„Kunert gehört zu Immenstadt“
Neuer Geschäftsführer will traditionsreichen Strumpfhersteller umbauen
- Das Kunert-Werksgelände erinnert noch an die ruhmreiche Vergangenheit des Unternehmens, das vor 40 Jahren der größte Strumpfhersteller Europas war. Heute stehen viele Gebäude leer. Mit der Schließung der Feinstrickerei 2020 wurde die letzte Produktionsabteilung in Immenstadt aufgelöst. Produziert wird in einem Werk mit 400 Angestellten in Marokko. In Immenstadt arbeiten nur noch 65 Mitarbeiter. Doch im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes sieht es noch aus wie zu besten Zeiten. Hier sind Strümpfe und Strumpfhosen in allen Farben, Formen und Materialien zu bewundern. Und auch die Zahlen des Unternehmens weisen wieder in die richtige Richtung. 2021 wurde trotz Krise ein Umsatz von 20 Millionen Euro erwirtschaftet.
„Unser Ziel ist es Kunert von einer Produktionsgesellschaft zu einer modernen Marketing- und Vertriebsgesellschaft umzubauen“, sagt Martin Roy. Der 52-jährige Vorarlberger ist seit Januar Geschäftsführer der Kunert Fashion GmbH. Roy hat die Nachfolge von Werner Töpfl angetreten, der die Geschäftsführung interimsweise übernommen und die Kunert Fashion GmbH wieder in ruhigere Fahrwasser geführt hatte. Jetzt will sich Töpfl auf selbstständiger Basis neuen Projekten widmen, teilt Kunert mit.
Der neue Geschäftsführer Martin Roy hatte zuletzt als Unternehmensberater Veränderungsprozesse begleitet, wie sie gerade bei Kunert im Gange sind: „Beim Veränderungsmanagement ist der Schlüssel, die Menschen mitzunehmen.“Kunert-Eigentümer Erhard F. Grosnigg aus Wien hat Roy nun mit der zukunftsorientierten und auf langfristiges Wachstum ausgerichteten Neupositionierung betraut. Er habe die Aufgabe übernommen, weil er großes Potenzial sieht, sagt Roy. „Die Stärke des Unternehmens ist die Kreativität des Teams und die innovativen Produkte, beispielsweise Strümpfe, die wärmen, kühlen und stützen. Die müssen wir in Zukunft noch besser vermarkten und die Marke schärfen.“Dazu will Roy die Digitalisierung des
Unternehmens weiter vorantreiben. „Das ist eine Chance, weil wir durch die digitalen Vertriebswege und Webshops direkt in den Kontakt mit den Endkonsumenten kommen“, sagt der Geschäftsführer. „Wir werden natürlich auch weiter auf die klassischen Vertriebswege über den Handel setzen, aber versuchen uns auch breiter aufzustellen – das ist ein Vorteil für den Fall, dass die Geschäfte
Martin Roy (52), geboren in Dornbirn (Vorarlberg), studierte Betriebswirtschaftslehre in Wien und New York.
Seine berufliche Karriere startete er 1996 beim internationalen Markenartikelkonzern Unilever.
Nach Zwischenstationen als Leiter Finanzen bei einem MobilePhone-Services-Anbieter und dem auf Ticketing-Lösungen spezialisierten Unternehmen Axcess AG führte ihn sein weiterer Berufsweg zu Reed Exhibitions, wo er zunächst kaufmännischer Geschäftsführer
wieder schließen müssen.“In den unklaren Folgen der Pandemie sieht Roy ein Risiko für das Unternehmen. „Corona hat natürlich Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Menschen. Beispielsweise werden die Damen im Homeoffice wohl kaum exklusive Feinstrumpfhosen tragen.“
„Damit wir erfolgreich sind, müssen wir gute Ideen wie die Herstellung von Strümpfen aus regenerierten
Österreich war.
2015 wurde Roy zum Vorsitzenden der Geschäftsführung von Reed Exhibitions Österreich ernannt, dem nationalen Marktführer im Messewesen und Standbau mit 400 Mitarbeitern und 35 Eigenmessen.
2019 wechselte Roy zu Mack Brook Exhibitions nach Großbritannien. Er leitete die Eingliederung des Unternehmens in die Reed Exhibitions Gruppe.
2021 machte sich der Vorarlberger mit einem Beratungsunternehmen selbstständig, bevor ihn nun Kunert-Eigner Erhard F. Grossnigg mit der Geschäftsführung der Kunert Fashion GmbH betraute. (mig) Abfällen wie Fischernetzen noch bekannter machen und weiter ausbauen“, sagt Roy. Nachhaltig ist auch die Verbindung zwischen der Stadt und dem Unternehmen, an der der neue Geschäftsführer nicht rütteln will: „Der Standort ist gesichert. Immenstadt gehört zu Kunert und Kunert zu Immenstadt.“
Roy plant, die Zahl der Mitarbeiter wieder zu steigern. „Wir wollen die digitalen Vertriebswege ausbauen und im Bereich E-Commerce deshalb neue Mitarbeiter einstellen.“Dabei gehe es aber auch darum, den Ruf des Unternehmens nach schwierigen Jahren zu verbessern. „Um Mitarbeiter zu gewinnen, ist es wichtig zu erklären, dass Kunert zwar kleiner geworden ist und sich verändert, aber das Unternehmen dennoch eine mehr als spannende Zukunft hat.“
Neben den strukturellen Veränderungen im Unternehmen wird sich auch das Werksgelände wandeln. Kunert soll in ein saniertes Bürogebäude auf dem gleichen Areal umziehen, andere Gebäude wie das Hochregal-Lager sollen abgerissen werden. Kunert-Eigentümer Grossnigg hat mit dem Oberstdorfer Bauunternehmen Geiger die Alpsee Immobilien GmbH gegründet, um das Gelände zu entwickeln, das von Kunert wohl auch in Zukunft nicht mehr benötigt wird.