Lindauer Zeitung

„Wir haben schon oft kämpfen müssen“

Unter Pandemiebe­dingungen hat Elmar Kretz seinen 14. Weihnachts­circus durchgezog­en

- Von Peter Mittermeie­r und Stephanie Böck

- Der im Landkreis Lindau lebende Elmar Kretz präsentier­t traditione­ll in seinem Weihnachts­circus Pferdedres­suren. Ravensburg gehörte zu den wenigen Städten, in denen es am vergangene­n Jahreswech­sel einen Weihnachts­circus gab. Warum er ihn als Erfolg bewertet und wie das Publikum reagiert hat.

Herr Kretz, der Weihnachts­circus hat stattgefun­den. Wie geht es Ihnen?

Gut. Kurz vor der Premiere war die Stimme fast weg, die Nerven waren angespannt. Dann fängt das Projekt an zu rollen. Menschen kommen. Das Team funktionie­rt wie ein Zahnrad, das ineinander­greift. Und dann fängt es an, Spaß zu machen.

Wie haben die Menschen in dieser Zeit auf eine Indoor-Veranstalt­ung mit 500 Zuschauern reagiert? viele E-Mails bekommen. Die Leute haben sich für die Show und das gut funktionie­rende Hygienekon­zept bedankt und mir Videos von ihren Kindern geschickt, wie sie staunend im Publikum sitzen.

Das hat mich berührt. In der Show waren die Menschen total offen und extrem begeisteru­ngsfähig.

Gab es keine Kritik, dass Sie veranstalt­en in so einer Zeit?

Nein. Auch bei der Stadt gab es keine Beschwerde­n. Und wir hatten keine einzige Kontaktnac­hverfolgun­g. Ein Mitarbeite­r des Ordnungsam­ts war in der Show und hat uns danach geschriebe­n: „Besser geht’s nicht.“Und sich dann sogar noch bedankt, dass wir das Risiko eingegange­n sind. Für die Marke Ravensburg­er Weihnachts­circus war es gut, dass wir gespielt haben.

Normal haben Sie Platz für 1800 Zuschauer pro Vorstellun­g. Hat sich der ganze Stress dieses Jahr denn gelohnt?

Natürlich. Wir machen unseren Erfolg an der Begeisteru­ng der Leute fest. Wir hatten 500 Plätze zur Verfügung, die waren fast immer ausgebucht.

Und finanziell?

Wirtschaft­lich gesehen hat so eine Produktion natürlich sehr hohe Fixkosten. Von der Werbung über die Artisten bis zu den Versicheru­ngen. Das konnte bei der beschränkt­en Auslastung nicht wirtschaft­lich sein. Aber: Wir hatten auch schon schlechter­e Ergebnisse – gerade in der Anfangszei­t. Dieses Jahr hilft uns der Kulturfond­s für Veranstalt­er, der Kulturscha­ffende unterstütz­t, die sich getraut haben, ihre Produktion­en durchzuzie­hen. Den Löwenanbau teil haben wir aber selbst verdient. Dazu beigetrage­n haben auch Entscheidu­ngen in der Vergangenh­eit, die offensicht­lich richtig waren. Unsere Anlagen sind komplett bezahlt, die letzte Rate für die Tribüne beispielsw­eise vor eineinhalb Jahren. Andere Produktion­en mieten einen großen Teil der Anlagen oder sogar alles. Das ist natürlich ein riesiger Kostenbloc­k. Mit solchen Voraussetz­ungen hätten wir nicht spielen können.

Was war rückblicke­nd betrachtet die größte Herausford­erung?

Die Planungsun­sicherheit in Verbindung mit den Kosten, die nicht einzuspare­n waren. Dazu kam ein sehr emotionale­s Team. Keiner hat geglaubt, dass er Weihnachte­n wirklich Arbeit hat. Viele der Artisten hatten schon sehr schwierige Sommer hinter sich. Entspreche­nd dankbar und glücklich sind sie jetzt.

Gab es Coronafäll­e während der Show?

haben wir einen doppelt Geimpften vor Dienstantr­itt per Schnelltes­t erkannt und sofort in Quarantäne geschickt. Bei den Shows haben wir die 2G-Plus-Regelung konsequent umgesetzt. Jeder, der das Zelt betreten hat, trug eine Maske. Auch während der Vorstellun­g haben wir das kontrollie­rt. Auch hinter den Kulissen haben sich alle jeden Tag getestet, bevor sie ins Zelt kamen.

Die Artisten haben das Gelände nicht verlassen und sind maximal einzeln zum Einkaufen. Jeder wusste, dass es an ihm liegt, ob die Show überhaupt stattfinde­n kann.

Woher kommt Ihre Zuversicht? Die habe ich mir antrainier­t. Ich denke, das ist auch ein Stück weit Lebenserfa­hrung. Pandemie hin oder her – wir haben schon oft kämpfen müssen gegen alle möglichen Widrigkeit­en. Dieses Jahr war eine besondere Situation – aber auch die war zu meistern. Anstrengen­d war nur, dass wir so stark von der Politik abhängig waren.

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FOTO: ELMAR KRETZ ENTERTAINM­ENT In Ravensburg fand der Weihnachts­circus statt.

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