Paul Bieber will der Eisschwimmer mit den meisten Meilen werden
Dazu muss der Röthenbacher insgesamt sechs Eismeilen schwimmen – ein anstrengender und herausfordernder Sport
- Paul Bieber ist am Sonntag in Wasserburg seine dritte offizielle Eismeile geschwommen und hat seine Bestmarke geknackt. Aber das ist ihm nicht genug. Denn er will einen deutschen Rekord brechen.
Gerade einmal eine Badehose, eine Badekappe und eine Schwimmbrille trägt Paul Bieber, wenn er in den eiskalten Bodensee steigt. Fast täglich trainiert der Allgäuer in Wasserburg für sein Ziel in diesem Jahr: Er will der Eisschwimmer mit den meistgeschwommenen Eismeilen werden. Dazu muss der Röthenbacher, der für das Team Allgäuer Alpenwasser Outdooractive startet, insgesamt sechs Eismeilen schwimmen. Seinem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen ist er am Wochenende: Für seine dritte Eismeile hat er 1668 Meter bei gerade einmal 3,7 Grad Wassertemperatur zurückgelegt. 32 Minuten hat das gedauert.
Diesmal lief es für den Extremschwimmer „so gut wie noch nie“, sagt er. „Das war für mich die leichteste Eismeile.“Denn je öfter man im Eiswasser schwimme, umso abgeklärter sei man. Und schließlich trainiert der Allgäuer täglich in Wasserburg im kalten Wasser und legt pro Trainingseinheit zwischen 1000 und 1600 Meter zurück. Seine beiden ersten Eismeilen absolvierte Paul Bieber im Winter 2021. Dabei gelang ihm mit 2210 Metern sogar ein Distanzrekord. Ist er eine Eismeile geschwommen, braucht sein Körper aber erst einmal Ruhe und zwei bis drei Tage Regenerationszeit. „Das Schwimmen zieht extrem Energie“, sagt Paul Bieber. Deshalb nehme er für die Wintersaison zehn bis zwölf Kilogramm zu. Durch die Fettschicht unter seiner Haut schütze er seine Organe und könne dadurch länger im Wasser bleiben. „Die Kunst ist aber, auch mit dem Übergewicht fit zu bleiben“, sagt Bieber.
Damit er den Sport so ausüben kann, muss er regelmäßige Medizinchecks machen. EKG, Blutdruck und der Zuckerspiegel werden fast täglich kontrolliert. Auch auf seine Ernährung muss er achten. „Dadurch, dass ich im kalten Wasser extrem viel Kalorien
verbrenne, leide ich ab und zu unter Fressattacken“, sagt Bieber. Ab April gehe es wieder schweißtreibend in Richtung Sommerfigur. „Aber bis es so weit ist, werden weitere Eismeilen geschwommen.“
Für Paul Bieber, der im vergangenen November auch schon um die Lindauer Insel geschwommen ist, geht die Sicherheit vor. Im Wasser mit dabei hat er immer eine Sicherheitsboje und mindestens einen seiner Trainer. Der sei am Sonntag auch ein großer Grund gewesen, warum es so gut lief. „Wenn du ein Team hast mit Leuten, die alle wissen, was sie tun müssen, schwimmt es sich leichter“, sagt Bieber. Sein Begleiter zähle seine Schläge und passe auf ihn auf. Er könne sich dann ganz aufs Schwimmen konzentrieren. „Ich bin total fokussiert, wie im Tunnel“, sagt der Eisschwimmer. „Und sehe nur noch das Wasser um mich herum.“Ohne sein Team würde es nicht funktionieren, sagt Bieber. Die Leute seien erfahrene Eisschwimmer und Langdistanzschwimmer. Hamza Bakircioglu aus Sonthofen, Uli Munz aus Bad Waldsee und Michael Jeschke
vom Aqua Kolleg in Wasserburg beraten Bieber ganzjährig.
Was für einen Laien vielleicht nicht ersichtlich ist: Das Eisschwimmen erfordere viel Vorbereitung. Für Bieber ist es bereits die vierte beziehungsweise fünfte Eisschwimmsaison. „Da kommt jetzt langsam mehr Erfahrung rein. Die ersten zwei Jahre probiert man sich aus“, sagt er. Am Anfang sei er viele Kurzdistanzen geschwommen. Aber da sei der Reiz weg. Jetzt will Paul Bieber mehr.
Die Eismeile ist die Königsdisziplin der Eisschwimmer. Die Wassertemperatur muss dabei unter fünf Grad liegen. Der Schwimmer darf nur eine Badehose, Badekappe und Schwimmbrille tragen und muss mindestens 1609 Meter zurücklegen. Die Richtlinien werden von der International Ice Swimming Association (IISA) überwacht. (rst)