Aufrüstung am Arlberg
Zwei neue Seilbahnen in Betrieb – Zum Skifahren in Lech/Zürs gehört auch der kulinarische Genuss
Eine Rampe mit Flachdach aus Beton, Glas und Stahl ist der neue Blickfang des Skigebiets am Arlberg. Das schlichte Gebäude liegt auf 2105 Metern Höhe und ist komplett unterirdisch angelegt. Eine Meisterleistung der österreichischen Ingenieurskunst, kühn hineingebaut in den Fels in nur einem Sommer. Nach mehr als 50 Dienstjahren wurde der einstige ZweierSessellift durch die neue Zehner-Kabinenbahn mit Panoramafenstern ersetzt und gewährt einen einzigartigen Blick auf die majestätische Welt des Arlbergs. Mit dieser Zugerbergbahn können die Wintersportler nun bequem zwischen dem Skigebiet in Zürs und dem in Lech hin- und hergondeln. Und es gibt noch eine Neuerung am Arlberg: Die alte Madlochbahn, von deren Bergstation aus die spektakuläre Tourenabfahrt hinunter nach Zug führt, wurde durch einen neuen Sessellift mit Sitzheizung und Wetterschutzhaube ersetzt. Eine gute Entscheidung, denn da oben ist es gern kalt und windig.
Der Arlberg ist nicht nur das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs und das fünftgrößte der Welt, sondern mit rund 300 Pistenkilometern auch sehr vielseitig und deshalb gleichermaßen beliebt bei Familien, Freeridern und Skitourengehern. Hier findet sich für jeden Wunsch der passende Hang.
In Zürs lassen zahlreiche Steilhänge die Herzen von versierten Wintersportlern höher schlagen, in Lech und Oberlech kommen Anfänger und Familien auf ihre Kosten, während der schroffe Rüfikopf für seine lang gezogenen Schussfahrten bekannt ist. Und zwischen St. Christoph und St. Anton sowie in Warth locken neben zahlreichen gefälligen Hängen auch einige schwarze Abfahrten. Darüber hinaus erleben Freerider auf unberührten Hängen launigen Powderspaß. In den Augen von Skilehrer Ludwig, ein gebürtiger Sonthofener, ist der Arlberg einfach top: „Das Gebiet ist extrem abwechslungsreich und bietet auch Variantenfahrern jede Menge Herausforderungen.“Außerdem sei es ein Schneeloch, was bedeutet, dass hier mehr Schnee fällt als im Durchschnitt in Österreich.
Angefangen hat alles 1895 mit einem Pfarrer von Warth: Johann Müller. Der sah in einer Zeitschrift Bilder mit Menschen in Schweden und Norwegen, die sich auf Skiern fortbewegten. Sofort ließ er sich aus Skandinavien per Post ein Paar schicken. Das sperrige Paket schleppte der Briefträger vom Postamt Steeg ins Pfarrhaus nach Warth. Auf Skiern schaffte der Pfarrer fortan die Strecke nach Lech in eineinhalb Stunden.
Der erste Skiclub wurde 1901 im Arlberg-Hospiz direkt unterhalb des Arlbergpasses gegründet, das Wedeln von einem Bauernbuben erfunden. 1903 bekam Hannes Schneider daheim in Stuben seine ersten Bretter. Der Telemarkschwung, mit dem sich die Skifahrer im hohen Norden vorwärtsbewegten, war nicht unbedingt geeignet für die steilen Hänge in den Alpen. Schneider entwickelte deshalb die berühmte Arlberg-Technik,
bei der man mit zwei kurzen Skistöcken statt mit einem langen Stab fuhr und die Schwünge kürzer gehalten wurden. Diese Technik setzte sich ruckzuck durch: Mit ihr waren einfach deutlich höhere Geschwindigkeiten zu erreichen – verbunden mit viel mehr Spaß. Schneider war es dann auch, der in St. Anton die erste Skischule der Alpen gründete und das erste Skihaserl anlockte. Leni Riefenstahl, später Hitlers Lieblingsregisseurin, war hingerissen von den Naturburschen im Schnee. Den Hannes machte sie zum Filmstar und den Arlberg mit ihrem Streifen „Der weiße Rausch“berühmt.
Der erste Schlepplift Österreichs wurde 1937 dann am Übungshang in Zürs gebaut. Sepp Bildstein hatte ihn in Kooperation mit Emil Doppelmayr konstruiert. Die neue technische Errungenschaft überzeugte die Skiläufer schnell und noch während des Zweiten Weltkriegs wurde in Lech ein zweiter Schlepplift am Schlegelkopf gebaut. Die starke Erschließung des Wintersportgebiets Lech-Zürs mit Sesselliften fing aber erst in den 1950er-Jahren an. Im Jahr 1951 startete der Liftbetrieb am Kriegerhorn, 1957 ging die Kabinenbahn am Rüfikopf in Betrieb. Damit gab es nun eine Skiverbindung zwischen Lech und Zürs. Dank dieser neuen Anlage entstand auch die berühmte Skirundfahrt „Der Weiße Ring“, der durch Lech, Zürs, Zug und Oberlech verläuft. Die 22 Kilometer lange Runde umfasst 13,5 Kilometer Abfahrten über 5500 Höhenmetern und begeistert mit grandiosen Ausblicken auf die Alpen.
Frische Luft und solche Tagestouren machen natürlich hungrig. Die meisten Hotels und Restaurants bieten fleischlastige Speisen an. Das Hotel Edelweiss in Zürs sorgt daher seit dem Start der Wintersaison 2021/22 mit dem vegetarischen Popup-Gourmetrestaurant Tian für eine gelungene Überraschung. Mit seiner Michelin-Stern gekrönten Küche „von der Wurzel bis zum Blatt“ist Paul Ivic einer der Stars zeitgemäßer Küche. Mittlerweile betreibt er nicht nur in Wien in der Himmelspfortgasse,
sondern auch in München am Viktualienmarkt ein Restaurant. Dem Pionier der Gemüseküche geht es um nichts weniger als Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität. Vor allem aber um Genuss.
Wer sich einem neuen Geschmacksuniversum hingeben will, findet im Tian eine moderne Interpretation von traditionellen, vegetarischen Gerichten. Angeboten wird täglich ein mehrgängiges Menü, das sich die Gäste am Tisch teilen. Darunter finden sich Spezialitäten wie etwa geräuchertes Eigelb auf Kohlrabi mit Trüffelschaum, gebackener Sellerie im Salzteig, Stosuppe aus Sauermilch und Kartoffeln oder Kokosmilchreis mit Rotkrautsorbet. Auch die Weinkarte ist alles andere als 0815. Zur Auswahl stehen vor allem ungefilterte Bioweine aus Österreich. „Wir möchten auch kulinarisch moderne und neue Wege gehen“, sagt Hotelchefin Irmgard Wiener. Das Konzept scheint aufzugehen – das Tian ist derzeit jeden Abend ausgebucht. Das Gute dabei ist, dass diese köstlichen Gemüsegerichte leicht verdaulich sind und man am nächsten Morgen wieder fit für die Piste ist.
Weitere Informationen unter: www.lechzuers.com, Tischreservierung fürs Tian unter Telefon 0043/5583-2662
Die Recherche wurde unterstützt von Lech-Zürs-Tourismus.