Betriebsferien wegen Personalausfällen in Gastronomie
Nicht nur Omikron setzt den Ravensburger Wirten zu, sondern auch die Nachwirkungen der Kurzarbeit aus dem langen Lockdown
(vin) - Fast keine andere Branche hat es in der CoronaPandemie so schwer wie die Gastronomie. Erst der monatelange Lockdown mit Kurzarbeit, der viele Mitarbeiter zur Kündigung getrieben hat. Dann strenge Regelungen, die Ungeimpften den Zugang erst erschwert und mittlerweile ganz unmöglich gemacht haben. Und jetzt erwischt die Omikron-Variante des Virus offenbar verstärkt auch Restaurant-Personal, das ja naturgemäß Kontakt zu vielen Gästen hat. Vereinzelt sind so viele Mitarbeiter krank, dass Restaurants zeitweise freiwillig ihre Türen schließen.
„Liebe Gäste, weil uns krankheitsbedingt ein Teil des Küchenteams ganz kurzfristig ausgefallen ist, haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, unser Lokal bis einschließlich 27. Januar zu schließen“, heißt es etwa auf der Homepage eines italienischen Restaurants in Ravensburg. „Wir haben aktuell einfach zu wenig einsatzfähige Mitarbeiter, um eine gute Gastronomie bieten zu können“, begründet der Restaurantchef seine Entscheidung. Genauso ging es einem weiteren Restaurant in der Innenstadt, das bereits im Dezember 14 Tage dichtmachen musste. Selbst wenn die Mitarbeiter nur milde Symptome haben – wer zehn Tage in Quarantäne muss, kann in dieser Zeit weder kochen noch Gäste am Tisch bedienen.
„Einen Überblick darüber, wie viele Betriebe wegen der Erkrankung von Mitarbeitenden aktuell nicht mehr öffnen können, haben wir nicht, so dass wir hier keine gesicherte Einschätzung geben können“, äußert sich Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Betriebsferien im Januar seien aber nichts Ungewöhnliches: „Manche brauchen nach Weihnachten und Silvester einfach ein Ruhepäusle.“Zudem sei der Zeitpunkt für Betriebsferien im ohnehin umsatzschwachen Januar angesichts der sinkenden Nachfrage günstig. Ohl: „Momentan finden ja keine größeren Veranstaltungen statt. Selbst wenn Sie im Januar Geburtstag haben, können Sie das derzeit nicht groß feiern.“
Andererseits würden sich manche Gastronomen aber auch nicht trauen zuzumachen, weil das meist mit Kurzarbeit verbunden sei, und die habe bereits im Lockdown von November 2020 bis Mai 2021 zahlreiche Beschäftigte in andere Berufe getrieben, „weil das mit weniger Gehalt und Unsicherheit verknüpft ist“, meint der Dehoga-Sprecher. So seien die Zahlen sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in der Gastrobranche im Land von 2010 bis 2019 von 102 000 auf 137 000 gestiegen und bis März 2020 wieder rapide auf 116 000 gesunken, aktuellere Zahlen oder auf den Kreis Ravensburg heruntergebrochene gebe es nicht.
Statt auf Betriebsferien setzten manche Wirte deshalb auf mehr Ruhetage, um den Personalschwund zu kompensieren.
Aktueller seien hingegen die Ergebnisse einer Dehoga-Mitgliederumfrage, an der sich vom 3. bis 5. Januar mehr als 2400 gastgewerbliche Betriebe aus Baden-Württemberg beteiligt haben, darunter auch zahlreiche aus der Region BodenseeOberschwaben. Auf die Frage „Wie hat sich Ihr Umsatz im Dezember 2021 im Vergleich zum Dezember 2019 entwickelt, ergab sich ein Durchschnittswert von minus 51 Prozent. Die drei Hauptgründe: Einschränkungen durch die Corona-Verordnungen (84,8 Prozent), das Wegbrechen des Veranstaltungsgeschäfts (64,7 Prozent), fehlende Nachfrage, weil selbst viele Geboosterte aus Angst vor Ansteckung zuhause geblieben sind (61,5 Prozent). Mehrfachnennungen waren möglich. Fazit: 61,9 Prozent der teilnehmenden Unternehmer und Unternehmerinnen gaben an, dass sie ihren Betrieb aktuell in seiner wirtschaftlichen Existenz gefährdet sehen.
Auch, so Ohl, weil die staatlichen Hilfsprogramme den weggebrochenen Umsatz aus dem Lockdown nur zum Teil kompensiert hätten.
Der Chef eines italienischen Restaurants in Ravensburg