„Wir haben schon oft kämpfen müssen“
Unter Pandemiebedingungen hat Elmar Kretz seinen 14. Weihnachtscircus durchgezogen
- Der im Landkreis Lindau lebende Elmar Kretz präsentiert traditionell in seinem Weihnachtscircus Pferdedressuren. Ravensburg gehörte zu den wenigen Städten, in denen es am vergangenen Jahreswechsel einen Weihnachtscircus gab. Warum er ihn als Erfolg bewertet und wie das Publikum reagiert hat.
Herr Kretz, der Weihnachtscircus hat stattgefunden. Wie geht es Ihnen?
Gut. Kurz vor der Premiere war die Stimme fast weg, die Nerven waren angespannt. Dann fängt das Projekt an zu rollen. Menschen kommen. Das Team funktioniert wie ein Zahnrad, das ineinandergreift. Und dann fängt es an, Spaß zu machen.
Wie haben die Menschen in dieser Zeit auf eine Indoor-Veranstaltung mit 500 Zuschauern reagiert? viele E-Mails bekommen. Die Leute haben sich für die Show und das gut funktionierende Hygienekonzept bedankt und mir Videos von ihren Kindern geschickt, wie sie staunend im Publikum sitzen.
Das hat mich berührt. In der Show waren die Menschen total offen und extrem begeisterungsfähig.
Gab es keine Kritik, dass Sie veranstalten in so einer Zeit?
Nein. Auch bei der Stadt gab es keine Beschwerden. Und wir hatten keine einzige Kontaktnachverfolgung. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts war in der Show und hat uns danach geschrieben: „Besser geht’s nicht.“Und sich dann sogar noch bedankt, dass wir das Risiko eingegangen sind. Für die Marke Ravensburger Weihnachtscircus war es gut, dass wir gespielt haben.
Normal haben Sie Platz für 1800 Zuschauer pro Vorstellung. Hat sich der ganze Stress dieses Jahr denn gelohnt?
Natürlich. Wir machen unseren Erfolg an der Begeisterung der Leute fest. Wir hatten 500 Plätze zur Verfügung, die waren fast immer ausgebucht.
Und finanziell?
Wirtschaftlich gesehen hat so eine Produktion natürlich sehr hohe Fixkosten. Von der Werbung über die Artisten bis zu den Versicherungen. Das konnte bei der beschränkten Auslastung nicht wirtschaftlich sein. Aber: Wir hatten auch schon schlechtere Ergebnisse – gerade in der Anfangszeit. Dieses Jahr hilft uns der Kulturfonds für Veranstalter, der Kulturschaffende unterstützt, die sich getraut haben, ihre Produktionen durchzuziehen. Den Löwenanbau teil haben wir aber selbst verdient. Dazu beigetragen haben auch Entscheidungen in der Vergangenheit, die offensichtlich richtig waren. Unsere Anlagen sind komplett bezahlt, die letzte Rate für die Tribüne beispielsweise vor eineinhalb Jahren. Andere Produktionen mieten einen großen Teil der Anlagen oder sogar alles. Das ist natürlich ein riesiger Kostenblock. Mit solchen Voraussetzungen hätten wir nicht spielen können.
Was war rückblickend betrachtet die größte Herausforderung?
Die Planungsunsicherheit in Verbindung mit den Kosten, die nicht einzusparen waren. Dazu kam ein sehr emotionales Team. Keiner hat geglaubt, dass er Weihnachten wirklich Arbeit hat. Viele der Artisten hatten schon sehr schwierige Sommer hinter sich. Entsprechend dankbar und glücklich sind sie jetzt.
Gab es Coronafälle während der Show?
haben wir einen doppelt Geimpften vor Dienstantritt per Schnelltest erkannt und sofort in Quarantäne geschickt. Bei den Shows haben wir die 2G-Plus-Regelung konsequent umgesetzt. Jeder, der das Zelt betreten hat, trug eine Maske. Auch während der Vorstellung haben wir das kontrolliert. Auch hinter den Kulissen haben sich alle jeden Tag getestet, bevor sie ins Zelt kamen.
Die Artisten haben das Gelände nicht verlassen und sind maximal einzeln zum Einkaufen. Jeder wusste, dass es an ihm liegt, ob die Show überhaupt stattfinden kann.
Woher kommt Ihre Zuversicht? Die habe ich mir antrainiert. Ich denke, das ist auch ein Stück weit Lebenserfahrung. Pandemie hin oder her – wir haben schon oft kämpfen müssen gegen alle möglichen Widrigkeiten. Dieses Jahr war eine besondere Situation – aber auch die war zu meistern. Anstrengend war nur, dass wir so stark von der Politik abhängig waren.