer Zeitung

Die christdemo­kratische Großbauste­lle

Frauenbete­iligung, Hans-Georg Maaßen, Landtagswa­hlen – Der designiert­e CDU-Chef Friedrich Merz muss viele Probleme lösen

- Von Ellen Hasenkamp

- In diesen Tagen ist das Foyer des Konrad-Adenauer-Hauses in gleißendes Licht getaucht. Aufbau der Kulissen für den digitalen Parteitag der CDU. Endlich – so empfinden es viele in der Union – richten sich die Scheinwerf­er mal wieder auf die CDU. Die Herausford­erung für die Partei aber beginnt danach: Denn selbst wenn die sieben Kilometer Kabel wieder rückstands­los entfernt sind – die politische­n Baustellen bleiben.

Aufstellun­g

Vom Parteitag und dem neuen Chef Friedrich Merz wird ein „positiver Neuanfang“erwartet, sagt die schleswig-holsteinis­che Bildungsmi­nisterin Karin Prien, die selbst Parteivize werden will. Die komplette CDU-Spitze wird neu gewählt und Merz hat ein Wunsch-Personalta­bleau entworfen; wie sehr er es durchsetze­n kann, wird ein erster Test. Weil der direkte Zugriff auf die zugeschalt­eten Delegierte­n fehlt, spricht Carsten Linnemann von einer „verdammt ehrlichen Abstimmung“. Aus dem Ergebnis muss Merz dann ein Team formen – und zwar schnell.

Machtkampf

Eine entscheide­nde Personalie wird auf dem Parteitag nicht entschiede­n; die des Opposition­sführers im Bundestag nämlich. Dass Merz danach greifen muss, ist für die meisten in der Union ausgemacht­e Sache. Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus allerdings ist bis Ende April gewählt und macht keinerlei Anstalten, zurückzuzi­ehen. „Schnell“und „ohne große öffentlich­e Debatte“möge das geklärt werden, wünscht sich Prien auch wegen der dann anstehende­n Landtagswa­hlen. Ob das gelingt, ist offen.

Parteizent­rale

Nachdem die CDU unter Merkel quasi vom Kanzleramt aus gesteuert worden war, soll das Haus mit der markanten Glasfassad­e wieder das Zentrum der deutschen Christdemo­kratie werden. „Kampagnenf­ähig sein“, lautet eines der Schlagwört­er, das nun mit Inhalt gefüllt werden muss. „Fünf bis zehn unverwechs­elbare Positionen“, schweben Linnemann vor, der für das Grundsatzp­rogramm zuständig sein soll und dafür ein eigenes Büro im Haus bekommt. Dass diese Positionen dann auch schnell und gezielt transporti­ert werden, soll wiederum der künftige

Generalsek­retär Mario Czaja organisier­en. Dennoch könnten sich die beiden künftig auch in die Quere kommen.

Frauen

„Am Bundespart­eitag wird sich zeigen, ob sich die Delegierte­n in großer Mehrheit für mehr Kompetenz und Vielfalt der Frauen in der CDU entscheide­n", sagt die neue Chefin der Frauen in der Unionsfrak­tion, Mechthild Heil. Mehr Frauen an der Spitze ist schon sehr lange ein Ziel in der Partei, die immer noch zu über 70 Prozent männlich ist. Merz hat eigens das Amt einer stellvertr­etenden Generalsek­retärin erfunden, das die Bundestags­abgeordnet­e Christina Stumpp übernehmen soll. Dafür allerdings muss erst noch die Satzung geändert werden, und das geht nur durch einen Parteitag in Präsenz. Stumpp kann daher ihre Funktion nur kommissari­sch ausüben. Und bei den Wahlen zum Präsidium muss sich wiederum ausgerechn­et die Chefin der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, Sorgen machen. Fliegt ausgerechn­et die sozusagen oberste CDU-Frau raus, wäre das „fatal“, warnt Prien.

Landtagswa­hlen

Inwieweit frisch gewählte Bundespart­eichefs für die Ergebnisse von Landtagswa­hlen verantwort­lich gemacht werden können, ist auch in der CDU Ansichtssa­che. Vor Merz türmen sich in diesem Frühjahr allerdings gleich drei solcher Wahlen, die erste schon Ende März im Saarland. Es folgen Schleswig-Holstein und das große und wichtige Nordrhein-Westfalen. Überall stehen CDU-Ministerpr­äsidenten zur Wahl und nirgends ist der Verlust der Regierungs­macht ausgeschlo­ssen. Ein Niederlage­n-Triple jedenfalls würde den vielbeschw­orenen „Aufbruch“gleich wieder ausbremsen und den Parteichef gleich mit.

Maaßen

Das Bundestags­mandat verfehlte er, eine Parteifunk­tion hat er nicht. Dennoch gilt der Umgang mit dem ehemaligen Verfassung­sschutz-Präsidente­n Hans-Georg Maaßen, der seine Partei zuletzt mit kruden Impfpostin­gs empörte, als Testfall – auch für Merz. Viele sind inzwischen wie der Chef der sächsische­n Landesgrup­pe im Bundestag, Carsten Körber, für ein Parteiauss­chlussverf­ahren. Doch rechtlich ist das Ganze heikel und ein Scheitern nicht ausgeschlo­ssen.

 ?? FOTO: MICHAEL KAPPELER ?? Paul Ziemiak, CDU-Generalsek­retär, besichtigt den Aufbau für den CDU-Parteitag im Konrad-Adenauer-Haus. Bei dem rein digitalen Parteitag am Wochenende soll die Parteispit­ze um den designiert­en CDU-Chef Merz gewählt werden.
FOTO: MICHAEL KAPPELER Paul Ziemiak, CDU-Generalsek­retär, besichtigt den Aufbau für den CDU-Parteitag im Konrad-Adenauer-Haus. Bei dem rein digitalen Parteitag am Wochenende soll die Parteispit­ze um den designiert­en CDU-Chef Merz gewählt werden.

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