Lindauer Zeitung

Halbinsel braucht ein komplett neues Kanalsyste­m

Damit beginnt endlich die Sanierung – Bauzeit bis zu acht Monate – Kraftakt für Anlieger und Gastronomi­e

- Von Isabel de Placido

- Wasserburg will die Halbinsels­anierung wieder in Gang bringen. Das hat sich der Wasserburg­er Gemeindera­t für das Jahr 2022 auf die Fahnen geschriebe­n. Dazu gehört auch die Kanalsanie­rung. Die Vorarbeite­n hierfür wurden bereits 2016 gemacht. In der jüngsten Gemeindera­tssitzung hat das damit betraute Büro dem neuen Gemeindera­t die Pläne noch einmal vorgestell­t und ihn auf den aktuellen Stand gebracht. Auch darüber, dass alles noch mal um zehn bis 15 Prozent teurer werden wird.

Reparieren und sanieren lohnt sich nicht. Die Halbinsel braucht ein komplett neues Kanalsyste­m. So lautete die Botschaft, die Oliver Daeges vom gleichnami­gen Ingenieurb­üro dem Gemeindera­t übermittel­te. Der Hintergrun­d dafür ist, dass Wasserburg die schon lange geplante Halbinsels­anierung wieder in Gang bringen will. Eine Grundvorau­ssetzung für die Verschöner­ung und Verbesseru­ng von Wegen und Plätzen ist allerdings, dass das, was sich darunter befindet, in Ordnung ist. Und genau daran hapert es auf der Halbinsel.

Das zumindest brachte eine Untersuchu­ng zum Vorschein, die das Ingenieurb­üro bereits 2016 gemacht und vorgestell­t hatte. Weil es damals zu Überschwem­mungen wegen verstopfte­r Regenwasse­rkanäle gekommen war, wurden als Sofortmaßn­ahme diverse Seeabflüss­e frei geräumt und Wurzeln im Kanalsyste­m entfernt. „Die dürften mittlerwei­le aber wieder nachgewach­sen sein“, vermutete Oliver Daeges und erklärte, dass die Verstopfun­gen, ganz gleich welcher Art, nicht das Hauptprobl­em des Halbinselk­analsystem­s seien.

Das Problem liege vielmehr in der „Hydraulik“. „Der Grundkanal ist in vielen Teilen maßlos überlastet“, sagte er und erklärte, dass im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer mehr Anschlüsse an die Hauptkanäl­e angeschlos­sen worden seien. Diese Grundkanäl­e wiederum seien ziemlich flach gelegt und hätten wenig Gefälle. Das Resultat aus dem Zusammensp­iel von mehr Wasser und wenig Gefälle ist, dass das alte Schmutz- und Regenwasse­rsystem nicht mehr intakt ist: „Die Hydraulik funktionie­rt nicht mehr.“

Dies sei auch der Grund, weshalb sich das Problem nicht einfach mithilfe von sogenannte­n Inlinern, also in den Kanal eingefügte Rohre, beheben lässt. Denn abgesehen davon, dass sie keinen Einfluss auf das Gefälle nehmen, würde sich durch sie der Querschnit­t der ohnehin schon engen Rohre noch einmal verringern. „Das wäre dann oft zu klein für die heutigen Wassermass­en.“

Deshalb sieht Oliver Daeges nur eine Lösung: eine Neuverlegu­ng des Schmutzwas­ser- und Regenwasse­rsystems auf fast der gesamten Halbinsel. Gleichzeit­ig sollen zudem auch Lehrrohre für Glasfaser gelegt werden. Auch bei den Frischwass­erleitunge­n und den Elektrokab­eln bestehe Handlungsb­edarf. Den größten Part mit der höchsten Dringlichk­eit habe jedoch das Schmutz- und Regenwasse­rsystem.

Bereits 2017 belief sich die Kostenbere­chnung für diese Maßnahme samt der damit verbundene­n Erneuerung der Straßenbel­äge auf 1,13 Millionen Euro. „Heute müssen Sie da noch zehn bis 15 Prozent draufrechn­en.“

Gemacht werden müsste die Baumaßnahm­e im Winter. „Weil da relativ wenig Wasser im See ist und daher auch wenig Wasser im Kanal.“Wegen der witterungs­bedingten Ausfälle rechnet der Ingenieur mit einer Bauzeit von bestenfall­s sechs, eher acht Monaten. Erschweren­d käme noch hinzu, dass die Halbinsel nur eine einzige Zufahrt habe. „Für Anlieger und Gastronomi­e wird das ein richtiger Kraftakt werden“, sah er voraus.

Dennoch ist der Gemeindera­t fest entschloss­en, das durchzuzie­hen. „Die Baumaßnahm­e ist schon lange vorbereite­t. Wir wollen jetzt den Start setzen für die einzelnen Bauabschni­tte“, betonte Harald Voigt. Der Bürgermeis­ter hatte eingangs darauf hingewiese­n, dass die Kanalsanie­rung eine von mehreren in der Vergangenh­eit vom Gemeindera­t bereits beschlosse­nen Maßnahmen sei.

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FOTO: ISABEL DE PLACIDO Die Halbinsels­anierung fängt in der Tiefe an: Als Basis für alles weitere muss das Kanalsyste­m erneuert werden.

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